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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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schlechterer Laune als gewöhnlich.
    Nightingale machte auf dem Absatz kehrt und wollte ihm folgen.
    «In Besprechungen wird nicht gegessen, das wissen Sie doch. Lassen Sie das Zeug hier.»
    So lauteten die Vorschriften, das stimmte. Doch wenn nicht gerade der Superintendent anwesend war, hielt sich so gut wie keiner an diese Regel. Die anderen hatten ihren Hunger gestillt, und sie stand da, das frisch duftende und heiße Sandwich in der Hand. Sie schluckte hart.
    «Stimmt.» Sie ging hinüber zu ihrem Schreibtisch und legte die noch warme Tüte auf einen Stapel Akten.
    Das Besprechungszimmer Nummer zwei war bereits halb voll; uniformierte Beamte unterhielten sich mit Detectives in Zivil. Pink war in ein Gespräch mit zwei Kollegen vertieft, als Nightingale, eine Nickelbrille auf der Nase, den Raum betrat. Sie wechselte ein paar Worte mit einem Kollegen, eine belanglose Konversation, doch im Gegensatz zu Pinks gewöhnlich aggressivem Tonfall empfand sie das kleine Gespräch direkt als Erholung.
    Pink rief die Versammlung zur Ordnung, und in kurzer Zeit hatte er das bestätigt, was sie zuvor gedacht hatte. Trotz ihrer beharrlichen Suche hatte man keine eindeutige Verbindung zwischen den beiden Fällen gefunden. Dennoch würden die beiden Teams noch eine Weile gemeinsam ermitteln. Er betonte die Notwendigkeit, allen nur möglichen Spuren nachzugehen. Nightingales Bericht brachte genauso wenig neue Erkenntnisse wie die der anderen, was Pink sichtlich zufrieden stimmte.
    Die Aufgaben für den Tag wurden verteilt, und Pink wies Nightingale an, erst abends wieder mit der Befragung der Prostituierten weiterzumachen. So kam sie völlig unerwartet in den Genuss von ein paar freien Stunden. Sie ergriff die Gelegenheit und rief Nick an, einen Kollegen aus Harlden, der wie sie das verkürzte Ausbildungsprogramm absolvierte. Vielleicht hatte er gerade Zeit, und sie könnten zusammen in Brighton Mittag essen gehen. Sie war erfreut zu hören, dass er tatsächlich frei hatte.
    Sie trugen ihre Gläser in den Garten des Pubs, und er hörte aufmerksam zu, als sie von ihrem aktuellen Fall erzählte. Sie berichtete von ihren fruchtlosen Bemühungen im Prostituiertenviertel und wie hart sie das ankam. Von der Feindseligkeit, mit der die Frauen ihr begegnet waren. Von den Freiern, die überall herumstrichen und die schmutzigen Aushänge in den Telefonzellen studierten. Zum ersten Mal hatte Nightingale gespürt, wie es war, wenn man einen Fehlschlag erlitt, scheiterte, und diese Erfahrung bedrückte und deprimierte sie. Einen Moment lang versank sie ganz in ihrer Frustration und seufzte tief.
    «Ist ihnen nicht klar, dass ich hier bin, um zu helfen? Ich tu doch bloß meine Arbeit.»
    Nick warf der tadellos gekleideten, eleganten Erscheinung ihm gegenüber einen Blick zu. Frische Haut, klare Augen, manikürte Fingernägel und ein Haarschnitt, der mindestens fünfzig Pfund gekostet haben musste. Sie war so gut wie nicht geschminkt und hätte dennoch so, wie sie war, für ein Modefoto Modell stehen können. Ein schmaler Fuß, der in einem beigen Wildlederpumps steckte, wippte leicht auf und ab.
    Sie repräsentierte genau das, was sie war: eine Tochter aus gutem Hause, die die besten Schulen besucht hatte. Wie konnte er ihr begreiflich machen, dass sie für die meisten Leute, mit denen sie im Laufe ihres Arbeitslebens zu tun haben würde, immer jemand von einem anderen Stern bleiben würde? Dass sie stets mit der vorgefassten Meinung anderer zu kämpfen haben würde. Und doch war sie eine der besten Polizistinnen, die er kannte.
    «Sie sind misstrauisch, weil du anders bist als sie. Nicht nur weil du für sie das Gesetz verkörperst, sondern weil du einer anderen Klasse angehörst.»
    «Nick, bitte! Wir werden doch dieses Klassendenken nicht mit ins neue Jahrtausend nehmen.»
    «Leider doch. Das ist eine Realität, der du dich stellen musst. Du hast eine privilegierte Erziehung genossen; man sieht es dir einfach an! Und für die meisten heißt das automatisch, dass du ihre Probleme sowieso nicht verstehst, warum sollten sie dir also trauen?»

25B 19
    «Alex und Sally haben uns wieder zum Essen eingeladen, am achtundzwanzigsten.»
    «Das ist nächsten Freitag. Ich dachte, du magst sie nicht?»
    «Alex ist ganz in Ordnung, wenn man ihn nicht jeden Tag sieht. Außerdem gibt es sowieso ein paar geschäftliche Angelegenheiten, die ich da unten im Süden mit ihm besprechen muss. Ich werde ein paar Tage früher fahren, und du kommst dann

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