Nachruf auf eine Rose
die Beherrschung zu verlieren.
«Und mach dir um den Fotografen keine Sorgen. Er arbeitet schon seit Jahren für mich und hat schon Schlimmeres gesehen … wenn auch nicht viel Schlimmeres, wenn ich so darüber nachdenke.»
«Was wollen Sie von mir?»
«Das sagte ich dir doch bereits: Ich will die absolute Kontrolle über Wainwright Enterprises und natürlich noch einen kleinen Beitrag zu meiner Altersversorgung.»
«Wie viel?»
«Drei Millionen Pfund.»
«Was!»
«Das ist doch nur ein Bruchteil dessen, was ihr beide, du und Alex, geerbt habt. Und immer noch besser, als alles zu verlieren.»
«Haben Sie denn nicht schon genug?»
«Hm, man kann eigentlich nie genug haben, das wirst du doch am besten verstehen können. Nein, ich will mehr.»
«Aber drei Millionen! Wo soll ich so viel Geld hernehmen?»
«Dir fällt bestimmt etwas ein. Ich brauche auch nicht alles auf einmal. Für den Anfang reichen mir ein paar hunderttausend. Sozusagen als Zeichen eures guten Willens. Und den Rest dann im Laufe des nächsten Jahres. Ihr werdet das schon machen. Wie – das liegt an dir.»
«Wie lange geben Sie mir Bedenkzeit?»
«Überhaupt nicht! Du bist nicht in der Position, um mit mir zu verhandeln, Sally. Das Einzige, was du tun musst, ist, dir Gedanken darüber zu machen, wie ihr mich bezahlen wollt. Wie gesagt, die erste Rate dürfte euch keine Schwierigkeiten bereiten. Ich erwarte das Geld also bis Ende der Woche. Verkauf ein paar Papiere. Das dürfte nicht weiter schwierig sein.»
«Grahams Nachlass ist noch nicht geregelt.»
«Aber Alans – und ich weiß haargenau, wie viel er euch hinterlassen hat. Und sowie ihr Zugriff auf Grahams Vermögen habt, könnt ihr seine Besitztümer veräußern und mir den ausstehenden Betrag zukommen lassen.»
Mit einem Mal gab Sally nach. Ihre Schultern sackten nach vorne, und sie ließ den Kopf hängen.
«Ich werde Hilfe brauchen, das Geld flüssig zu machen.»
Das bezweifelte er. Wie er Sally kannte, hortete sie sicher irgendwo auf Wainwright Hall ein kleines Vermögen.
«Jeremy Kemp soll dir helfen. Ich werde ihn wissen lassen, dass du dich bei ihm melden wirst. Aber denk daran: Er darf nichts davon erfahren, dass das Geld für mich bestimmt ist.» Noch einmal packte er ihren Arm, um sie daran zu erinnern, was geschehen würde, wenn sie seinem Wunsch nicht nachkommen sollte.
«Ich werde mit Jeremy sprechen und mich wieder bei Ihnen melden, um über die Geldübergabe zu sprechen.»
«Ausgezeichnet! Ich wusste, dass man vernünftig mit dir reden kann. Komm, ich spendier dir einen Drink.»
«Nein, danke. Ich muss jetzt nachdenken. Gehen Sie nur schon vor. Man sollte uns besser nicht zusammen sehen.» Ihre Stimme klang matt, wie besiegt.
«Auch gut.» Er drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Wange. «Sehr gut!», sagte er, als habe sie soeben einen schwierigen Test bestanden, und winkte ihr noch einmal zu, bevor er hinter der Wegbiegung verschwand.
43B 37
Fenwick saß an seinem Schreibtisch im Büro und las noch einmal das Protokoll über Sally Wainwright-Smiths Vernehmung am Vortag. Gerade dachte er an die bevorstehende Gegenüberstellung, die für die Mittagszeit angesetzt worden war, als seine Sekretärin ihm mitteilte, Mrs Wainwright-Smiths Rechtsbeistand sei am Telefon. Er beschloss, den Anruf entgegenzunehmen, und war im ersten Moment erstaunt, Ebutts Namen zu hören. Er war im ganzen Land als hervorragender Strafverteidiger bekannt, und in Polizeikreisen fürchtete man seinen Namen. Dies war das erste Mal überhaupt, dass Fenwick persönlich mit ihm sprach.
«Chief Inspector, Mr Wainwright-Smith hat mich beauftragt, die Interessen seiner Frau zu vertreten. Ich habe mich jetzt eine halbe Stunde lang mit den angeblich gegen meine Mandantin vorliegenden Beweisen beschäftigt, und mir ist jetzt klar, warum Sie es nicht gewagt haben, sie festzunehmen. Sie haben einfach nichts gegen sie in der Hand!»
Fenwick war überrascht, dass der Mann ihn extra angerufen hatte, um ihm das mitzuteilen, wo er doch später am Tag Gelegenheit gehabt hätte, ihn damit in einem persönlichen Gespräch zu konfrontieren. Für einen so erfahrenen Anwalt war das eine merkwürdige Vorgehensweise, doch schon im nächsten Moment sollte ihm der Grund dafür klar werden.
«Ich schlage vor, Sie sagen diese Gegenüberstellung heute ab, sonst sähe ich mich gezwungen, Sie und Ihr Team wegen Schikane zu verklagen.»
Wenn Ebutt vorhatte, Fenwick zu verärgern, dann war ihm das misslungen, doch
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