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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Firmenverbund. Das Unternehmen hatte schlechten Zeiten getrotzt und war kräftiger denn je daraus hervorgegangen. Arthur war immer stolz auf die Firma und das Management gewesen. Während Konkurrenzunternehmen vor sich hin dümpelten und schließlich Konkurs anmeldeten, wuchs und gedieh Wainwright’s, hatte niemals Probleme mit der Auftragslage, niemals Zahlungsschwierigkeiten, und das alles mit ein paar privaten langjährigen Aktionären und Familienmitgliedern. Die Buchhaltungsabteilung wurde relativ klein gehalten, und die Buchprüfer hatten nie etwas zu beanstanden gehabt.
    Arthur verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper. Sein verblichener Vorgesetzter hatte ihn seinerzeit einen Idioten geschimpft, und er hatte Recht behalten. Als er langsam zu verstehen begann, was wirklich vor sich ging, wurden die Gratifikationen erhöht, und seine Frau Jill und er konnten sich nun ein wirklich hübsches Haus leisten. Jill hatte sich so darüber gefreut, und ihre Achtung vor ihm war noch mehr gestiegen und damit auch ihre Liebe zueinander. Allein der Gedanke, das alles aufs Spiel zu setzen, war ihm so abwegig erschienen, dass er einfach weitergemacht und beide Augen zugedrückt hatte, bis Alexander und Sally Wainwright-Smith auf der Bildfläche erschienen waren.
    Er hätte die Firma nach Alans Tod verlassen sollen. Geld genug hatte er schließlich. Doch zu dem Zeitpunkt war es mit der Gesundheit seiner Frau rapide bergab gegangen, und er hatte sich nicht mehr getraut, den Schritt zu tun. Wainwright’s hatte ihn während der Krankheit seiner Frau großzügig bedacht. Sie hatten die bestmögliche Pflege bezahlt, Spezialisten einfliegen lassen, die beste Medizin besorgt, und als sich abzeichnete, dass sie völlig auf die Hilfe anderer angewiesen sein würde, hatten sie ihm sogar dabei geholfen, das Haus entsprechend umzubauen. Doch nun war es zu spät. Er hatte sich verfangen in einem Netz aus Betrug und Lügen, an dem er selbst mitgewoben hatte. Es gab nun kein Zurück mehr. Er wusste, dass er die Firma verlassen sollte, um Jill in den letzten Monaten ihres Lebens zur Seite zu stehen. Doch er hatte Angst davor zu gehen. In diesem Moment wurde ihm mit erschreckender Deutlichkeit bewusst, dass er gar keine Chance hatte, einen langen Ruhestand zu genießen.
    Die Abteiltür wurde geöffnet und rasch wieder geschlossen; ein Hauch kalter Nachtluft war hereingedrungen. Arthur blickte auf und sah einen schlanken, schwarz gekleideten Jugendlichen, der hereingekommen war. Sie waren ganz allein im Abteil, nur er und der junge Mann, und Arthur wandte rasch seinen Blick ab, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen.
    Der junge Mann ließ sich Arthur gegenüber auf den Sitz fallen und legte seine in schmutzigen Turnschuhen steckenden Füße auf den Sitz neben Arthur. Dieser schnaubte empört und warf dem Mann einen raschen Blick zu. Zwei eisblaue Augen starrten ihn voller Verachtung an. Der Junge grinste, und Arthur drehte hastig den Kopf weg.
    Niemand stieg zu, als der Zug das nächste Mal hielt, und Arthur fühlte sich immer unbehaglicher in dem leeren Abteil in Gegenwart dieses merkwürdigen jungen Mannes. Er überlegte, wie viele Minuten der Zug bis Harlden noch unterwegs wäre; er fing sogar an, im Geiste die Sekunden zu zählen. Der junge Mann starrte ihn immer noch an, während er in seiner Tasche wühlte. Eine bedrohliche Stille senkte sich über das Abteil. Durch seine Begegnung mit der Polizei früher am Abend und sein schlechtes Gewissen waren seine Nerven ohnehin zum Zerreißen gespannt. Er beschloss, den Waggon zu wechseln, und erhob sich.
    «M-m.» Der Jugendliche schüttelte den Kopf und lehnte sich vor, um Arthur den Weg zu versperren. Er lächelte noch immer, doch in seinen Augen funkelte jetzt ein irrer Glanz. Er schien Arthurs Angst zu genießen.
    «Entschuldigen Sie!» Arthur legte seine ganze Autorität in diese Worte, doch der Junge lachte ihn nur aus und stieß ihn grob auf den Sitz zurück.
    «Unverschämtheit! Ich muss gehen.»
    «Aber sicher! Nach allem, was ich gehört habe, hättest du schon vor langer Zeit gehen sollen.»
    Der drohende Unterton in der Stimme des Jungen ließ Arthur das Blut in den Adern gefrieren. Fest entschlossen, sein Gegenüber notfalls mit Gewalt zur Seite zu stoßen, sprang Arthur auf, doch der andere machte keine Anstalten, zur Seite zu treten. Zwei schmerzhafte Rippenstöße ließen ihn erneut auf den Sitz zurücksinken. Seine Knie waren weich von dem Schock. Mit der Hand berührte

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