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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Heinze
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zum Job.
    Davon abgesehen gelangt man als Fußballer eher selten in den Verdacht, zu viel zu trainieren. Wenn, dann nur mit der falschen Intensität und mit dem falschen Aufbau, das kommt durchaus vor. Man muss aber nur mal den Vergleich zu anderen Sportarten anstellen. Schwimmer oder Turner beispielsweise, auch Radfahrer oder Boxer – was die für ein Pensum abspulen, ist enorm. Die hätten sich kaputtgelacht, wenn sie sich unseren Trainingsplan durchgelesen hätten, auch wenn wir in der Regel schon etwa sieben Einheiten pro Woche abspulten. So gesehen kann ich nachvollziehen, warum sich immer wieder Leute darüber beschweren, wie wenig Fußballer tun müssen für ihr Geld. Frei von Fehlern ist diese Einschätzung jedoch nicht. Denn Fußball kann man mit den wenigsten Sportarten vergleichen.
    Selbstverständlich hat selbst ein Philipp Lahm nicht annähernd die Ausdauer eines Lance Armstrong. Oder im Entferntesten die Schnelligkeit eines Usain Bolt. Doch er weiß, wo genau er auf dem Platz zu stehen hat, wie er der Mannschaft am besten helfen kann, wann er sich in die Offensive einschalten kann, ohne dabei die eigene Verteidigung zu entblößen, er hat Lösungen parat für sich stetig verändernde Spielsituationen, behält die Ruhe und Übersicht in höchster Bedrängnis. Er kann schwierige Bälle problemlos verarbeiten, sie an- und mitnehmen, ins Dribbling gehen oder zum besser postierten Mitspieler passen, flanken oder sogar manchmal ins Tor schießen. Zusätzlich hat ein guter Fußballer eine vergleichsweise gute Ausdauer und Schnelligkeit.
    Ein Fußballer ist, wie fast jeder Mannschaftssportler, ein Allrounder. Er muss von allem etwas können. Und das ist schwieriger, als viele denken. Als Fußballer brauchst du, wie gesagt, Schnelligkeit und Ausdauer, möglichst sogar Sprungkraft. Du brauchst Technik, aber auch den Blick für den Mitspieler. Du brauchst Mut und Durchsetzungsvermögen, aber auch taktisches Verständnis. All diese Dinge sollte man als Spieler vereinen, so gut es geht. Dass man dabei nicht in jedem Teilbereich Weltklasse verkörpern kann, sollte auch den Kritikern einleuchten.
    Auch die ewige Diskussion um das liebe Geld ist eine Geschichte mit zwei Seiten. Die Gehälter der Topstars bringen viele Menschen auf die Palme. Wenn sich ein hart schuftender Arbeiter fragt, warum selbst ein durchschnittlicher Bundesligaspieler innerhalb weniger Jahre zum mehrfachen Millionär aufsteigen kann, während er selbst vielleicht gerade so über die Runden kommt, dann stimmen die Relationen nicht mehr. Allerdings tun sie das in der Wirtschaft genauso wenig.
    Nun ist der heutige Fußball aber ein riesiges, weltweit beliebtes Geschäft geworden. Der Fußball ist Business, quasi ein eigener Wirtschaftszweig. Es fließen Unsummen, und zwar in allen Bereichen. Sei es für Übertragungsrechte der Fernsehanstalten oder für verkaufte Fan-Artikel oder, ganz klassisch, für den Kartenverkauf im Stadion. Dazu die Werbeindustrie, die ebenfalls dazu beiträgt, den Fußball immer weiter zu kommerzialisieren und zu einer Unterhaltungsindustrie zu entwickeln.
    Das meiste Geld landet bei Verbänden oder den Vereinen. Und wen beschäftigen die Vereine? Natürlich die Spieler. Sie sind zwar nur das Ende der Kette, aber ihretwegen geht man ins Stadion, ihretwegen schaltet man den Fernseher an, sie schreiben die Geschichten dieses Sports auf dem Platz, sie sind die Artisten in diesem Zirkus Fußball, und ihre Manege ist der grüne Rasen. Bei allem immensen Aufwand um das Spiel herum, letztendlich sind und bleiben sie die Hauptdarsteller, sie sind der Kern in diesem riesigen Geflecht. Daher bekommen sie auch einen erheblichen finanziellen Anteil vom Ganzen. Dass die Spielergehälter dabei ungerechtfertigt hoch erscheinen, liegt wohl vielmehr daran, dass generell zu viel Geld in diesem Geschäft im Umlauf ist.
    In der Dritten Liga wird man nicht unbedingt reich. Man kann als durchschnittlicher Spieler aber auch hier sehr gut von seinem Verdienst leben. Genaue Summen sind schwer zu beziffern, denn die Gehaltsspanne geht auch schon in dieser Spielklasse weit auseinander. Ein junger Spieler bei einem Verein, bei dem es von Haus aus gegen den Abstieg geht, verdient nur einen Bruchteil im Vergleich zu einem gestandenen Fußballer in einem ambitionierten Klub, hinter dem vielleicht gar ein potenter Investor steht. Außerdem werden Neuzugänge fragwürdigerweise häufig besser entlohnt als Spieler, die schon lange im Verein sind. Die breite

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