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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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verschiedene Pflegeeltern hinter sich. Was dann aus ihr wurde, weiß ich nicht. Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass sie ein College-Stipendium bekommen hat. Bis letztes Jahr, als Mrs O’Brien mir sagte, dass sie wieder in der Gegend ist.»
    «Und Sie haben sie in all den Jahren nie gesehen?» Fenwick dachte nach. Es war unwahrscheinlich, dass Sally das Bedürfnis verspürt hatte, ihren Vater wieder zu sehen, doch er musste ganz sichergehen.
    Bates hob den Kopf, ein spöttisches Grinsen auf den Lippen. In seinem Blick lag keine Spur von Trauer oder gar Reue.
    «Nein. Darauf lege ich auch absolut keinen Wert. Sie macht ihre Sache jetzt allein.»
    Seine Worte hatten etwas Abschließendes. Fenwick schob die zweite Packung Zigaretten hinüber und bedeutete Nightingale mit einem Kopfnicken, dass sie den Wärter rufen sollte.
    «Was ist mit den Telefonkarten?»
    «Für das bisschen doch nicht! Mal hören, was Mrs O’Brien zu sagen hat. Wenn es von Interesse sein sollte, dann gebe ich sie ihr mit.»
    Der Häftling wurde in seine Zelle zurückgebracht. Nightingale hörte, wie eine schwere Tür geöffnet wurde und hinter Bates und dem Wärter ins Schloss fiel. Sie seufzte erleichtert. Unbewusst hatte sie den Atem angehalten. Fenwick stand auf und starrte gedankenverloren auf den Stuhl, auf dem Bates kurz vorher gesessen hatte.
    «Ich frage mich oft, wie ein Mensch so sein kann, so böse .Er hat seine Tochter missbraucht und sie dazu gebracht, sich zu prostituieren, hat ihren kleinen Bruder und einen Säugling bewusst verhungern lassen. Ist er sich überhaupt darüber im Klaren, was er Fürchterliches getan hat? Weiß er, was für ein Monster er ist? Macht es ihm etwas aus? Was macht einen Menschen zu dem, was er ist?»
    «Sie sagten es bereits, Sir. Er ist einfach böse.»
    «Aber warum?»
    «Warum nicht, Sir? Das Böse ist genauso wahr wie das Gute, vielleicht ist es sogar weiter verbreitet als das Gute, weil man dazu keinerlei Selbstbeherrschung braucht. Das Böse lässt unmoralisches Verhalten gedeihen und bringt unmittelbaren Gewinn. Warum sollte es uns überraschen, wenn die treibende Kraft hinter den Verbrechen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben, schlicht und einfach das Böse ist?»
    Die Heftigkeit, mit der sie die Worte ausstieß, schockierten Fenwick, und er sah sie überrascht an. Die Wut, die aus ihren Augen sprach, als sie auf den leeren Platz gegenüber starrte, beunruhigte ihn. Was war geschehen, das sie von der Existenz des Bösen überzeugt hatte? Und was würde diese Überzeugung mit den Jahren aus ihr machen? Einer Sache war er sich jedoch sicher: Für eine Polizeibeamtin war das eine ziemlich gefährliche Einstellung. Denn so eine Denkweise verführte die Menschen dazu, an eine Gerechtigkeit um jeden Preis zu glauben und dass der Zweck jedes Mittel heiligte. Er würde sie im Auge behalten müssen.
    Dann machten sie sich auf den Weg nach draußen, zurück zu ihrem Wagen, der auf dem schlecht beleuchteten Parkplatz stand.

40B 34
    «Was schulde ich dir?»
    «Fünfundzwanzig Pfund für die Ersatzteile, Paps.»
    «Was ist mit deiner Arbeitszeit?» Cooper war seinem Sohn mehr als dankbar, dass er seinen Samstagnachmittag dafür geopfert hatte, um den altersschwachen Rover wieder startklar zu bekommen, und er hatte nicht vor, den Jungen auszunutzen.
    «Vergiss es. Ich hab kaum was gemacht. Außerdem ist es immer ganz nützlich, sich mal wieder mit einer älteren Maschine wie dieser zu befassen. In der Werkstatt kriegen wir nicht mehr viele davon zu Gesicht. Du solltest dir wirklich überlegen, ob du …»
    «… ob ich Mutter nicht ein neues Auto kaufe, ich weiß. Aber sie hat’s nun einmal mit diesem hier, das ist ihr vertraut. Du weißt, wie sie ist. Hier sind vierzig Pfund … Nun nimm schon, los, damit fahre ich immer noch gut.»
    Es freute ihn, dass Lee so gute Arbeit leistete und so gut zurechtkam. Er hatte sich seinen Platz in der hiesigen Autowerkstatt wahrlich erarbeitet, und der Besitzer lobte den Jungen in den höchsten Tönen. Immer wenn er das hörte, wurde Cooper ganz warm ums Herz.
    «Sag mal, was weißt du über Donald Glass? Er betreibt doch diese Werkstatt, D and G Motors, an der A24.» Cooper war auf den Namen Glass gestoßen, als er die Akte des Sozialdienstes über Sally Bates durchgegangen war.
    Lee hatte ein spöttisches Lächeln aufgesetzt.
    «Nicht viel. Hin und wieder kommen ein paar seiner Ex in unsere Werkstatt – Kunden und Freundinnen! Die haben nichts als Klagen

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