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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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helfen.»
    Cooper machte sich auf den Weg, um Nightingale zu suchen, überzeugt davon, dass auch sie um diese Zeit bereits anwesend war. Und so war es auch.
    «Was tun Sie da?»
    «Ich packe meine Sachen, Sergeant. Ich bin über Ostern drei Wochen runter an die Küste abgeordnet worden.»
    «Wann fahren Sie?»
    «Morgen.»
    «Haben Sie heute noch viel zu tun?»
    Bei diesen Worten schlug Nightingales Herz schneller.
    «Nein, Sir. Ein oder zwei Berichte müssen noch fertiggeschrieben werden, bevor ich gehe, aber das kann ich auch heute Abend noch tun.»
    «Ich vergesse immer wieder, wie arbeitseifrig ihr Polizeischul-Absolventen seid.»
    Nightingale hatte die verkürzte Laufbahn eingeschlagen, ein Programm für besonders befähigte Polizeidienstanwärter. Mittlerweile hatte er sich an diesen Gedanken und auch an Nightingale gewöhnt, und er nahm ihr die Privilegien, die ihr diese neumodische Einrichtung verschaffte, nicht mehr übel. Zudem war sie neben Chief Inspector Fenwick die Einzige, die extrem hart arbeitete.
    «Also dann, auf geht’s! Der Chief Inspector hat nicht den ganzen Tag Zeit!»
    Nightingale unterdrückte ein, wie sie meinte, idiotisches Grinsen und folgte Coopers breitem Rücken den Korridor entlang.
     
    Graham Wainwright und Jenny hatten sich vorübergehend in einem Country-Hotel in einer kleinen, acht Kilometer entfernten Gemeinde in den Sussex Downs einquartiert. Die drei Kriminalbeamten waren im allmorgendlichen Pendlerverkehr im Stau stecken geblieben und erreichten ihr Ziel erst gegen halb neun. Bei ihrer Ankunft schliefen Graham und Jenny noch, und so warteten sie in einem nach abgestandenem Zigarrenrauch riechenden Salon und tranken Kaffee.
    «Nightingale, Sie sprechen mit Jenny Reynolds. Hören Sie sich an, was sie von Grahams Bedenken hält, und versuchen Sie möglichst unauffällig herauszufinden, wer sonst noch etwas wissen könnte. Cooper und ich nehmen uns Graham vor.»
    Sie mussten noch ein zweites Mal anrufen, und schließlich wurde Nightingale in die Suite hochgeschickt, um Graham zu holen. Murrend und unrasiert stieg er die Treppe hinunter, als Nightingale sich zu ihrer Verblüffung einer nur mit einem Handtuch bekleideten Jenny gegenübersah.
    «Ich bin Detective Constable Nightingale von der Kriminalpolizei in Harlden.» Jenny warf einen flüchtigen Blick auf ihren Dienstausweis. «Haben Sie ein paar Minuten Zeit? Ich würde gerne über Mr Wainwrights Bedenken, was den Tod seines Vaters anbelangt, mit Ihnen sprechen. Hat er Ihnen davon erzählt?»
    «Aber ja, Graham erzählt mir alles, er kann nie etwas für sich behalten. Huch, das hätte ich nicht sagen dürfen, vergessen Sie’s einfach. Kommen Sie doch rein. Ich habe Kaffee und Saft bestellt. Sehen Sie einfach woandershin, während ich mich anziehe.»
    Nightingale gab sich alle erdenkliche Mühe, doch Jenny betrachtete Nacktheit wohl mit der unbekümmerten Einstellung eines Fotomodells, wohingegen Nightingale eine Schule besucht hatte, in der die Mädchen Einzelduschen hatten. Als der Zimmerservice mit den Getränken kam, hatte Jenny sich endlich für schwarze Jeans und ein apartes, außerordentlich knapp sitzendes Sweatshirt in Fuchsiarot entschieden, nachdem sie anscheinend ihre gesamte Garderobe durchprobiert hatte, einschließlich der Cocktailkleider. Beim Anziehen unterhielt sie sich mit Nightingale, als wären sie schon lange befreundet. Jenny war nur ein paar Jahre jünger als Nightingale und studierte im dritten Jahr Psychologie. Doch seitdem sie mit Graham zusammen war, hatte sie keine einzige Vorlesung mehr besucht. Vor drei Monaten hatte sie ihre Zukunftspläne dann ganz ad acta gelegt, war sie doch inzwischen bis über beide Ohren in Graham verliebt. Hinter seinem playboyhaften Auftreten verberge sich ein jungenhafter Charme, was ihn besonders anziehend mache, sagte sie; auch sei er warmherzig und habe ein großzügiges Wesen.
    Sie berichtete Nightingale, Graham sei aufrichtig besorgt, sie habe aber keine Vorstellung, warum. Ihrer Meinung nach sei nichts ungewöhnlich gewesen: keine Drohungen, auch keine seltsamen Vorkommnisse in der Zeit vor dem Tod des Vaters. Allerdings hätten bestimmte Leute Graham zugeraunt, sein Tod sei kein Selbstmord gewesen. Zugespitzt habe sich das Ganze dann beim Gedenkgottesdienst, so dass Graham keine andere Möglichkeit mehr gesehen habe, als zur Polizei zu gehen.
    Jenny war der Ansicht, dass Graham eine Phase durchlebte, in der ihn Schuldgefühle und Vorwürfe quälten. Nicht, dass

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