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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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ihm in den Sinn, dass der, von dem er die Meldung entgegengenommen hat, sein elfjähriger Sohn ist. Er wählt die Nummer von dessen Handy, um den Jungen zu fragen, wo er sei, doch es meldet sich nur die Combox.
    Im Neugrüt stürmt Noldi wenig professionell auf die Haustüre los, um Pauli zu suchen.
    »Oberholzer!«, ruft der Kollege des Einsatzwagens, »Was machst du?«
    »Ich weiß, ich weiß!«, schreit Noldi zurück, reißt die Gummihandschuhe aus dem Sack und schwenkt sie kurz durch die Luft, streift sie über, bevor er die Klinke an der Haustüre berührt. Die ist verschlossen. Noldi rennt um das Haus in den Hof und in die Werkstatt. Pauli ist nirgends zu sehen. Dafür findet er Corinna, die über ihrem reglosen Mann liegt.
    Noldi spricht sie an.
    »Frau Pfähler«, sagt er zaghaft.
    Er fühlt sich hundeelend bei dem Anblick. Was immer da passiert ist, er hat Kevins unsinnige Flucht verursacht.
    Corinna reagiert nicht.
    Vorsichtig berührt er sie an der Schulter. Endlich hebt sie den Kopf. Noldi zuckt beinahe zurück. Er schaut in ein verheultes, geschwollenes Männergesicht.
    »Ich habe ihn umgebracht«, sagt sie tonlos, »ich habe ihn umgebracht. Er hat mich gewürgt, da habe ich zugestochen.«
    »Womit?«, fragt Noldi fast automatisch.
    Sie schaut ihn verständnislos an.
    »Mit dem Messer.«
    »Mit welchem Messer?«
    Corinna scheint einen Augenblick nachzudenken.
    »Was weiß ich«, sagt sie dann. »Da war ein Messer.«
    Noldi legt zwei Finger an Kevins blutverschmierten Hals. Aber er sieht gleich, dass es hier nichts mehr zu retten gibt. Es muss sehr rasch gegangen sein. Der Körper ist noch warm.
    Corinna schaut ihm stumpfsinnig zu, dann beginnt sie wieder zu weinen. Doch ihre Kraft ist verbraucht. Es kommt nur mehr ein trockenes Würgen aus ihrer Kehle. Schließlich verstummt sie.
    Noldi denkt, jetzt ist sie reif zum Reden.
    Er bittet einen der Beamten, mit denen er gekommen ist, Corinna in den Einsatzwagen zu bringen und bei ihr zu bleiben. Der Zweite hat begonnen, den Tatort zu sichern. Noldi verlässt die Werkstatt. Vor dem Haus ruft er seine Frau an.
    »Meret«, sagt er hastig, »es geht um Pauli.«
    »Was ist mit ihm?«, fragt sie sofort wachsam. »Ist er nicht in der Schule?«
    »Nein, er ist nach Neugrüt.«
    »Hätte ich mir denken können«, sagt sie und schnaubt durch die Nase. »Er war heute Morgen so vergnügt. Das ist er selten, wenn er zur Schule muss.«
    »Er hat Kevin Pfähler gefunden. Der Mann ist tot.«
    Meret sagt: »Oh Gott, und Pauli?«
    »Sitzt vermutlich irgendwo im Wald. Er hat telefoniert.«
    »Alles klar, du kannst jetzt nicht weg«, sagt sie. »Mach dir keine Sorgen, bin schon unterwegs.«
    Noldi dankt wieder einmal Gott und allen Heiligen für diese Frau und folgt Corinna zum Einsatzwagen. Als er um das Haus biegt, kommen eben der Doktor und der Staatsanwalt, wie immer gemeinsam. Hinter ihnen folgt der Wagen der Spurensicherung. Sie steigen aus und für einen Augenblick hat Noldi den irren Eindruck, die Szene schon erlebt zu haben. Nur war das Wetter anders.
    Wie damals spotten sie gutmütig: »Hör mal, Noldi, hast wohl den Ehrgeiz einen neuen Rekord für das Tösstal aufzustellen. Zwei Leichen in zwei Wochen.«
    Noldi, den immer noch das schlechte Gewissen plagt, geht ihr Gespött auf die Nerven.
    »Nur dass ich euch diesmal einen trockenen Arbeitsplatz verschafft habe«, schnappt er. »Diesmal gibt es keinen Sumpf, sondern Staub. Könnt wenigstens danke sagen.«
    Er hört sie noch lachen, während er zum Auto geht, wo Corinna regungslos im Fond sitzt. Er steigt ein, setzt sich neben sie.
    »Frau Pfähler«, sagt er, »der Doktor ist jetzt da. Soll er Ihnen eine Beruhigungsspritze geben?«
    Corinna lässt den Kopf hängen und hält ihren Hals mit beiden Händen.
    Noldi wartet ab. Er mustert sie von der Seite, kann aber keine Verletzungen erkennen.
    »Ich habe keine Luft mehr gekriegt, ich habe keine Luft gekriegt«, stammelt sie wieder und wieder.
    Mehr kann Noldi aus ihr im Moment nicht herausbringen. Er wartet, versucht es erneut, doch dann gibt er auf. Er sagt: »Wir müssen Sie vom Arzt untersuchen lassen.«

    Doch der Doktor kann nicht viel feststellen. »Ein paar Rötungen am Hals und im Gesicht, sehr viel mehr ist da nicht«, berichtet er.
    »Fest kann er sie nicht gewürgt haben. Dass sie ihn deshalb gleich hat erstechen müssen. Ich weiß nicht.«
    Noldi wird es eiskalt.
    »Was weißt du nicht?«
    »Ob es wirklich Notwehr war.«
    Sie stehen draußen im Hof vor der

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