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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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an, zählte nur das Geld hin und ging, während Mari in der Küche war. Er fühlte sich ganz ruhig. Er wusste, sie hatte ihn geküsst, weil sie erschrocken und wütend war und weil sie sich geschämt hatte für ihn, aber aus keinem anderen Grund.
    Bei der Bushaltestelle sah er, der letzte Bus war lange schon weg. Ohne einen Moment zu überlegen, machte er sich auf den Marsch nach Turbenthal. Es ist keine besonders weite Strecke, aber für einen wie ihn, der nicht gut zu Fuß ist, bedeuten auch die paar Kilometer eine rechte Herausforderung.
    Als die Scheinwerfer von einem Auto hinter ihm auftauchten, drehte er sich um und winkte. Der Wagen blieb nicht stehen. Auch beim Nächsten versuchte der Beseler sein Glück vergebens. Erst der dritte hielt. Es war ein großer weißer Kombi. Der Fahrer öffnete einladend die Tür zum Beifahrersitz. Den Beseler überfiel für eine Sekunde die Angst, weil er sich an die Rowdys im Wirtshaus erinnerte. Trotzdem, er musste hier weg. Hastig kletterte er in den Wagen. Dann hielt er sich mit beiden Händen erst den Mund und dann die Ohren zu, schaute den Fahrer an. Der nickte freundlich. Der Beseler deutete mit der Hand geradeaus. Der Mann nickte noch einmal und fuhr los. Sie legten die Strecke schnell zurück. Ein paar Meter vor dem Gehörlosendorf berührte der Beseler den Mann am Ärmel, deutete auf den Straßenrand. Der Fahrer nickte, kurvte rechts heran, bremste und hielt. Mühsam stieg der Beseler aus. Jetzt schmerzten seine Knochen von dem Sturz im Restaurant. Er verbeugte sich höflich. Der junge Mann lachte ein wenig, hob die Hand zum Gruß, wendete das Auto mitten auf der Straße, verschwand mit quietschenden Reifen in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Warum fährt der wieder zurück, dachte der Beseler und merkte sich die Autonummer. Er kann zwar nur mit Mühe lesen und schreiben, aber mit den Zahlen, da kennt er sich aus. Die Nummer brannte sich aus noch einem Grund in sein Gehirn: An diesem Abend, sagte er sich, hat er Mari zum letzten Mal gesehen. Er würde nie wieder nach Bichelsee fahren. Es war Dienstag, der zehnte November.

    Plötzlich überstürzen sich die Ereignisse. Kaum ist Noldi am Morgen in seinem Büro angelangt, läutet das Telefon. Der Herr Schildknecht aus Weesen ist am Apparat. Er habe sich, sagt er, an das Logo auf dem Auto in der Garage erinnert. Es sei nicht von einer Reinigungsfirma, sondern von der Haustechnik Eschlikon. Noldi dankt ihm, lobt fast überschwänglich sein gutes Gedächtnis. Währenddessen sucht er schon im Internet die Telefonnummer der Firma heraus. Nachdem er sich von Schildknecht verabschiedet hat, legt er den Hörer gar nicht auf, sondern ruft sofort dort an. Man bestätigt, dass ein Wagen am 10.11. tatsächlich beim Service im Blechparadies gewesen sei. Herr Pfähler hole die Wagen jeweils am Morgen und stelle sie nach siebzehn Uhr wieder auf das Firmengelände. Der besagte Wagen sei an jenem Abend ordnungsgemäß, wenn auch verspätet abgeliefert worden. Auf dem Lenkrad habe sich ein Zettel befunden, auf dem sich Pfähler für die Verspätung entschuldigte. Es habe in der Garage einen Notfall mit Komplikationen gegeben.
    Das ist doch etwas, sagt sich Noldi, springt ins Auto, hetzt nach Eschlikon. Dort lässt er sich den Wagen zeigen. Doch der wurde inzwischen bereits routinemäßig gereinigt. Er vermag auf den ersten Augenschein nichts zu entdecken, was als Beweis dafür gewertet werden könnte, dass Kevin Bertis Leiche damit transportiert hat. Er orientiert die Spurensicherung, sie sollen so rasch wie möglich nach Eschlikon kommen.
    Noch unterwegs zurück nach Turbenthal beschließt er, jetzt nicht mehr länger zu fackeln, ruft Kevin an und bestellt ihn auf den Polizeiposten. Er weiß, eigentlich müssten sie für die Vernehmung eines Mordverdächtigen zu zweit sein, aber das, denkt er, ist bei der herrschenden Personalknappheit eine Illusion. Also wird er die Sache alleine durchziehen.
    Im Büro holt er das Tonbandgerät aus der Schublade, testet gewissenhaft, ob es auch funktioniert, zählt laut eins, zwei, drei ins Mikrofon, da steht Pfähler schon vor ihm, freundlich und arglos wie immer.
    »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte«, sagt er.
    »Bitte setzen Sie sich.«
    Noldi bleibt förmlich und deutet auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
    Kevin schaut ihn fragend an.
    Noldi beginnt, sobald der andere sitzt: »Also, Herr Pfähler, Ihr Alibi ist geplatzt.«
    »Welches Alibi?«
    Kevin scheint nicht im Geringsten

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