Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
Mehrheit in der Dritten Liga kann sich jedenfalls durchaus einen ordentlichen Teil zur Seite legen, wenn sie nicht zu verschwenderisch lebt. Das mag übertrieben erscheinen. Zum Vergleich: Die meisten Basketballer verdienen hierzulande in der höchsten Liga wohl weniger als ein Fußballer in der dritthöchsten Spielklasse. Klingt ungerecht, allerdings sollte man die Konkurrenzsituation beachten. Fußball ist unangefochten Deutschlands Sportart Nummer eins, und es gibt etwa sechseinhalb Millionen aktive Spieler in Vereinen, im Basketball ist es nur ein verschwindend geringer Teil davon.
Fußballer gilt gemeinhin als Traumjob. Dem kann ich in gewisser Hinsicht zustimmen. Man macht das, was einem Spaß macht und einen schon als Kind begeistert hat. Und verdient damit auch noch sehr gutes Geld. Neben dem materiellen Reiz geht es auch um Ruhm und Ehre. Man ist beliebt, bereitet Leuten mit seiner Unterschrift große Freude und posiert auf Fotos. Selbst ich als Drittligaspieler tat dies des Öfteren und erhielt in meiner letzten Saison meine eigene Autogrammkarte. In der Regel wird man auch im Bekanntenkreis bewundert für seinen Beruf und erhält viel Anerkennung. Im Prinzip ist es ganz einfach: Läuft alles glatt, das heißt, ist man fit und gesund, hat das Vertrauen des Trainers, die nötigen Kontakte in der Branche, bringt gute Leistungen und verdient dadurch eine Menge Geld, ist alles gut.
Was viele Außenstehende aber vergessen, es gibt nicht nur die Sonnenseiten in diesem Geschäft. Da wären Verletzungen, die man zu überstehen hat. Oder schlechte Leistungen, mit denen man umgehen muss. Genauso wie mit dem Erfolgsdruck, unter dem man permanent steht. Aber auch andere Dinge, die man nur schwer beeinflussen kann, können einen aus der Bahn werfen. Beispielsweise wenn der Trainer dich vielleicht nicht so gut leiden kann wie deinen Konkurrenten oder dich einfach schlechter einschätzt, als dies dein übriges Umfeld tut. Du sitzt nur noch auf der Bank, verdienst weniger, findest keinen neuen Verein. Was ich damit sagen will: Die meisten Beobachter konzentrieren sich alleine auf die absoluten Größen der Branche, weil es fast ausschließlich sie sind, die in der öffentlichen Wahrnehmung auftauchen. Die Stars führen ein traumhaftes Leben, zumindest scheint es so. Aber wenn du nicht so weit kommst und es schlecht für dich läuft, kann dich dieser Traumberuf auch ganz schnell innerlich auffressen.
Als Fußballer hat man eine Menge Freizeit. Oft wird nur ein Training pro Tag angesetzt, und ab Mittag ist man schon wieder zu Hause. Schön und gut, aber während der Woche muss man erst einmal jemanden finden, der ab mittags Zeit hat. Meine Freunde studierten alle, oder sie arbeiteten. Da hatte meistens kein Mensch die Möglichkeit, was mit mir zu unternehmen. Und am Wochenende, wenn meine Leute Zeit hatten, auf Partys gingen oder sich an den See legten, war ich häufig unterwegs auf Auswärtsspielen. Und bei Heimspielen kannst du natürlich auch nicht den Tag davor in die Disco stolzieren oder stundenlang in der Sonne braten. Kurz gesagt, zu wenig Freizeit hat man, trotz der vielen Reisen, sicher nicht. Aber eine Menge unnützen Leerlauf. Ich fing dann irgendwann mit einem Journalismus-Fernstudium an, zum einen gegen die Langeweile, zum anderen, um auch meinen Grips hin und wieder zu trainieren. Für ein Vollzeitstudium neben dem Fußball war die Zeit wiederum leider zu knapp.
Und mit Mitte dreißig ungefähr ist dann Schluss. Zu alt, zu langsam, die Knochen machen vielleicht nicht mehr mit. Karriereende. Doch es muss bekanntlich weitergehen. Neue Arbeit muss her. Wenn man aber die letzten Jahre nur gegen einen Ball getreten hat, keinerlei Ausbildung oder Studium vorweisen kann, wird es schwierig. Das beachteten noch immer viel zu wenige meiner Kollegen, auch wenn sich im Fußballbereich in der Richtung schon vieles getan hat in den letzten Jahren. Wenn man ein Star ist, sich einen Namen gemacht hat, ist das kein Problem. Siehe Oliver Kahn oder Thomas Helmer, die beim Fernsehen mühelos einen tollen Job ergattern konnten, weil sie jeder kennt und sie über die nötigen Kontakte verfügen.
Aber als durchschnittlicher Spieler in Liga zwei oder drei? Wer denkt, auch dann würde dir ein netter Job einfach so zufliegen, ist einfach nur maßlos naiv. Wenn du einigermaßen clever warst, hast du dir eine kleine Stange Geld beiseitegelegt. Aber sicher nicht annähernd so viel, um ausgesorgt zu haben. Der Übergang dann vom
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