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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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fest zusammenkneifen, dass sie nur am Sonntag aufs Klo können.»
    Er stieß die Autotür so vehement auf, dass ein gerade vorbeifahrender Motorradfahrer fast ins Schleudern gekommen wäre. Nightingale rührte sich nicht. Heftig kämpfte sie gegen die Tränen und die Wut, die in ihr aufstiegen. Er war ein dummer Idiot, und was er über sie dachte, war ihr völlig egal, doch seine Andeutung über «die anderen» und ihre angebliche Verachtung ihr gegenüber hatte sie schwer getroffen. Sie hatte hart gearbeitet, hatte immer und überall ausgeholfen und ihnen, wenn sie ihr Pensum allein nicht schafften, Papierkram abgenommen. Und die ganze Zeit hatten sie hinter ihrem Rücken über sie gelacht. Einen Augenblick später versiegten ihre Tränen, doch die Wut blieb. Sie schluckte schwer, versuchte das Gefühl beiseite zu schieben und betrat hinter Pink die gut gepflegte Doppelhaushälfte.
    Die Techniker von der Spurensicherung waren schon bei der Arbeit, und Blitzlichter zuckten aus einem Zimmer rechts von der Diele. Pink unterhielt sich mit einem der beiden Streifenpolizisten, die als Erste am Tatort gewesen waren.
    «Die Nachbarn, Mr und Mrs Wells, hörten gegen neun Uhr verdächtige Geräusche.»
    «Was für Geräusche?», fragte Pink.
    «Laute Stimmen, dann Schreie.»
    «Wer war sie?»
    «Amanda Bennett.»
    Der Streifenbeamte warf einen Blick in sein Notizbuch.
    «Verheiratet? Lebensgefährte?»
    «Mrs Wells sagt nein. Sie lebte alleine. Ist vor knapp einem Jahr hier eingezogen.»
    Nightingale reckte den Hals, um über Pinks Schulter zu sehen. Der Polizeiarzt kam und betrat vorsichtig den Raum, während die Leute von der Spurensicherung zur Seite traten. Nightingale konnte die Tote jetzt sehen. Weiß, vielleicht Ende dreißig oder etwas älter. Schlank, ihr Körper war noch gut in Form gewesen, ein bisschen zu viel Make-up, doch sie schien ziemlich attraktiv gewesen zu sein. Aber das war, bevor ihr Mörder sie so zugerichtet hatte.
    Offensichtlich waren ihr die Schnitte an Gesicht und Hals nicht nach einem bestimmten Muster zugefügt worden. Einige waren fast nur Kratzer, andere gingen tief ins Fleisch hinein. Scheinbar unberührt beobachtete sie den Polizeiarzt, wie er die Tote untersuchte.
    «Der Tod muss vor knapp zwei Stunden eingetreten sein.»
    «Todesursache?» Pink konnte nie einfach nur abwarten.
    «Das wird der Gerichtsmediziner bei der Obduktion klären.»
    Die Arbeit um den Leichnam herum ging weiter. Niemand sprach, nicht aus Respekt gegenüber der Toten, sondern weil alle müde waren. Schweigend durchsuchten Pink und Nightingale das Haus. Als der Polizeiarzt gegangen war, betrat Nightingale zum ersten Mal den Raum, in dem die Tat verübt worden war. Die Möbel waren nichts Besonderes, doch alles machte einen gepflegten und sauberen Eindruck. Das einzige offensichtlich teure Stück war ein zierlicher Vitrinenschrank, in dem eine Puppensammlung untergebracht war.
    «Wir wissen jetzt, wie die Dame ihren Lebensunterhalt bestritten hat», rief Pink Nightingale zu, und sie folgte ihm nach oben. Mit einem wissenden Lächeln deutete er mit dem Kopf auf eine der Türen.
    Das eine Zimmer enthielt ein ausladendes Doppelbett mit einem Spiegel am Kopfende. Ein zweiter Spiegel hing genau über dem Bett an der Decke. Hinter einem mit geschnitzten Holzornamenten verzierten Paravent befanden sich zwei geschickt integrierte Einbauschränke, in denen eine ganze Kostümsammlung untergebracht war. Da war für jeden Geschmack etwas dabei, von der Uniform bis zum wirklich perversen Outfit. Zu den weniger abartigen Verkleidungen zählten ein Lehrerinnenkostüm mit kurzem Faltenrock, Mäntelchen und Turnschuhen sowie die Schürze einer Kinderschwester, in deren Tasche eine Flasche Babyöl steckte.
    Der andere Schrank enthielt rote, violette und schwarze hautenge Anzüge in allen denkbaren Materialien, die an strategisch wichtigen Stellen aufgeschlitzt waren. Gummi, Lurex, Leder, PVC, Seide, einfach alles war da. Säuberlich in Fächern verstaut eine ganze Kollektion genagelter Halsbänder, Stiefel, Accessoires, Rohrstöcke und Peitschen. Auf gewisse Weise war Nightingale fasziniert, auch wenn sie bewusst ein unbeteiligtes Gesicht aufsetzte.
    «Ein Kunde, der ungemütlich geworden ist.» Pink war sich seiner Sache sicher.
    «Könnte sein, doch warum so ein Risiko eingehen? Außerdem war sie nicht angezogen.»
    «Nein, meine Liebe, da hast du etwas falsch verstanden. Sie hat sich für ihre Kunden aus gezogen!»
    Nightingale

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