Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
Vom Netzwerk:
welche der Pfarrer verliert, wirken dürr. Er verliest keinen Lebenslauf. Man merkt, Berti hat keine nahen Angehörigen, die ihm irgendetwas aus ihrem Leben hätten erzählen können. Alle sitzen sie da, als wären sie aus Stein.
    Sicher, denkt Noldi, wollen sie nur eines, so schnell wie möglich wieder weg.
    Einmal zieht Elsbeth Wehrli ein Taschentuch und hustet hinein. Dann wischt sie sich die Augen.
    Trauert sie wirklich oder meint sie, sie müsse zumindest so tun, rätselt Noldi, kommt aber zu keinem Schluss.
    Nach der Abdankung wartet er, bis die paar Leute sich aus den Bänken schieben, um die Kirche zu verlassen. Unauffällig macht er mit dem Handy einige Fotos. Als das Ehepaar Wehrli kommt, tritt er zu den beiden, begrüßt Elsbeth und sagt zu dem Mann: »Wir kennen uns noch nicht. Herr Wehrli, vermute ich.«
    Als der andere nickt, streckt er ihm die Hand entgegen.
    »Arnold Oberholzer von der Kantonspolizei Zürich.«
    »Ah«, sagt Wehrli, »meine Frau hat mir schon erzählt. Sie untersuchen den Tod der armen Berti.«
    »Sie haben Frau Walter gekannt?«
    »Flüchtig«, antwortet Elsbeth Wehrli rasch anstelle ihres Mannes.
    Der schaut Noldi einen Moment lang direkt in die Augen.
    »Am Geschäftsessen zu Weihnachten war ich immer auch eingeladen«, erklärt er dann.
    Elsbeth fügt unerwartet lebhaft hinzu: »Wie Mariolas Mutter.«
    Noldi kommentiert das nicht, sondern wendet sich wieder an den Mann.
    »Sie haben Berti Walter Dienstag, den 10.11. mittags gesehen.«
    »Ja«, antwortet der Mann unbefangen. »Zufällig. Vor der Pizzeria.«
    Mariola, die hinter dem Ehepaar Wehrli stehen geblieben ist, fröstelt. »Mein Gott«, sagt sie, »und nachher war sie tot.«
    »Also, Mariola«, rügt Elsbeth, »wie du das sagst. Als könnte Karl etwas dafür.«
    »Nein«, beeilt sich Mariola zu versichern. »Ich meine nur, niemand hat sie nachher noch gesehen.«
    »Das stimmt nicht ganz«, wirft Noldi ein. »Nach allem, was wir wissen, ist sie ermordet worden. Also gibt es einen Menschen, der sie nachher noch gesehen hat: ihr Mörder oder ihre Mörderin.«
    Elsbeth zuckt zusammen.
    »Was haben Sie an jenem Nachmittag gemacht, Herr Wehrli?«
    Elsbeth fragt seltsam resigniert: »Geht das nicht zu weit?«
    »Lass«, beschwichtigt sie ihr Mann. »Die Polizei muss das fragen, weil ich Berti gesehen habe.«
    Freundlich sagt er zu Noldi, er sei auf dem Weg nach Deutschland gewesen.
    »Ich bin in der Versicherungsbranche tätig. Sie können gerne mein Auftragsbuch einsehen. Allerdings habe ich es nicht bei mir.«
    »Gehen wir jetzt«, drängt Elsbeth plötzlich. »Mir ist kalt.«
    »Ich will Sie nicht aufhalten«, sagt Noldi. »Nur eine Frage noch, wer waren diese Frauen in der Kirche?«
    »Alles gute Kundinnen«, mischt sich Mariola ein.
    »Haben Sie Namen und Adressen?«
    »Ja«, sagt Elsbeth, »im Laden.«
    Noldi verabschiedet sich.
    Als er aus der Kirche kommt, haben sich die restlichen Trauergäste bereits zerstreut. Niederöst ist verschwunden, ohne Noldi auch nur gewunken zu haben. Kevin und Corinna Pfähler sieht Noldi noch die steilen Treppen des Kirchbergs hinuntersteigen.

    »Leidmahl gab es keines«, berichtet Noldi abends seiner Frau.
    »Erzähl«, sagt sie. »Ich spüre doch, dass dich etwas drückt.«
    Noldi brummt. Dann legt er los.
    »Ich habe zwar eine Vorstellung von dem Fall, aber die stützt sich nur auf Vermutungen statt auf Fakten und Beweise. Alles kommt mir möglich vor, aber nichts ist sicher und vieles macht keinen Sinn.«
    Er setzt sich im Bett auf und schaut Meret an.
    »Als dieser Schildknecht in Bertis Haus Kevin Pfähler auf dem Foto wiedererkannte, habe ich gedacht, jetzt wäre ich einen Schritt weiter. Aber erstens hat der gute Kevin ein Alibi, wenn auch nicht wasserdicht, und zweitens konnte ich in Sirnach und Umgebung keine Reinigungsfirma auftreiben, deren Autos von Kevin gewartet werden. Dieser Mitbewohner behauptet aber fest und steif, er habe einen Mann im weißen Overall gesehen, der in einem Auto mit Firmenlogo weggefahren sei. Ich habe auch in Weesen und Umgebung keine passende Firma gefunden, die an dem Tag an der Betlisstrasse einen Auftrag ausgeführt hat. Und ich schaffe es nicht, die Alibis von Kläui und Niederöst zu bestätigen oder zu widerlegen. Abgesehen davon kann ich mir noch immer nicht recht vorstellen, dass es einer von denen oder beide zusammen waren. Was die Rüdisühlis, angeht, denke ich, Eduard war wirklich an dem Nachmittag zu Hause und Ottilia lügt, um sich an ihrem

Weitere Kostenlose Bücher