Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
Vom Netzwerk:
Inspektor«, erklärt er heiter, »ich gebe zu, ich habe geflunkert. Sie waren so begierig, mir irgendeine Verbindung mit Berti anzuhängen. Da hat mich der Teufel geritten. Aber ich schwöre, das ist mein einziger Fehltritt in dieser Sache. Da ich nicht Bertis Mörder bin, spielt es vermutlich keine Rolle.«
    Jetzt lacht er offen heraus.
    Noldi denkt, warte nur, dir wird das Lachen schon vergehen.
    Genüsslich beginnt er und lässt sich die Worte auf der Zunge zergehen.
    »Ilse Biber, die Freundin von Berti, hat bei einer Befragung ausgesagt, die Tote hätte ihr gestanden, ihren Vater erstickt zu haben.«
    »Ich bitte Sie, Sie werden das doch nicht ernst nehmen«, sagt Niederöst. »Berti hatte eine Schwäche für solche Geschichten. Sie hat sich ihr Leben lang gern wichtig gemacht.«
    Noldi fährt kommentarlos fort: »Als die Freundin sie fragte, wie das mit dem Totenschein gegangen sei, hat Berti nur gesagt, sie hätte sich mit dem Doktor arrangiert.«
    »So ein Blödsinn«, sagt Niederöst schon weniger gelassen.
    Darauf spielt Noldi seinen Trumpf aus.
    »Immerhin waren Sie es, der den Totenschein für Eugen Walter ausgestellt hat.«
    »Ja«, sagt Niederöst nach kurzem Nachdenken. »Stimmt. Berti rief mich an und bat mich zu kommen.«
    »Ein paar Tage später haben Sie ein Grundstück in Winterthur erworben, das dem Toten gehört hat. Noch vor der Testamentseröffnung.«
    Niederöst fährt hoch.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich denke, dass Sie mir etwas zu sagen haben.«
    Der Doktor schaut ihn irritiert an.
    »Ich wüsste nicht, was.«
    Noldi steht auf, sagt: »Das tut mir leid.« Als er bei der Tür ist, hört er hinter sich Niederösts ruhige Stimme.
    »Schauen Sie, gestorben wäre er so oder so. Er war im Endstadium. Und, für den Fall, dass Sie sich das eine oder andere überlegen, er wurde kremiert. Der Kaufvertrag für das Grundstück ist rechtskräftig, und ich habe den vollen Preis dafür bezahlt. Darauf können Sie Gift nehmen. Ich lasse mich nicht bestechen. Dazu bin ich mir zu gut. Aber meine Frau hat sich dieses Stück Land in den Kopf gesetzt.«
    Noldi sagt langsam: »Und Sie würden einiges für sie tun?«
    »Fast alles«, antwortet Niederöst, »sofern es legal ist. Ich liebe meine Frau.«
    Noldi geht. Er weiß, was er weiß.

15. Zwei Coiffeusen in Schwarz
    Noldi besucht Regina Kläui, diesmal zu Hause. Er denkt, vielleicht ergibt sich noch etwas, das ihm weiterhilft.
    »Frau Kläui, wie geht es Ihnen?«, fragt er.
    »Gut«, antwortet sie mit einem leicht zittrigen Lächeln und führt ihn in das Zimmer ihres Mannes, das zur Krankenstation umgebaut worden ist.
    »Im Grunde kommen wir ganz ordentlich zurecht. Wir haben schon eine gewisse Routine entwickelt. Damit wird sogar das Unmögliche geradezu gewöhnlich. Wenn man ihm ein wenig hilft, kann er sich sogar allein rasieren.«
    Noldi schaut den Notar an. Seine Wangen sind tatsächlich glatt, vielleicht eine Spur bleicher geworden, die Falten um den Mund schärfer, aber sonst schaut er aus wie vor dem Koma. Seine Augen sind offen, er blinzelt in regelmäßigen Abständen. Noldi kann nicht herausfinden, wohin er schaut.
    Regina Kläui fährt fort: »Ich lese ihm jeden Tag die Zeitung vor und erledige alle möglichen Arbeiten hier bei ihm, damit er sich nicht allein fühlt. Auch die Kinder kommen oft und geben sich Mühe. Nur unsere jüngste Tochter kann sich nicht mit seinem Zustand abfinden. Für sie ist es ein Schock, ihren Vater so zu sehen. Aber das ist verständlich. Sie ist erst siebzehn.«
    Noldi nickt mitfühlend. Er stellt sich lieber nicht vor, wie seine Kinder reagierten, läge er so hilflos vor ihnen.
    Dann holt die Frau tief Luft und sagt mit rauer Stimme: »Es ist die unfassbare Gleichgültigkeit, die mir zu schaffen macht. In seltenen Momenten ist es fast wie früher. Aber wenn er so daliegt, ungerührt, egal was ich tue, dann könnte ich aus der Haut fahren. Ich weiß, dass es nicht stimmt, aber ich habe das Gefühl, ich bin ihm egal. Das ist furchtbar bitter.« Vermutlich als Scherz gemeint, fügt sie hinzu: »Selbst, wenn ich mich Ihnen jetzt an den Hals werfe, würde ihn das nicht rühren.«
    In dem plötzlichen Unbehagen, sie könnte sich tatsächlich dazu hinreißen lassen, fragt Noldi schnell: »Haben Sie etwas herausgefunden, wo er an diesem Mittwochnachmittag gewesen sein könnte?«
    Regina Kläui schaut ihn entgeistert an. »An welchem Mittwoch?«, fragt sie, dann wird sie wütend. Sie wendet sich in einer heftigen

Weitere Kostenlose Bücher