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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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Zwerg war dem Tod schon zu nahe, um Erklärungen geben zu können. Und er sagte, dass er einen großen Ring besessen habe.
    In seinen Fieberphantasien sprach er fast nur von diesem Ring.
Der Letzte der Sieben
, sagte er immer wieder. Doch all diese Dinge konnte er auf mancherlei Weise bekommen haben. Er konnte ein Bote gewesen sein, den man gefangen hatte, als er floh, oder einfach ein Dieb, den ein noch größerer Dieb ertappt hatte. Doch er gab mir den Schlüssel und die Karte. ›Für meinen Sohn‹, sagte er; und darauf starb er, und bald danach entfloh ich selbst. Ich verwahrte die Sachen sicher, und weil eine innere Stimme mich warnte, trug ich sie zur Sicherheit immer bei mir, doch bald vergaß ich sie fast. Ich hatte andere Geschäfte in Dol Guldur, die wichtiger und gefährlicher waren als alle Schätze des Erebor.
    Jetzt erinnerte ich mich wieder an alles, und es schien mir sonnenklar, dass ich die letzten Worte von Thráin II. 4 gehört hatte, obwohl er weder seinen Namen noch den seines Sohnes nannte; und Thorin wusste natürlich nicht, was aus seinem Vater geworden war, noch hatte er jemals ›den Letzten der Sieben Ringe‹ erwähnt. Ich besaß den Plan und den Schlüssel zum geheimen Eingang in den Erebor, durch den nach Thorins Erzählung Thrór und Thráin entkommen waren. Und ich hatte beides aufbewahrt, wenn auch ohne eigene Pläne, sie zu verwenden, bis zu jenem Augenblick, in dem sie sich als höchst nützlich erweisen würden.
    Glücklicherweise machte ich keinen Fehler, als ich mich ihrer bediente. Ich behielt sie als Trumpf im Ärmel, wie ihr im Auenland sagt, bis die Dinge gänzlich hoffnungslos aussahen. Sobald Thorin sie erblickte, war er sofort bereit, auf meinen Plan einzugehen, wenigstens soweit es die geheime Unternehmungbetraf. Was immer er über Bilbo dachte, er selbst wäre aufgebrochen. Das Vorhandensein einer geheimen Tür, die nur von Zwergen wahrzunehmen war, schien es zumindest möglich zu machen, etwas über das Treiben des Drachen in Erfahrung zu bringen, vielleicht sogar etwas Gold zurückzubekommen oder einige Erbstücke, um sein Verlangen zu stillen.
    Doch mir war das nicht genug. In meinem Inneren wusste ich, dass Bilbo ihn begleiten musste, oder die ganze Fahrt würde ein Fehlschlag sein – oder, wie ich jetzt sagen würde, die weit wichtigeren Ereignisse in ihrem Gefolge würden nicht eintreten. Also musste ich Thorin noch überzeugen, Bilbo mitzunehmen. Im späteren Verlauf gab es viele Schwierigkeiten, doch für mich war dies der schwierigste Teil des ganzen Unternehmens. Obwohl ich mit ihm bis tief in die Nacht disputierte, nachdem Bilbo sich zur Ruhe begeben hatte, waren wir bis zum frühen Morgen des nächsten Tages noch immer nicht endgültig im Reinen.
    Thorin war verachtungsvoll und argwöhnisch. ›Er ist weich‹, sagte er. ›So weich wie der Schlamm seines Auenlandes, und er ist einfältig. Seine Mutter ist zu früh gestorben. Ihr spielt irgendein falsches Spiel, Meister Gandalf. Ich bin sicher, dass Ihr andere Absichten habt, als mir zu helfen.‹
    ›Ihr habt ganz recht‹, sagte ich. ›Wenn ich keine anderen Absichten hätte, würde ich Euch überhaupt nicht helfen. Mögen Euch Eure Angelegenheiten auch bedeutend erscheinen, so sind sie doch nur ein kleiner Faden im großen Gewebe. Ich habe es mit vielen Fäden zu tun. Doch ebendies sollte meinem Rat mehr Gewicht verleihen und nicht weniger.‹ Zum Schluss sprach ich mit großer Hitze. ›Hört mich an, Thorin Eichenschild!‹, sagte ich. ›Wenn dieser Hobbit mit Euch geht, werdet Ihr Erfolg haben. Wenn Ihr ihn nicht mitnehmt, werdet Ihr scheitern. Ich sehe es voraus, und ich warne Euch.‹
    ›Ich kenne Euren Ruf‹, antwortete Thorin. ›Und ich hoffe,er ist verdient. Aber dieses närrische Betragen Eures Hobbits drängt mir die Frage auf, ob es Voraussicht ist, die Euch verliehen ist, oder ob Ihr nicht eher verrückt als vorausschauend seid. Zu viele Sorgen könnten Euren Geist verwirrt haben.‹
    ›Dazu sind es sicherlich genug gewesen‹, sagte ich. ›Und unter ihnen finde ich als die ärgerlichste einen stolzen Zwerg, der bei mir Rat sucht (ohne einen Anspruch an mich, von dem ich weiß) und mich dann mit Unverschämtheit belohnt. Wenn Ihr wollt, Thorin Eichenschild, geht Eure eigenen Wege. Doch wenn Ihr meinen Rat verspottet, werdet Ihr ins Verderben gehen. Und Ihr werdet nie wieder von mir Rat noch Hilfe bekommen, bis der Schatten auf Euch fällt. Und zügelt Euren Stolz und Eure Habgier, oder

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