Nachruf auf eine Rose
Armen und Beinen auf den Teppich legte, bemerkte er, wie sie einen Blick auf ihre Armbanduhr warf.
«Hast du noch was vor?»
«Na ja, im Kino läuft ein Film, den Tony unbedingt sehen möchte. Wenn ich mich jetzt auf den Weg mache, dann bin ich wie immer pünktlich um zehn wieder da.»
Das war sie nie. Wendy kam grundsätzlich überall zu spät. Doch das war auch ihre einzige Schwäche. Ansonsten war sie das beste Kindermädchen, das er sich vorstellen konnte.
Bess nahm ihn bei der Hand und zog ihn ins Wohnzimmer, wo hinter dem Kamingitter ein Feuer knisterte und knackte.
«Grünes Holz», erklärte Bess wissend. «Das nächste Mal musst du abgelagertes Holz kaufen, Papa.»
«Jawohl, Madam. Wie war’s in der Schule, erzählt mal!»
Erfreut über die Aufmerksamkeit, die ihr Vater ihnen widmete, begannen sie draufloszuplappern. Selbst Chris erzählte munter und ließ sich von seiner Schwester nicht ausbooten. Glücklich, seinen sechsjährigen Sohn so normal und unbeschwert zu sehen, lächelte Fenwick ihn an.
Nachdem er die Kinder zu Bett gebracht hatte, stieg er unter die Dusche, zog sich an und heizte den Backofen vor für eine Fertigpizza. Dann fiel ihm ein, dass er sich fest vorgenommen hatte, mehr Gemüse zu essen. Im Kühlschrank fand er Tomaten und Zwiebeln, mit denen er sich einen Salat zubereiten könnte. Er pickte gerade den letzten Bissen auf, als das Telefon klingelte.
«Sir? Cooper hier. Sergeant Gould war erfolgreich: Eins der jungen Mädchen, die mit Fish im Zug nach Brighton saßen, hat die Frau, die man mit Francis Fielding zusammen gesehen hat, identifizieren können. Es ist Sally Wainwright-Smith.»
«Ist das Ihr Ernst? Ist sie sich ihrer Sache sicher?»
«Ganz sicher. Sie sagte, sie sei mit Sally zusammengestoßen und Sally habe sie als ‹dummes Flittchen› beschimpft. Sie erinnert sich genau. Das Mädchen wurde heute Nachmittag wegen öffentlicher Ruhestörung festgenommen, und in der Hoffnung, dass sie es in Brighton leichter haben würde, hat sie uns angeboten, die Frau zu identifizieren.»
«Hält ihre Aussage vor Gericht stand?»
«Gould denkt, ja. Er hat sich mit ihr persönlich unterhalten.»
«Hat er eine Idee, warum Sally und Fielding sich getroffen haben?»
«Seiner Meinung nach hat sie Fielding angeheuert, um Fish zu töten. Geld dürfte bei ihr keine Rolle gespielt haben. Aber welches Motiv könnte sie gehabt haben?»
«Vielleicht hatte Fish irgendetwas gegen sie in der Hand, was ihr das Recht auf das Wainwright’sche Vermögen streitig gemacht hätte. Letztendlich ist das der Grund, warum wir sie verdächtigen, Graham umgebracht zu haben.»
«Möglich. Jedenfalls hat er wieder Leben in den Fall gebracht, und Brighton ist plötzlich sehr kooperativ. Nun, wo wir eine Verbindung zwischen Sally und Fielding gefunden haben, glauben auch sie, dass die Morde an Fish und Bennett miteinander zu tun haben könnten. Gould bleibt wenn nötig die ganze Nacht in Brighton. Vielleicht findet er ja noch mehr heraus.»
«Ausgezeichnet. Er kann mich jederzeit auf dem Handy erreichen.»
Fenwick verspürte eine Unzufriedenheit darüber, dass er jetzt nicht an die Arbeit zurückkehren konnte. Er würde warten müssen, bis Wendy um zehn nach Hause kam. Der ganze Abend lag noch vor ihm, und er fühlte sich, als habe er eine Gefängnisstrafe abzusitzen. Um Viertel nach acht klingelte das Telefon erneut. Wieder war es Cooper, der ihm berichtete, dass sie mit HOLMES Material über James FitzGerald gefunden hatten. Er wurde in Verbindung mit Benjamin Harris genannt, einem Berufsverbrecher, der mit dem organisierten Verbrechen, dessen Zentrum in Brighton lag, zu tun hatte. Kaum hatte Fenwick aufgelegt, wählte er Miles Cators Büronummer. Der Commander steckte immer noch mitten in der Arbeit, und Fenwick berichtete von FitzGeralds Verbindung zu Harris.
«Sie glauben also, dass Wainwright Enterprises Benjamin Harris als Geldwaschanlage dient? Nun, das wäre natürlich ein Ding! Sie hätten zu keinem günstigeren Zeitpunkt anrufen können, Chief Inspector. Morgen müssen wir vor Gericht wegen der Wainwright’schen Klage auf Rückgabe der Firmenunterlagen. Dieses Wissen wird unsere Position beträchtlich stärken, obwohl mich natürlich die Tatsache irritiert, dass meine Leute diese Verbindung nicht selbst entdeckt haben. Ich habe veranlasst, dass man die Namen aller Aktionäre und Vorstandsmitglieder des Unternehmens durch HOLMES, PCN und alle uns zur Verfügung stehenden Datenbanken laufen
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