Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
Vom Netzwerk:
über Don. Soll ein ziemlicher Knicker sein, und seine Arbeit lässt auch zu wünschen übrig. Warum fragst du?»
    «Bin auf seinen Namen gestoßen, das ist alles. Soweit uns bekannt ist, liegt nichts gegen ihn vor, doch er soll jemanden gekannt haben, der vielleicht was auf dem Kerbholz hat.»
    Cooper dachte daran, wie Nightingale Sallys Vergangenheit unter die Lupe genommen hatte, und daran, dass sie sich ausgiebig mit Mrs O’Brien unterhalten hatte. Zuerst über Sallys Kindheit, die Sozialarbeiter und Pflegefamilien und danach über ihren Umzug zu Donald Glass, als sie sechzehn war, bevor sie auch bei ihm wieder auszog. Wohin, das wussten sie allerdings noch nicht. Alle Pflegefamilien hatten sich an Sally als ein schwieriges Kind erinnert, die, wenn sie nicht ihren Willen bekam, ihre Pflegeväter des sexuellen Missbrauchs bezichtigte. Nachdem sie zu Donald Glass gezogen war, hatte das Jugendamt ihre Akte nicht mehr weitergeführt, und Fenwick hatte Cooper angewiesen, die Lücke in Sallys Lebenslauf so schnell wie möglich zu schließen. Bisher jedoch deutete nichts darauf hin, dass Sally in irgendeiner Form kriminelles beziehungsweise gewalttätiges Verhalten an den Tag gelegt hätte. Dennoch hatte Fenwick darauf bestanden, dass er alle Sally betreffenden Unterlagen durchging, nur für den Fall. Er hielt es immer noch für möglich, dass sie die Morde begangen hatte. Cooper begann allmählich, sich Gedanken über Fenwicks Beharrlichkeit zu machen, und wollte den Fall so schnell wie möglich zu den Akten legen. Ein Interview mit Glass würde ihm dabei helfen. Die Stimme seines Sohnes brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.
    «Wenn du ihn sprechen willst, dann komm heute Abend ins Bird in Hand. Da ist er samstags immer anzutreffen.»
    «Gehst du denn hin? Vielleicht komme ich auch.»
    «Okay. Jetzt kann ich dir ja einen Drink spendieren!»
     
    Donald Glass stand mit dem Rücken vor dem offenen Kamin und hielt seinen Bierkrug in einer gefährlichen Neigung neben seiner Hüfte. Er hatte einen Bierbauch und eine hässliche Narbe, die von seinem zurückweichenden Haaransatz bis zu seinem Doppelkinn verlief und sein Gesicht verunzierte. Er wirkte um einiges älter als siebenunddreißig. Der Mann hält Hof, dachte Cooper. Einen anderen Ausdruck gab es dafür nicht. Mit vier Freunden belagerte er den Kamin so, dass die anderen Zecher in ihren Ecken vor sich hin froren.
    Nachdem er sich Glass eine Weile lang angeschaut hatte, entschied sich Cooper dafür, den Mann ein andermal über Sally zu befragen. Er würde mit seinem Sohn und dessen Freunden ein Glas trinken und dann gehen. Doch Lee hatte sich’s anders vorgestellt.
    «Don!», rief er der Gruppe am Kamin fröhlich zu und ignorierte bewusst die düsteren Blicke, die die Männer ihm zuwarfen. «Hast du kurz Zeit für meinen Vater? Er würde dich gern sprechen.»
    «Hat wohl ’n Problem mit seinem Motor, das du nicht auf die Reihe kriegst, hm? Bin immer gern bereit, mein Fachwissen mit anderen zu teilen. Aber nicht hier in meiner Freizeit.»
    Lee grinste. Für Don Glass war eigentlich jede Minute zu viel und dessen Meinung war Lee herzlich egal.
    «Nein, er ist Polizist und würde sich gern mit dir unterhalten.»
    Menschenskind, dachte Cooper, straffte die Schultern, nahm sein Glas und schlenderte zu der Gruppe am Kamin, die ihm nun feindselig entgegenstarrte.
    «’n Abend», sagte er in entwaffnendem Konversationston. Auf den ersten Blick sah er nicht wie ein Polizist aus. Mit seiner untersetzten Statur und in seinem Tweedjackett, die Stirn von Schweißperlen übersät, hätte man ihn eher für einen Landwirt halten können, der sich über die letzte Viehauktion auslassen wollte. Doch etwas in seinem Blick, eine Spur natürlicher Autorität, ließ die Leute aufmerken. Und das tat nun auch Donald Glass, und die kecke Bemerkung, die er gerade loswerden wollte, erstarb ihm auf den Lippen. Dennoch war er alles andere als erfreut über die Gegenwart dieses Mannes, der hier in sein Stammlokal und damit in sein Privatleben eindrang.
    «Dringend, sagen Sie? Hat das nicht bis Montag Zeit?»
    «Ich bin hier, und Sie sind auch hier. Sie wären mir eine große Hilfe, wenn wir jetzt reden könnten.»
    «Über was denn?» Glass’ angespannte Körperhaltung verriet Cooper, einem alten Hasen, der die menschliche Natur – besonders die krimineller Art – nur zu gut kannte, dass dieser Mann etwas zu verbergen hatte.
    «Ich würde mich lieber unter vier Augen mit Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher