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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Flaschenzug geraten. Rasch trat er ein paar Schritte zurück, als er sich des glänzenden Metallblocks bewusst wurde, der nur einen knappen halben Meter über seinem Kopf bedrohlich hin und her schwang.
    Ohne auf das Schimpfen des Bauern zu achten, schlug Fenwick den Weg ein, den er gekommen war, zurück zu dem Feld, auf dem sie ihre von Misserfolg gekrönte Nachstellung des Tathergangs exerzierten. Er öffnete gerade das Gatter, als ihn die volle Bedeutung dessen, was er soeben gesehen harte, wie ein Hammerschlag traf. Er rannte zurück zum Hof trotz des Matsches, der an seinen Stiefeln klebte. Die soeben gewonnene Erkenntnis hatte ihn neu belebt und beflügelt.
     
    «Das ist ja wohl total in die Hose gegangen!» Blites Tonfall implizierte, dass man die Schuld daran bei allen, nur nicht bei ihm, zu suchen hatte, und Cooper musste sich auf die Zunge beißen, um den Mann nicht daran zu erinnern, dass er es war, der die Ermittlungen im Fall Graham Wainwright leitete. «Fenwick hätte doch wissen müssen, dass sie von der Körperkraft her einfach nicht dazu in der Lage war, einen erwachsenen Mann einen Baum hochzuziehen. Da kann ich nur sagen: Gott sei Dank haben wir sie nicht verhaftet!»
    Cooper und Nightingale tauschten einen Blick, aus dem das stille Einverständnis eines gemeinsam erlebten Misserfolgs sprach. Trotz ihres Fehlschlags vertrauten sie Chief Inspector Fenwick immer noch voll und ganz. Beide hatten alles gegeben, um die Richtigkeit seiner Theorie zu beweisen. Schweigend gingen sie nebeneinander aufs Feld hinaus, wobei sich jeder der gedrückten Stimmung des anderen nur allzu deutlich bewusst war.
    «Zurück an die Arbeit, Leute! Um Viertel vor zwei müssen wir wieder im Präsidium sein. Los, Beeilung!»
    Beide fuhren gleichzeitig herum und sahen, wie Fenwick zusammen mit einem Landarbeiter auf den Baum zustrebte. Der entschlossene und zuversichtliche Ausdruck auf seinem Gesicht ließ Nightingale neue Hoffnung schöpfen. Sie sah, wie sich ein breites Grinsen auf Coopers Gesicht ausbreitete, und hörte, wie er vor sich hin murmelte:
    «Hat der alte Teufelsbraten es wieder mal geschafft!»
    «Hört mir zu: Dieser Gentleman hier mit dem Paket ist Pete. Er hat sich freundlicherweise bereit erklärt, uns bei unserem Experiment unter die Arme zu greifen. Auf geht’s, Pete!»
    Der Mann ging hinüber zum Baum, kletterte auf den Hocker unter dem Ast, schlang einen Leinengurt, an dem ein Metallhaken befestigt war, um den Ast, schob den Gurt durch eine Art Schnalle und zog ihn fest. Als Nächstes holte er einen Flaschenzug aus dem Sack, den er mitgebracht hatte, und hängte ihn an den Haken. Dann beschäftigte er sich damit, den durch den Flaschenzug laufenden Strick an dem Sandsack festzumachen und diesen langsam, Zentimeter um Zentimeter, hochzuziehen. In weniger als zwei Minuten hing er frei schwingend am Ast. Fenwick ging hinüber zu dem Seil, das an einer Wurzel befestigt war, und zog den durchhängenden Teil straff. Pete löste den Strick, und schweigend betrachteten sie den Sandsack, wie er sachte hin und her schwang.
    Cooper grinste so breit, dass sein Gesicht zu zerreißen drohte, wurde jedoch gleich wieder ernst, als Blite das Wort ergriff.
    «Also war der Mörder ein Landarbeiter, der sich mit Flaschenzügen auskennt. Nun, das grenzt doch den Kreis der Verdächtigen ganz erheblich ein?» Er machte sich nicht einmal die Mühe, seinen Sarkasmus zu verbergen. Nightingale sagte ganz ruhig:
    «Sallys Vater war Landmaschinenmechaniker, Inspector. Sie muss ihm oft bei der Arbeit zugesehen haben.»
    «Und sie soll sich heute noch daran erinnern, wie man einen Flaschenzug bedient – sie war ja schließlich erst acht Jahre alt!»
    «Das ist möglich, ja. Und dann hat sie ein paar Jahre an der Küste gewohnt und ging regelmäßig mit einem ihrer Verehrer segeln. Ein Boot ist voll von Seilwinden und Flaschenzügen. Aber das herauszubekommen, dürfte nicht schwer sein.»
    «Wie denn, Constable?»
    «Lassen Sie mich mal versuchen. Ich habe Pete eben nur einmal dabei zugesehen. Wenn ich es schaffe, dann sehe ich keinen Grund, warum Sally es nicht auch gekonnt haben soll, wo sie ihrem Vater sicher oft bei der Arbeit zugesehen hatte.»
    Fenwick nickte zum Zeichen seines Einverständnisses. Er löste das Seil, der Sack plumpste zu Boden, und Pete reichte ihr den Flaschenzug. Schritt für Schritt wiederholte Nightingale jeden von Petes Handgriffen. Ihre Bewegungen waren ruhig und sicher, und es sah so aus, als sei die

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