Nachsuche
beunruhigt.
»Das mit dem Computerausdruck.«
Pfähler lacht verschmitzt.
»Aber Herr Inspektor, ich bitte Sie, das war nicht für Sie.«
»Sondern?«
»Für Cori. Ich habe sie immer in dem Glauben gelassen, ich würde mich mit Computern nicht auskennen. Sie hat sich so gefreut, dass sie es besser kann als ich. Ich habe mir also den Trick mit der Monatsrechnung ausgedacht.«
»Wozu brauchen Sie ein Alibi Ihrer Frau gegenüber?«
»Ich habe meine ehemalige Verlobte besucht. Das muss Cori nicht unbedingt wissen.«
»Sie haben Dienstag, den 10.11. Frau Tade besucht? Und Sie sind sicher, dass es der 10.11. war?«
»Ja. Ja. Aber das wissen Sie. Tschitschi hat Sie sicher schon angerufen.«
»Man hat Sie aber am 10.11., an dem Tag, an dem Berti Walter ermordet wurde, um die Tatzeit in ihrem Haus gesehen. Ein Bewohner konnte Sie und das Auto identifizieren.«
»Das war ich nicht. Ich war bei Tschitschi.«
»Sie waren mit einem Wagen der Haustechnik Eschlikon unterwegs. Wir wissen inzwischen auch, dass Sie an dem Tag ein solches Fahrzeug gewartet und verspätet zurückgestellt haben.«
»Aber deshalb war ich doch zu spät, weil ich meine ehemalige Verlobte besucht habe. Verstehen Sie nicht?«
»Wir haben auf dem Traktor, der auf dem Kehrplatz im Neubrunner Wald steht, einen schönen Fingerabdruck gefunden.«
»Der kann nicht von mir sein«, sagt Kevin prompt und lacht. Eine Pause entsteht. Er lässt den Kopf hängen, hebt ihn dann wieder und schaut Noldi kerzengerade in die Augen.
»Also gut, ich gebe zu, ich habe mit dem Traktor gespielt. Sehen Sie, ich fahre viel mit meinem Mountainbike in der Gegend herum. Da habe ich den alten Klapf entdeckt. Wollte sehen, ob er noch funktioniert. Sie wissen, ich habe eine Schwäche für Motoren.«
Nach einer Pause, in der sie einander belauern, beginnt Kevin: »Glück ist etwas Komisches. Sie werden davon nicht zu einem besseren Menschen. Das ist ein Irrtum. Nur dass die anderen Sie weniger interessieren. Auf der anderen Seite haben Sie etwas zu verlieren. Das macht Sie schwach.«
Noldi hört mit wachsendem Staunen zu. Dieses überalterte Kind entpuppt sich als Philosoph. Aber worauf will Kevin hinaus?
Da kommt es schon.
»Wissen Sie«, sagt er, »ich bin glücklich mit meiner Frau. Mehr will ich nicht. Aber das will ich und das nimmt mir keiner weg. Keiner.«
Noldi denkt, besser ihn jetzt einfach reden zu lassen.
»Was hätte ich tun sollen?«, fährt Kevin nun leicht gereizt fort, da Noldi keinen Ton von sich gibt. »Sie hätte mir dieses Glück zerstört. Das konnte ich nicht zulassen.«
»Wer?«, fragt Noldi endlich. »Frau Tade?«
»Ach, Tschitschi«, sagt Kevin gedehnt, »Tschitschi ist ein liebes Mädchen. Sie hat mir leidgetan. Da ist sonst nichts. Nur ein Ausrutscher. Ich bin glücklich mit Cori. Sehr glücklich sogar. Sie ist ein tolles Weib. Da kommt plötzlich diese Berti daher, ruft mich in der Werkstatt an und sagt, hast du gewusst, du bist mit einem Mann verheiratet. Mit einem Mann. Sagt das einfach so. Verstehen Sie?«
Er schaut Noldi beschwörend an.
»Als wüsste ich nicht, was eine Frau ist.«
Ich habe zu Berti gesagt: »Scher dich zum Teufel, du dumme Kuh. Du bist total krank.« Doch sie hat behauptet, sie habe es schwarz auf weiß. Sie hat gesagt, am besten du kommst mich besuchen und ich zeig’ dir den Beweis.«
»Und Sie sind hingefahren und haben sie umgebracht.«
»Nein«, sagt Kevin, »so war es nicht.«
»Wie war es dann?«, fragt Noldi betont sachlich.
»Ich gebe zu«, beginnt Kevin, »ich habe mir überlegt, ich gehe hin und bringe sie um. Dann ist sie weg, und alles, was sie sagt, nicht wahr. Aber verstehen Sie, ich habe mit dem Gedanken gespielt. Ich habe mir ausgemalt, wie ich ihr einen Zuckerschock verpasse und sie in den Wald lege. Dort stirbt sie dann oder auch nicht. Aber sicher hätte sie nie wieder so einen Unsinn erzählt.«
»Das wäre vorsätzlicher Mord«, wirft Noldi ein.
»Ja«, antwortet Kevin, seltsam gelassen. »Wissen Sie, ich habe zwar alles genau geplant, aber ich glaube nicht, dass ich es getan hätte. Ich habe nicht die Nerven dazu. Jedenfalls bin ich mit dem Auto von der Reinigung nach Weesen gefahren, komme in die Wohnung, und da liegt sie, tot. Und halbnackt. Das war zu viel für mich. Ich bin durchgedreht. Völlig blöd.«
»Wie sind Sie hineingekommen?«, erkundigt sich Noldi, obwohl er es bereits weiß.
»Mit dem Wohnungsschlüssel natürlich. Als ich Berti sehe, habe ich Panik bekommen. Ich
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