Nachruf auf eine Rose
nach.»
Graham war bemüht, seinen Worten einen beiläufigen Klang zu geben, doch Jenny sah, wie verkrampft seine Schultern waren, und reagierte besorgt. Er war in den letzten Tagen so in sich gekehrt gewesen.
«Ich komme mit.»
«Nein!», entgegnete er so scharf, dass Jenny zusammenzuckte.
«Was ist mit dir, Graham? Was hast du? Warum kann ich dich nicht begleiten? Ein bisschen Gesellschaft täte dir sicher gut.»
«Ich möchte dich da nicht hineinziehen, Liebes. Ich werde ein paar unangenehme Gespräche führen müssen, und das mache ich lieber allein. Nun komm schon, schau mich nicht so an. Nach dem Essen fahren wir in die City, und ich kauf dir was Schönes.»
«Ich will keine Geschenke, Graham. Ich will einfach nur mit dir zusammen sein.»
«Aber ich möchte dir etwas ganz Besonderes schenken, etwas, was ich noch niemandem vor dir geschenkt habe. Die paar Tage gehen doch schnell vorbei, und dann sind wir wieder zusammen.»
Er wollte sie in den Arm nehmen, doch sie wandte sich ab und wies ihn zu ihrer beider Erstaunen zurück.
«He, das passt doch gar nicht zu dir!»
«Ich weiß, Graham», sagte sie gepresst, bemüht, ihre Tränen zurückzuhalten, «doch du bist in letzter Zeit so besorgt. Erst fahren wir Hals über Kopf hierher nach Schottland, als ob du vor irgendetwas davonläufst, und dann heuerst du diese beiden Typen an – angeblich als Jagdhelfer –, die du überhaupt nicht brauchst und die sich den ganzen Tag über die Beine in den Bauch stehen, so dass ich zwangsläufig den Eindruck gewonnen habe, dass du dir da zwei Leibwächter engagiert hast. Und wenn du dich unbeobachtet fühlst, wirkst du, als hättest du panische Angst!»
Er legte seine Arme um sie, und diesmal ließ sie es geschehen.
«Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht beunruhigen, mein Liebes. Es stimmt, ich bin zurzeit etwas angespannt. Ich bin da einer Sache auf die Spur gekommen, und der Privatdetektiv, den ich engagiert habe, hat nun die Beweise dafür gefunden.»
«Ich dachte, du hättest ihn wegen Sally beauftragt?»
«Ja», sagte Graham grimmig, und Jenny fühlte, wie ihre Angst zurückkehrte. «Ich weiß nun, was ich wissen wollte. Das Problem ist nur, dass ich nicht weiß, was ich tun soll.»
«Erzähl mir davon. Ich möchte dir helfen.»
Er drückte sie an sich.
«Nein, Jenny. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustoßen sollte. Ich liebe dich.»
Diese plötzliche Liebeserklärung ließ sie verstummen. Es war das erste Mal, dass er das zu ihr gesagt hatte. Als sie bei ihm eingezogen war, hatte er ihr erklärt, dass Liebe nichts damit zu tun hatte. Irgendetwas war in den letzten Wochen anders geworden, und diese Erkenntnis machte sie glücklich, doch auch sehr verletzlich.
«Ich liebe dich auch, Graham. So sehr.»
Sie küsste ihn leidenschaftlich und führte ihn ins Schlafzimmer. Das Klingeln des Telefons im Flur ließ sie innehalten. Graham nahm den Hörer ab. Wenig später legte er auf, er hatte kaum ein Wort gesprochen. Sein Gesicht wirkte grau.
«Das war George Ward. Arthur Fish ist tot. George kam gerade von einem Golfurlaub zurück, als er erfahren hat, dass Fish in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ermordet wurde. Ich hätte nicht weglaufen dürfen. Vielleicht wäre er noch am Leben, wenn ich diese Sache eher geklärt hätte!»
«Du glaubst doch nicht etwa, dass da ein Zusammenhang mit deinem Vater oder der Firma besteht?»
Graham schüttelte den Kopf und sank auf die oberste Treppenstufe nieder, wo er, den Kopf in beide Hände gestützt, regungslos sitzen blieb. Jenny legte ihre Arme um seine Schultern, unfähig, etwas zu sagen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte große Angst, dass Graham, der alles andere als ein Geschäftsmann war, sich in seiner weltfremden Art in eine tödliche Gefahr begeben würde.
«Ich reise Mittwoch ab.» Graham stand abrupt auf und zog Jenny hoch. Er sah den Ausdruck auf ihrem Gesicht. «Ich werde alleine fahren, Jenny. Wir treffen uns am achtundzwanzigsten auf Wainwright Hall.»
«Pass auf dich auf, Graham, bitte. Zwei Männer, die in eurer Firma gearbeitet haben, sind tot, und ich sehe doch, dass du nicht an einen Zufall glaubst. Es stimmt, dass ich anfangs deine Bedenken über den Tod deines Vaters nicht geteilt habe, doch vielleicht habe ich mich geirrt. Wenn du irgendetwas weißt oder auch nur vermutest, dann geh bitte zur Polizei.»
«Das werde ich, Liebes, nach dem Dinner nächste Woche. Doch vorher muss ich mir erst ganz sicher
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