Nachsuche
Bewegung ab. Ihr unverändert rotes Haar fliegt.
»Keine Angst«, faucht sie. »Ich habe auch nicht vor, es auszuprobieren.«
»Entschuldigen Sie«, beeilt sich Noldi zu versichern. »Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber verstehen Sie, es brennt mir unter den Nägeln. Ich brauche einen Beweis, dass Ihr Mann nichts mit dem Mord an Berti Walter zu tun hat. Wir müssen unbedingt versuchen, ihn zu entlasten.«
»Ja«, sagt Regina müde. »Ich verstehe. Leider kann ich Ihnen nicht helfen. Ich habe den Kopf voll mit anderen Problemen. Und, um ehrlich zu sein, ist es mir egal. Wenn er nicht wieder zu Bewusstsein kommt, spielt es auch keine Rolle, ob jemand ihn verdächtigt oder nicht.«
»Mir nicht«, sagt Noldi heftig. »Wenn er es nicht war, war es ein anderer. Und der käme ungestraft davon.«
Diese Vorstellung raubt Noldi nachts fast den Schlaf. Die Zeit vergeht, und immer noch fehlt ihm eine zündende Idee, die zum Durchbruch führen könnte.
Während er voll innerer Ungeduld seine Dienststunden auf dem Polizeiposten Turbenthal absitzt, telefoniert er die Liste möglicher Gönner für das Kunstmuseum durch, die ihm Vreni Narayan ausgedruckt hat, fünf Mal versucht er es vergebens.
Die Angerufenen reagieren abwehrend. Wenn er Glück hat, entspannen sie sich, sobald er betont, dass er nicht vom Finanzamt kommt. Aber Auskunft geben will keiner. Sie wissen nicht, wovon er redet. Sie haben Herrn Kläui nie einen Auftrag dieser Art gegeben. Es müsse sich um einen Irrtum handeln. Beim sechsten Mal sagt eine angenehm tiefe Männerstimme, noch bevor er sich vorgestellt hat: »Können Sie in einer halben Stunde anrufen. Ich bin gerade dabei, mir ein Mittagessen zu kochen.«
Noldi wünscht dem Mann einen guten Appetit und arbeitet in der Wartezeit die anderen Nummern ab. Ohne Erfolg. Dann meldet er sich wieder bei dem freundlichen Herrn, seiner letzten Hoffnung.
»Hier spricht Arnold Oberholzer von der Kantonspolizei Zürich. Ich ermittle in einem ungeklärten Todesfall. Es handelt sich um eine Routinefrage.«
Zur Sicherheit setzt er noch hinzu: »Ich möchte vorausschicken, ich habe nichts mit dem Steueramt zu tun. Es geht ausschließlich um ein Alibi.«
»Verstehe«, sagt der Mann ebenso ruhig wie vorher.
Noldi atmet lautlos ein, bevor er loslegt.
»Haben Sie einem Notar namens Göpf Kläui den Auftrag erteilt, sich mit dem Präsidenten des Galerievereins wegen einer Spende in Verbindung zu setzen?«
Der Mann zögert einen Augenblick, dann sagt er: »Ja, das habe ich.«
Noldi traut seinen Ohren kaum. Daran hat er nicht mehr geglaubt.
»Und wann?«, fragt er.
»Das kann ich Ihnen so nicht sagen. Warten Sie einen Augenblick. Ich sehe in meiner Agenda nach.«
Kurze Zeit später teilt der Mann ihm mit, dass sein letzter Termin beim Notar vor drei Wochen war. Kläui habe versprochen sich umzuhören, sagt er, und wollte ihm dann berichten.
»Aber jetzt«, fährt der Mann fort, »habe ich gehört, hatte er einen Unfall.«
»Ja«, bestätigt Noldi fast überschwänglich vor Erleichterung. »Das ist der Grund, warum wir versuchen, sein Alibi zu bestätigen. Herr Kläui liegt im Wachkoma. Und die Frau, deren Ableben wir untersuchen, war früher einmal seine Klientin.«
»Verstehe«, sagt der andere. »Sie sprechen von der Toten im Neubrunner Wald. Auch davon habe ich gehört. Aber Kläui hat sicher nichts damit zu tun. Er ist ein Ehrenmann.«
»Ja, das denke ich auch. Doch wir brauchen Fakten. Gerade weil der Notar selbst die Situation nicht klären kann.«
»Was kann ich dazu beitragen?«
»Wenn Sie mir sagen könnten, wann Kläui den Präsidenten des Galerievereins getroffen hat.«
»Leider, da muss ich passen. Wir haben nur vereinbart, dass er sich meldet, sobald er im Besitz der gewünschten Informationen ist. Aber wann er Doktor Niederöst kontaktiert hat, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Ich weiß nicht einmal, ob er das noch vor seinem Unfall erledigt hat.«
Noldi, um eine große Hoffnung ärmer, dankt dem netten Herrn und legt auf.
Nichts damit, denkt er, dass er gleich zwei Verdächtige von seiner Liste hätte streichen können.
Wenigstens muss er nicht weiter herumtelefonieren. Oder? Kann es sein, dass Kläui mehrere solcher Mandate hat?
Ob Vreni Narayan nicht doch mehr weiß. Mein Gott, denkt er, nicht schon wieder diese Person. Könnte er nicht zur Abwechslung etwas anderes unternehmen?
Gehen wir einmal davon aus, überlegt er, dass Niederöst recht hat. Er war mit dem Notar
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