Nachschubbasis Godapol
mir.
»Wir wissen, daß die Marsianer während des Raumkrieges gegen die Deneber zunehmend unter Versorgungsschwierigkeiten litten. Die Rohstoffe wurden knapp, die Fabrikation der Zulieferindustrien stagnierte und erlosch schließlich vollständig als Folge denebischer Überraschungsangriffe. Selbstverständlich kamen die Marsianer auf die Idee, ihre Fabrikationsanlagen zu dezentralisieren. Sie beherrschten den überlichtschnellen Raumflug. Sie kannten das Geheimnis einer Transmitterverschickung von Gütern aller Art. Dabei werden alle nur denkbaren Stoffe in ihre atomaren Bestandteile zerlegt, in einer energetisch übergeordneten Ballungsmasse gebündelt und von dem Sender, also von dem erwähnten Transmitter, in der Art einer Funkwelle abgestrahlt. Zum Empfang und zur Wiederherstellung der ursprünglichen Zustandsform ist ein Zweitgerät erforderlich. Es muß sehr genau auf die hyperdimensionale Strahlfrequenz des Senders abgestimmt sein, oder das Transportgut kommt verstümmelt oder gar nicht an.«
»Ich verstehe jedes Wort«, unterbrach der Alte sarkastisch. »Aber reden Sie nur weiter. Man lernt nie aus.«
»Vielen Dank, Sir«, milderte Aich die Bemerkung ab. »Das klingt etwas verwirrend, aber für die Marsianer war es eine Selbstverständlichkeit. Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß ein typischer, speziell ausgerüsteter Transmittersender durch noch unklare Umstände nach rund 187.000 Jahren seine ursprüngliche Arbeit wieder aufgenommen hat. Seine Grundjustierung befiehlt ihm, Gegenstände aller Art, wahrscheinlich militärische Nachschubgüter, an ein Empfangsgerät abzustrahlen, das laut Aussage des Roboters in unserem Sonnensystem zu suchen ist. Das erscheint logisch, denn hier, in ihrem Heimatsystem, haben die Marsianer die Teilprodukte für die Endfabrikation von Raumschiffen, Waffen und zahllosen anderen Dingen benötigt. Man bestellte nicht die dazu notwendigen Rohstoffe, sondern einbaufertige Teilfabrikate. Ich hätte es nicht anders gemacht, Sir.«
»Sie sind auch ein Genie«, entgegnete Reling. Diese leise ausgesprochenen Worte verrieten mir seinen Gemütszustand. Ich kannte ihn zu gut. Er war deprimiert – und das mit Recht.
Ich hatte mittlerweile auch begriffen, was Professor Aich mit wenigen Sätzen gesagt hatte. Wenn seine Theorie nur annähernd richtig war, dann wurden wir seit einer knappen halben Stunde mit militärischem Nachschub versorgt, mit dem wir nichts anfangen konnten. Wir waren keine Marsianer, sondern Menschen.
Ich stellte mir im Geist einen Neandertaler vor, in dessen Höhle plötzlich zwanzig verschiedenartige Schloßteile einer modernen Automatwaffe erscheinen. Er hätte sie nie zusammenbauen, geschweige denn damit schießen können.
Hannibal meldete sich, der bisher erstaunlich schweigsam gewesen war.
»Ich akzeptiere Ihre Mutmaßung, Professor! Angenommen, sie wäre einigermaßen korrekt – wo kommen diese Halbfertigfabrikate an? Sie müssen nicht nur einwandfrei empfangen, rekonstruiert, also wieder zur festen Materie gemacht werden, sondern sie müssen auch irgendwo gelagert werden. Wo geschieht das? Wo? Sagen Sie nur nicht, es geschähe auf der Erde!«
Hannibal hatte meine geheimsten Befürchtungen laut ausgesprochen. Daran hatte ich auch gedacht. Aich bestätigte meine Mutmaßung.
»Ich befürchte es, Major! Der Mars ist während des Deneb-Krieges viele Male angegriffen worden. Schauen Sie sich die Abwehrmaßnahmen des hiesigen Großroboters an. Sie sind zweckentsprechend und sinnvoll. Ich kann mir
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