Nachruf auf eine Rose
drehte sich um und ging davon. Sie hatte sich doch tatsächlich eingebildet, dass ihre letzte Zusammenarbeit ihm etwas bedeutet hatte! Wo sie es doch gewesen war, die im vergangenen Jahr den Durchbruch erzielt hatte. Sogar ihr Leben hatte sie für ihn riskiert, und das war nun die Anerkennung, die sie dafür erhielt. Unbewusst rieb sie sich den linken Arm und fühlte durch den Stoff ihrer Bluse das vernarbte Gewebe. Während der Monate, die sie an seiner Seite gearbeitet hatte, war sie so lebendig gewesen, hatte sich ihm so nahe gefühlt, dass sich ihr ganzes Leben dadurch verändert hatte. Immer wieder dachte sie wehmütig an diese Zeit zurück.
Ihre gemeinsame Suche nach einem Serientäter hatte sie völlig in Anspruch genommen, so sehr, dass die Beziehung zu ihrem Verlobten unwiederbringlichen Schaden genommen hatte. Sie war sich darüber klar geworden, dass sie ihn eigentlich nie richtig geliebt hatte. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie die unbequemen Gedanken verdrängen, betrat die Einsatzzentrale, wo sie mit einer Rüge fürs Zuspätkommen empfangen und gleich wieder losgeschickt wurde. Gerade war eine Meldung von einem bewaffneten Raubüberfall auf einen Zeitungskiosk hereingekommen.
Fenwick hatte für zwölf Uhr eine Großbesprechung anberaumt, und als er die Treppe hochstieg und sich dem Konferenzraum näherte, drang das Summen von über dreißig Stimmen durch die Tür. Nachdem Fenwick Superintendent Quinlan seinen Verdacht mitgeteilt hatte, es könne sich um Mord handeln, hatte dieser mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt. Dies war die erste Besprechung, an der alle an dem Fall arbeitenden Beamten teilnahmen; einige von ihnen waren extra zu diesem Zweck von anderen Einheiten abgestellt worden. Er war gespannt, wen sie ihm geschickt hatten.
Als er die Tür öffnete, kehrte augenblicklich Stille ein. Cooper warf seinem Vorgesetzten einen respektvollen Blick zu. Dieser Mann strahlte eine Kraft aus, die ihm die sofortige und absolute Aufmerksamkeit sicherte. Er zweifelte daran, dass Fenwick sich seiner Wirkung auf seine Mitarbeiter auch nur im Entferntesten bewusst war.
Ohne Umschweife kam Fenwick zum Thema. Er fasste die drei Todesfälle kurz zusammen und bemerkte, dass alle drei in irgendeiner Form mit Wainwright Enterprises zu tun hatten und dass er davon ausging, dass es da einen Zusammenhang gab. Er beschrieb seine Bedenken bezüglich Alan Wainwrights angeblichem Selbstmord und wies darauf hin, dass es ihnen zum damaligen Zeitpunkt, aus Mangel an Beweisen, nicht möglich gewesen war, weiter an der Sache dran zu bleiben. Er führte aus, dass sie trotz des Todes von Arthur Fishs Mörder Francis Fielding weiter an dem Fall arbeiteten, und forderte Detective Sergeant Gould auf, von seinen Ermittlungen im Fall Fish zu berichten.
«Es gibt noch immer keine Spur von dem Band, das Fishs Sekretärin erwähnte. Es scheint weder bei ihm zu Hause noch in seinem Büro zu sein.»
«Bleiben Sie dran. Auf dem Band sind seine letzten Worte drauf, und ich möchte das Ding haben, egal, was drauf ist. Wissen wir schon, wo Fish sich in Brighton aufhielt?»
«Nein, Sir. Keine der Prostituierten, die wir befragt haben, hat ihn erkannt. Die Nachforschungen laufen weiter, doch das Team in Brighton befasst sich nach wie vor hauptsächlich damit, die beiden Morde, die bei ihnen in der gleichen Nacht verübt wurden, aufzuklären.»
«Das ist schon ein merkwürdiger Zufall. Stellen Sie auf jeden Fall sicher, dass da nicht doch ein Zusammenhang besteht. Jemand soll sich die Berichte der Spurensicherung und der Forensik über Arthur Fishs Tod vornehmen und mit den Morden an Grey und Bennett vergleichen.»
Mit höflichem Interesse lauschten die neuen Mitarbeiter seinen Erläuterungen, doch als er auf Graham Wainwrights Tod zu sprechen kam, war mit einem Mal eine erwartungsvolle Spannung zu spüren, während er die Gründe dafür darlegte, warum sie es seiner Meinung nach – trotz des uneindeutigen Obduktionsbefunds – mit einem Mord zu tun hatten. Die Neuigkeiten riefen aufgeregtes Murmeln hervor, als Detective Inspector Blite sich lässig zu Wort meldete.
«Ja, Inspector?»
«Werden Sie, da es sich um Mord handelt, jetzt für den Fall Wainwright einen Leiter der Ermittlungen benennen? Wenn ja, melde ich mich freiwillig.» Diese Bemerkung konnte sowohl als konstruktive Mitarbeit als auch als Beleidigung gewertet werden. Schließlich war Fenwick der Leiter der Sonderkommission, dem alle drei Fälle unterstanden.
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