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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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große, stählerne Säulen von der Größe und dem Umfang starker, junger Bäume, jedoch auslaufend in einen dünnen Stift, der sich bis zur Schärfe einer Nadel zuspitzte. Zwischen den Säulen waren sieben stählerne Querstangen, und jeder Zwischenraum wies siebenundsiebzig aufrecht stehende Stahlstäbe auf, die am oberen Ende wie die Blätter von Speeren geformt waren. Aber in der Mitte, über der innersten und größten Säule, prangte eine gewaltige Nachbildung von Turgons Königsheim, der diamantenbesetzten Krone des Verborgenen Königreichs.
    In diesem mächtigen stählernen Gehege konnte Tuor weder ein Tor noch eine Tür entdecken, als er aber näher kam, wollte es ihm scheinen, als sähe er zwischen den Stäben ein blendendes Licht. Er beschattete die Augen und blieb vor Ehrfurcht und Erstaunen stehen. Doch Elemmakil ging weiter; unter seiner Berührung öffnete sich kein Tor, als er aber gegen die Stäbe schlug, begann der Zaun wie eine vielsaitige Harfe zu erklingen, erhob sich eine reine, vieltönige Harmonie, die von Turm zu Turm lief.
    Sogleich setzten sich von den Türmen aus Reiter in Bewegung, doch vor ihnen langte vom Nordturm ein einzelner Reiter auf einem weißen Pferd an. Er stieg ab und schritt auf sie zu. War schon Elemmakil erhaben und vornehm gewesen, so zeigte sich Ecthelion noch beeindruckender und herrscherlicher, er, der Herr der Brunnen und zu dieser Zeit der Oberste Hüter des Großen Tores. 29 Er war ganz in Silber gekleidet, undseinen schimmernden Helm zierte eine mit einem Diamanten gekrönte Spitze. Als sein Knappe ihm den Schild abnahm, funkelte dessen Oberfläche, als sei sie mit Regentropfen betaut, doch in Wahrheit waren es Tausende von Kristallsplittern.
    Elemmakil grüßte ihn und sagte: »Hier bringe ich Voronwe Aranwion, der von Balar zurückkehrt. Und hier ist ein Fremder, den er hierher geleitet hat und der den König zu sehen wünscht.«
    Darauf wandte sich Ecthelion Tuor zu, dieser aber schlug den Umhang um sich, stand schweigend da und blickte Ecthelion an. Voronwe kam es vor, als sei Tuor in einen Schleier gehüllt; seine Gestalt schien zu wachsen, so dass die Spitze seiner hohen Kapuze den Helm des Elbenfürsten überragte, als sei sie der Kamm einer grauen Meereswoge, die an Land rollt. Doch Ecthelion richtete seinen durchdringenden Blick auf Tuor, und nach einem Schweigen sprach er ernst: 30 »Du stehst vor dem Letzten Tor. Wisse denn, dass kein Fremder, der es durchschritten hat, es jemals wieder verlassen wird, es sei denn durch die Tür des Todes.«
    »Sprich nicht von Unheil! Wenn der Bote des Herrn der Wasser durch die Tür des Todes geht, werden ihm alle folgen, die hier wohnen. Herr der Brunnen, halte den Boten des Herrn der Wasser nicht auf!«
    Voronwe und alle, die in der Nähe standen, blickten Tuor verwundert an und erstaunten über seine Stimme und seine Worte. Voronwe meinte eine gewaltige Stimme zu hören, als riefe jemand aus weiter Ferne. Tuor schien es aber, als höre er sich selbst beim Sprechen zu und ein anderer bediene sich seines Mundes.
    Eine Weile verharrte Ecthelion schweigend, den Blick auf Tuor gerichtet, und allmählich überzog Wehmut sein Gesicht, als erblicke er im grauen Schatten von Tuors Mantel Bilder aus entlegenen Fernen. Dann verbeugte er sich, ging zum Zaunund legte seine Hände darauf. In der gekrönten Säule öffneten sich die beiden Flügel eines Tores nach innen. Darauf schritt Tuor hindurch, und als er eine hoch gelegene Rasenfläche betrat, die Ausblick auf das sich hinbreitende Tal bot, tat sich das Zauberbild des schneeumgebenen Gondolin vor ihm auf. Und lange war er so entrückt, dass er den Blick nicht abwenden konnte, denn vor ihm lag, in Wunschträumen geahnt, die Erfüllung seiner Sehnsucht.
    So stand er und sagte kein Wort. Zu beiden Seiten standen schweigend die Heere der Streitmacht Gondolins. Die Wachtruppen aller sieben Tore waren vertreten, die Hauptleute und Truppführer auf weißen und grauen Pferden. Eben als sich alle Blicke staunend auf Tuor richteten, fiel dessen Mantel zu Boden, und er stand mächtig vor ihnen, gewappnet, wie er Vinyamar verlassen hatte. Und viele waren unter ihnen, die gesehen hatten, wie Turgon selbst diese Stücke an der Wand hinter dem Thron befestigt hatte.
    Darauf sagte Ecthelion schließlich: »Nun ist keine weitere Prüfung vonnöten. Selbst der Name, den er als Sohn Huors beansprucht, ist weniger von Bedeutung als der klare Augenschein, der beweist, dass er von Ulmo selbst

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