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Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
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möge er sich klüger zeigen. Lebt wohl!«
    »Fahre dahin!«, sagte Mablung. »Denn es ist dein Wille. Aber wenn du weiterhin so handelst, erwarte ich nichts Gutes. Ein Schatten liegt auf deinem Herzen. Wenn wir uns wiedertreffen, möge er, so hoffe ich, nicht dunkler geworden sein.«
    Darauf erwiderte Túrin nichts, sondern verließ sie und ging rasch davon. Niemand wusste, wohin.
     
    Es wird erzählt, dass, als Túrin nicht zu den nördlichen Marken zurückkehrte und man nichts von ihm hörte, Beleg Langbogen selbst nach Menegroth kam, um ihn dort zu suchen. Das Herz wurde ihm schwer, als er von Túrins Taten und von seiner Flucht erfuhr. Bald danach kehrten Thingol und Melian nach Menegroth zurück, denn der Sommer neigte sich seinem Ende zu. Als man dem König berichtete, was geschehen war, setzte er sich auf seinen Thron in der großen Halle, und alle Fürsten und Ratgeber Doriaths waren um ihn versammelt.
    Darauf wurde alles untersucht und vorgetragen, auch jene letzten Worte, die Túrin bei seinem Weggang gesprochen hatte. Schließlich seufzte Thingol und sprach: »Wohlan! Wie konnte sich ein solcher Schatten in mein Reich einschleichen? Ich habe Saeros für verlässlich und klug gehalten. Aber wenn er noch lebte, würde er meinen Zorn zu spüren bekommen, denn sein Spott war niederträchtig, und ich gebe ihm die Schuld an allem, was in der Halle vorgefallen ist. Bis dahin vergebe ich Túrin. Dass er aber Schande über Saeros brachte und ihn zu Tode hetzte, ist ein Unrecht, das schwerer wiegt als die Kränkung, die er erfuhr. Diese Tat kann ich nicht ungesühnt lassen. Sie offenbart ein hartes und hochmütiges Herz.« Darauf verfiel er in Schweigen, doch schließlich sprach er betrübt weiter: »Er ist ein undankbarer Pflegesohn und ein Mensch, der sich über den Rang erhebt, der ihm zugewiesen ist. Wie soll ich jemanden beherbergen, der meiner selbst und meinem Gesetz spottet, oder jemandem verzeihen, der nicht bereuen will? Deshalbverbanne ich Túrin, Húrins Sohn, aus dem Königreich Doriath. Sollte er Zutritt zu Doriath suchen, soll er zu mir geführt werden, damit ich über ihn richte. Und solange er nicht zu meinen Füßen um Vergebung nachsucht, ist er mein Sohn nicht mehr. Falls irgendjemand diesen Spruch für ungerecht hält, möge er sprechen.«
    Schweigen breitete sich darauf in der Halle aus, und Thingol hob die Hand, um seinen Schuldspruch feierlich zu verkünden. Doch in diesem Augenblick betrat Beleg eilig die Halle und rief: »Herr, darf ich noch etwas sagen?«
    »Du kommst spät«, sagte Thingol. »Warst du nicht mit den anderen zusammen hergebeten?«
    »Gewiss, Herr«, antwortete Beleg, »aber ich verlor Zeit, weil ich jemanden suchte, den ich kannte. Jetzt bringe ich im letzten Augenblick einen Zeugen, der gehört werden sollte, bevor du dein Urteil endgültig sprichst.«
    »Alle sind vorgeladen worden, die etwas auszusagen hatten«, sagte der König. »Was kann dieser Zeuge jetzt noch Gewichtigeres vorbringen als jene, die ich bereits gehört habe?«
    »Urteile selbst, wenn du gehört hast«, sagte Beleg. »Gewähre mir diese Gunst, wenn ich deine Gnade jemals verdient habe.«
    »Ich gewähre sie dir«, erwiderte Thingol. Darauf ging Beleg hinaus und führte an seiner Hand Nellas in den Saal, das Mädchen, das in den Wäldern lebte und nie nach Menegroth kam. Sie fürchtete sich angesichts der gewaltigen Säulenhalle, des steinernen Daches und der vielen Augenpaare, die auf sie gerichtet waren. Als Thingol sie zu sprechen aufforderte, sagte sie: »Herr, ich saß in einem Baum.« Doch dann ließ die Ehrfurcht vor dem König ihre Stimme versagen und sie konnte nicht weitersprechen. Darüber musste der König lächeln, und er sagte: »Das haben andere auch schon getan, aber sie haben nicht das Bedürfnis verspürt, mir davon zu berichten.«
    Das Lächeln des Königs machte Nellas Mut, und sie erwiderte: »So ist es. Sogar Lúthien! Und an sie dachte ich an jenem Morgen, und an Beren dachte ich, den Menschen.«
    Thingol sagte nichts dazu, hörte auf zu lächeln und wartete, dass sie fortfahren würde.
    »Túrin erinnerte mich an Beren«, sagte sie schließlich. »Sie sind miteinander verwandt, sagte man mir, und solche, die genau hinsehen, können ihre Verwandtschaft erkennen.«
    Thingol wurde ungeduldig. »Mag sein«, sagte er. »Aber Túrin, Húrins Sohn, ist mit Spott von mir gegangen, und du wirst ihn nie mehr sehen, um über seine Abstammung nachzudenken. Denn nun will ich mein Urteil

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