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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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abzuweisen. Es ging ihr dabei nicht um sich selbst, auch wusste sie, dass er ihrem Mann niemals verzeihen würde, doch was den jungen Alexander anging, so war das etwas anderes. Ihr war so sehr daran gelegen, dass er seine Familie kennen lernen sollte, und so wurde der arme Junge in den Ferien immer nach Wainwright Hall geschickt, wo es ihm jedoch alles andere als gut erging. Graham war zehn Jahre älter als er und so grausam, wie nur Jungen in diesem Alter sein können. Sein Onkel duldete seine Anwesenheit gerade so. Zu allem Überfluss hatte der Junge auch noch die Augen seiner Mutter, und so erinnerte er Alan ständig an die Schwester, die er verloren hatte.
    Und seine Cousinen, die Töchter seiner Tante Julia, gehörten zur örtlichen Schickeria. Und glauben Sie mir, die hatten niemals Klamotten mit ellenlangen Säumen zum Auslassen, weil sie noch zwei Winter halten sollten, und selbst gestrickte Pullover. Der arme Junge! Das Einzige, was bei diesen Ferienaufenthalten herauskam, war, dass ihm deutlich vor Augen geführt wurde, dass er nicht dazugehörte. Doch er wusste, wie viel diese Besuche seiner Mutter bedeuteten, also gab er um ihretwillen vor, sie zu mögen. Den einen Sommer war es so schlimm für ihn, dass ich schon befürchtete, er würde einen Knacks bekommen, doch irgendwie hat er sich dann ein dickes Fell zugelegt.»
    «Hat Alan Wainwright ihn denn nie anerkannt?» Nightingale hatte plötzlich Mitleid mit Alexander Wainwright-Smith.
    «Anerkannt wäre wohl zu viel gesagt. Er hat sich eher irgendwann an den Jungen gewöhnt. Schließlich war er gut zu haben, war stets entgegenkommend … fragen Sie Joe, er ist uns immer in der Küche oder bei der Gartenarbeit zur Hand gegangen. Aber schüchtern war er und so fehl am Platz, dass er seinem Onkel regelrecht ein Dorn im Auge war. Er hat ihn als ziemlich lästig empfunden.»
    «Und dennoch hat er ihm sein halbes Vermögen hinterlassen!» Cooper wurde langsam ungeduldig.
    «Hm, na ja, ihm wohl nicht direkt.» Sie fixierte Cooper und Nightingale mit einem vogelähnlichen Blick und war jetzt offensichtlich richtig in Schwung.
    «Tja, wo soll ich anfangen? Keine Sorge, Sergeant, ich werd’s kurz machen. Alexander hat ein hervorragendes Abitur gemacht und hatte eigentlich vor zu studieren, als sein Onkel plötzlich an ihn herantrat und ihm einen Job in der alten Ziegelei anbot. Die Fabrik hätte schon vor Jahren verkauft werden sollen, doch Mr Wainwright wollte sich nicht davon trennen. Ist ja auch egal, es war ein einmaliges Angebot. Und Alexander hat es angenommen.»
    «Was für ein Job war das?»
    «Ich weiß nicht, aber auf jeden Fall hat er ganz unten angefangen. Seine Mutter war jedenfalls hocherfreut, und natürlich hat Alexander nie herausgelassen, was er dort tatsächlich tat. Und, das kann ich Ihnen sagen, er hat verdammt hart gearbeitet. Hat sich dann auch ziemlich bald hochgearbeitet, von der Fabrik zu einem Bürojob. Als die Ziegelei dann doch geschlossen wurde, wechselte er zu Wainwright Enterprises. Keine Ahnung, was er dort für eine Stellung hatte, auf jeden Fall trug er zu der Zeit einen Anzug.
    Alexander hat wirklich geschuftet, was, so glaube ich, seinen Onkel noch mehr gegen ihn aufgebracht hat, weil Graham seinem Cousin so gar nicht ähnlich war. Nach ein paar Jahren hatte er dann schon ein eigenes Büro und schien auf dem besten Weg, Karriere zu machen. Doch dann hat er Mr Wainwright wieder verärgert, als er angefangen hat, die Abendschule zu besuchen, irgend so ein Universitätsstudium, glaube ich. Dann wurde er Mitglied im Musikverein. Zu der Zeit hat er auch die ach so reizende Miss Price, unser Röslein rot, kennen gelernt.»
    «Wo? Im Verein oder an der Uni?»
    «Hm, das weiß ich auch nicht so genau.»
    «Warum hat seinen Onkel das gestört?»
    «Weil er dadurch seine Unabhängigkeit demonstrierte. Mr Alan war ein feiner Mann, aber in gewisser Weise ein Familientyrann, hat ein strenges Regiment geführt. Darum ist Alexanders Mutter ja auch weggelaufen. Er wäre doch niemals mit einer Liebesheirat einverstanden gewesen. Dass Alexander die Abendschule besucht hat, hat ihn geradezu empört, doch der ließ sich nicht davon abhalten. Das ist der Wainwright’sche Starrsinn, von dem ich vorhin sprach – da zeigt sich die Familienähnlichkeit. Das war wohl auch der Grund, warum er während der ganzen Zeit, in der er die Uni besuchte – drei oder vier Jahre waren das bestimmt –, auf seiner Stelle sitzen blieb.
    Und dann heiratet er die

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