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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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er die schmerzende Stelle und fühlte etwas Feuchtes. Er sah hinab auf seine Hände, die über und über mit Blut bedeckt waren. Wie versteinert von der Erkenntnis, dass das hier kein böser Traum war, begann er am ganzen Leib zu zittern. Der Junge stand immer noch da, ein Messer in der Hand, und bewegte sich im Rhythmus des fahrenden Zuges. Er starrte auf Arthur herunter und schien dessen panische Angst geradezu zu genießen.
    «Warum?», fragte Arthur erschüttert. Er spürte keinen Schmerz mehr, nur eine leichte Übelkeit in der Kehle. Und diese Eiseskälte, die ihn ankroch, immer weiter, und von ihm Besitz ergriff.
    «Du warst ein böser Junge, Arthur, und böse Jungen müssen bestraft werden.» Der Junge spie die Worte förmlich aus und lachte über den Schmerz des älteren Mannes. Blut tropfte von Arthurs Hemd und bildete einen feuchten Fleck auf seiner Hose, der langsam größer wurde.
    «Jetzt hast du dich auch noch bepisst, du Flasche!»
    Der Zug fuhr über eine Weiche, und Arthur erkannte an den Bewegungen und den Geräuschen, dass sie in den nächsten Bahnhof einfuhren. Vielleicht würde ja jemand zusteigen. Er könnte ans Fenster klopfen, um auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht war es noch nicht zu spät!
    Als könnte er Gedanken lesen, ließ der junge Mann von ihm ab und blickte sich um.
    «Es ist Zeit. Sag schön auf Wiedersehen, Arthur!»
    Dann stieß er zu, das Messer in der Faust. Arthur hob abwehrend die Hand, doch seine Finger wurden wie nichts beiseite gewischt, und das Messer landete am Ziel. Die geschliffene Klinge glitt zwischen zwei Rippen hindurch und durchtrennte den Herzmuskel. Arthurs Körper erzitterte ein letztes Mal und sackte dann leblos in sich zusammen.
    Der Junge ließ die Klinge im Schaft verschwinden, holte die Brieftasche seines Opfers aus dessen Mantel. Er legte ihm die Kappe auf den Schoß, so dass der Fleck darunter nahezu bedeckt war. Dann zerschlug er die Abteilbeleuchtung über dem leblosen Körper. Mit etwas Glück würde man ihn erst an der Endstation finden.
    Während der Zug langsam in den Bahnhof einfuhr, durchsuchte der Junge die Brieftasche nach Bargeld. Das Einzige, was er fand, war eine Zwanzig-Pfund-Note, die er einsteckte. Dann schmiss er die Brieftasche auf den Boden. Der Zug stand bereits, und er stieg aus. Auf dem Bahnsteig war mehr los, als ihm lieb war. Die Wirkung der Drogen, die er in Brighton genommen hatte, ließ langsam nach. Er hatte das Zeug gebraucht, denn dies war das erste Mal, dass er so weit gegangen war und jemanden kaltblütig getötet hatte. Sein Kopf fühlte sich so riesig an, und seine Hände begannen zu zittern. Er vergrub sie tief in der Jacke seines Trainingsanzugs, so dass man das Blut nicht sehen konnte, das an ihnen klebte. Der Gestank in der Herrentoilette raubte ihm beinahe den Atem, doch zum Glück war niemand hier. Er hielt die Hände unter den schwachen Wasserstrahl und wusch sich mehr schlecht als recht das Blut ab. Zu seiner Überraschung waren sogar noch Papierhandtücher im Spender, und er rieb sich die Hände so gut es ging sauber.
    Am Taxistand wartete noch ein Wagen. Geld war heute Nacht nicht das Problem, überhaupt würde er die nächste Zeit ganz gut über die Runden kommen. Also beschloss er, sich zur Feier des Tages ein Taxi zu gönnen. Auf dem Rücksitz des Wagens warf er sich die letzte noch verbliebene graue Pille in den Mund und schluckte sie hinunter. Erst als er sich mit dem Messer den Dreck und das Blut unter seinen Fingernägeln entfernt hatte und die Tablette langsam wirkte, fühlte er, wie er sich entspannte und das Hochgefühl wieder zurückkehrte. Plötzlich erinnerte er sich daran, dass er die Brieftasche hätte mitnehmen sollen! Damit es wie ein Raubüberfall aussah. Das würde seinen Auftraggeber echt ankotzen, und vielleicht würde er nun die andere Hälfte seines Honorars nicht bekommen. Blieb immer noch die Hoffnung, dass es niemals herauskommen würde und er noch einmal so davonkäme. Das war ja meistens so. Er bedeutete dem Fahrer, an der nächsten Ecke zu halten, und ging die kurze Strecke bis zum Club zu Fuß. Dort würde er sich besorgen können, was er brauchte, damit er die Nacht bis zum Morgen ohne Alpträume überstehen würde.

20B 14
    Es war ein langer Tag gewesen, besser gesagt ein langer, langer Monat. Noch ein paar Tage, dann wäre sie wieder zurück in Harlden. Die dreiwöchige Abordnung an die Küste war eine Erfahrung wert gewesen, doch Nightingale war froh, dass das

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