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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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dem Rücken; die Arme weit von sich gestreckt, verharrte sie regungslos, bis ihre Sinne langsam zurückkehrten. Stolpernd raffte sie sich auf, musste sich an die Wand lehnen und abwarten, bis die Welt aufhörte, sich um sie zu drehen. Dann stützte sie sich auf den wackeligen hölzernen Handlauf; langsam, ganz langsam, tastete sie sich ihren Weg zurück nach unten, bis sie ihr Schlafzimmer erreicht hatte und die Tür hinter sich abschloss.
    Ihre Schlaftabletten bewahrte sie in einer kleinen, braunen Flasche im Nachttisch auf. Mit einem Schluck Wasser spülte sie eine halbe Tablette hinunter, bevor sie, immer noch in ihren Straßenkleidern, aufs Bett fiel und die Decke sich über ihr zu drehen begann, bis sie in den halb wachen Zustand abdriftete, der manchmal Stunden anhielt, bevor sie endlich in einen erlösenden Schlaf sinken durfte. In ihrem Kopf herrschte eine Leere, die nur von gelegentlichen Gefühlsregungen durchzuckt wurde, die jedoch sofort wieder erstarben und, noch ehe sie deutlich wurden, im Nichts vergingen. Bevor sie endgültig in das Reich der Träume hinüberglitt, leuchtete ihr, wie sie erwartet hatte, für den Bruchteil einer Sekunde die Lösung ihrer Probleme entgegen. Sie schloss die Augen und spürte, wie die Müdigkeit von ihr Besitz ergriff. Mit beiden Armen umfasste sie sich ganz fest, in einem vergeblichen Versuch, ihre Alpträume abzuwehren.

39B 33
    Mit knappen Bewegungen parkte Fenwick seinen Wagen auf dem Besucherparkplatz der Strafvollzugsanstalt. Die Besuchszeit war vorüber, und der Parkplatz war fast leer. Sein Blick fiel auf die Überwachungskameras, und er fühlte sich erleichtert. Trotz der Mauern war dies ein typischer Ort, der kleine Ganoven und Hooligans zu ihren Taten ermunterte.
    Im Polizeipräsidium hatte er Nightingale aufgefordert, ihn zu begleiten, und Cooper damit beauftragt, Personen aus Sallys Vergangenheit ausfindig zu machen. Jetzt, da sie wussten, wer sie war, baute er darauf, dass sie in der Lage wären, die Lücken in ihrem Lebenslauf zu füllen. Das war einer der Gründe, warum er hergekommen war.
    Der Sicherheitsbeamte an der Pforte nahm ihre Dienstausweise genauestens unter die Lupe. Darauf folgte eine gründliche Durchsuchung, bevor sie die mit einem elektronischen Metalldetektor gesicherten Stahltore passieren durften. Kaum schlug das Tor hinter ihnen krachend ins Schloss, als fünf Meter weiter wie von Geisterhand ein identisches Tor aufschwang. Der Wärter dahinter führte sie in einen abgeschlossenen Vernehmungsraum am Ende des stillen, weißen Korridors.
    Frank Bates wurde hereingeführt, dicht gefolgt von einem anderen Wärter. Der Häftling starrte Nightingale unverwandt an. Fenwick wandte sich an den Wärter.
    «Danke, wir kommen zurecht. Bitte gehen Sie jetzt.»
    Der Wärter verließ den Raum, und Fenwick musterte Bates aufmerksam, der seinerseits die Augen nicht von der Polizeibeamtin an Fenwicks Seite ließ. Fenwick betrachtete ihn noch einen Moment lang, dann sprach er ihn ruhig und bestimmt an, woraufhin der Häftling das erste Mal blinzelte.
    «Constable, stellen Sie sich bitte an die Tür. Sie können Ihre Notizen von dort aus machen. Mr Bates, Augen geradeaus, danke. Wir sind hier, um mit Ihnen über Ihre Tochter Sally zu sprechen. Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?»
    «Haben Sie Zigaretten dabei?»
    Fenwick holte zwei noch versiegelte Packungen aus seiner Jackentasche und legte sie neben sich auf den Tisch. Bates war ein Hüne, dessen Muskeln durch mangelndes Training erschlafft waren. Die Haut um Wangen und Kinn war erschlafft, doch hinter den blassblauen Augen schien immer noch eine latente Bedrohung zu lauern. Er sah Fenwick mit unverhohlener Abneigung an. Man spürte deutlich, dass er es dem Mann gegenüber übel nahm, Macht über ihn zu besitzen, sowohl in seiner Eigenschaft als Polizeibeamter als auch, weil er die Zigaretten hatte.
    Fenwick beobachtete, wie der Mann mit sich rang, ob er hinüberlangen und ein Päckchen nehmen sollte oder nicht. Wenn er nun versuchte, danach zu greifen, und Fenwick würde die Zigaretten wegziehen, dann wäre das ein Gesichtsverlust. Wenn es ihm aber gelänge, das Päckchen zu nehmen, dann würde das die Macht des Bullen schmälern. Fenwick war gespannt, was der Häftling tun würde, doch nach einer Weile wurde er des Spielchens überdrüssig und steckte die Zigaretten wieder ein. Bates’ Blick verdüsterte sich, und er straffte die Schultern.
    «Erst wenn Sie mit uns gesprochen haben, sollen Sie

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