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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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und nach so einem furchtbaren Start ins Leben hat sie es jetzt anscheinend sehr gut. Doch Sie sagten, dass Sally sich verdächtig gemacht hat. Irgendwas Ernstes?»
    Nightingale starrte den Sergeant an, wohl wissend, dass sie ihm gleich einen erneuten Schlag versetzen würde.
    «Mord», antwortete sie leise und drückte ihm voll Mitgefühl den Arm.

38B 32
    Wainwright Hall sah verlassen und trostlos aus. Eine Kutschenlampe war die einzige Lichtquelle in der mondlosen Dunkelheit. Fenwick kam vor dem Haupteingang zum Stehen.
    Sally war noch angezogen. Sie trug einen Angorapullover und schwarze Jeans, und er kam nicht umhin zu bemerken, dass sie sehr lange, schlanke Beine hatte. Im Haus war es bitterkalt.
    «Ostern stelle ich die Heizung ab, und sie wird erst im November wieder eingeschaltet. In der Küche ist es warm, wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass wir uns dort unterhalten.»
    Die Küche war hübsch und ordentlich. Auf dem gescheuerten Kiefernholztisch lag ein Stapel mit auszubessernden Kleidungsstücken, und ein großer Topf brodelte auf dem wuchtigen Holzherd. Hinter einem Brottopf bemerkte er eine Flasche Gin.
    «Ich koche Brühe aus dem restlichen Lammbraten vom Wochenende», erklärte Sally überflüssigerweise. «Alex liebt meine Suppen.»
    «Weiß er, dass Sie eine Affäre mit seinem Onkel hatten?»
    Er hatte erwartet, dass sie erschrecken oder nach Luft schnappen würde, doch sie sagte nur: «Was glauben Sie? Tee, Chief Inspector?» Sie blickte ihn an, kühl und unergründlich, aus hellgrünen Katzenaugen, deren Pupillen im gedämpften Licht riesengroß erschienen. «Sie haben sich wohl mit Millie Willett unterhalten? Nun, das hätten Sie nicht tun sollen.» Ihr Tonfall wurde hart. «Sie ist eine eifersüchtige und missgünstige alte Frau, die ihre Nase in Dinge steckt, die sie nichts angehen. Sie hat zu viel Fantasie und zu viel Zeit.»
    Einen kurzen Moment lang erkannte er in Sally eine harte, autoritäre Frau, die keinerlei Skrupel hatte, jahrelang treu ergebene Angestellte von einem Tag auf den anderen an die Luft zu setzen. Dann verschwand dieses Bild. Mit ein paar knappen und geschickten Handgriffen bereitete sie den Tee. Es war offenkundig, dass sie diese Küche als ihr Reich und nicht als den Wirkungskreis einer Hausangestellten ansah. Als habe sie Fenwicks Gedanken gelesen, sagte sie plötzlich:
    «Sie sind überrascht, mich hier zu Hause in der Küche vorzufinden?»
    «Nein, eigentlich nicht. Nur neugierig.»
    «Man kann eine Menge Geld in der Küche ausgeben, Chief Inspector. Oder verschwenden.» Sie stieß das letzte Wort aus, als handelte es sich dabei um eine schwere Sünde, und zählte ruhig vier Roggenkekse ab, die sie auf einen Gebäckteller mit Blumenmuster legte.
    Im Nachhall ihrer Worte wirkte die Stille im Raum beinahe beklemmend. Fenwick betrachtete ihre Handlungsweise mit neuen Augen: Ihr zwanghafter Drang, Lebensmittel zu rationieren und niemals etwas zu verschwenden, hatte eine neue Bedeutung erlangt, und er fühlte eine plötzliche Anwandlung von Mitgefühl. Sie spürte seinen Sinneswandel und sah verwirrt aus.
    «Sie wollten mit mir sprechen. Worüber?»
    Sie trat an den Herd und hantierte mit dem Kochtopf. Fenwick wartete geduldig, bis sie sich ihm wieder zuwandte. Er wollte ihre Reaktion sehen, wenn er sie mit seinem Wissen konfrontierte. Als er sprach, bemühte er sich, seiner Stimme einen sanften und Vertrauen erweckenden Tonfall zu verleihen.
    «Mrs Wainwright-Smith, wieso haben Sie uns nicht gesagt, dass Ihr eigentlicher Mädchenname Bates ist?»
    Sie antwortete nicht, starrte ihn nur mit offenem Mund an und sank wie betäubt auf einen Stuhl.
    «Es gibt nichts, dessen Sie sich schämen müssten, und Sie hätten uns eine Menge Arbeit erspart, wenn Sie es uns gleich gesagt hätten.»
    «Wie haben Sie es herausgefunden?»
    «Routineermittlungen. Früher oder später hätten wir uns zwangsläufig mit Ihrer Vergangenheit befasst. Weiß Ihr Mann über Ihre Kindheit Bescheid?»
    «Nein, natürlich nicht. Ich will auch nicht, dass er es erfährt, verstehen Sie mich!» Ihre Worte hatten einen aggressiven Beiklang, und Fenwick wartete schweigend, bis sie sich wieder gefasst hatte. Dann fuhr er fort.
    «Warum haben Sie Ihren Namen geändert?»
    «Was hätten Sie an meiner Stelle getan?»
    «Was haben Sie gemacht, nachdem man Ihre Eltern verhaftet hatte?»
    «Ich kam in Pflege. Was geht Sie das eigentlich an?»
    Er ignorierte ihre Frage und fuhr fort. Hinter ihr kochte die Brühe

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