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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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sicher. Aber er hatte sonst niemanden. Da kam es nicht darauf an, wem er die Ruine überschreibt.«
    »Hast du den Gubler gekannt?«
    »Nicht wirklich. Er hat sein Testament bei mir deponiert. Dazu ist er zwei Mal in die Kanzlei gekommen.«
    »Und Kevin Pfähler?«
    »Der war nur einmal hier. Er schien über die Erbschaft nicht erbaut. Kein Wunder übrigens, der Alte hat die Liegenschaft völlig verkommen lassen. Früher war einmal viel Land dabei, aber das hat er nach und nach verkauft. Vermutlich hat er davon gelebt. Das Haus ist, soviel ich weiß, am Einstürzen. Ich glaube nicht, dass dieser Pfähler die Liegenschaft auch nur einmal betreten hat.«
    »Was hat dir der Mann für einen Eindruck gemacht?«
    »Nett, freundlich. War völlig von den Socken, als ich ihm das Testament vorgelesen habe und er gehört hat, dass der Gubler sein Vater gewesen sein soll. Hat nie von dem Mann gehört. Und hat, wenn du mich fragst, es auch nicht geglaubt.«
    »Kann er das Haus inzwischen verkauft haben?«
    »Kaum, das wäre über meine Kanzlei gelaufen.«
    »Und sonst?«
    »Tut mir leid, mehr kann ich dir nicht sagen. Aber dein Schwager, der Hablützel, der hat den Gubler gekannt.«
    »Komm«, sagt Noldi nach dem Mittagessen zu seinem Sohn. »Wir fahren zum Onkel und fragen ihn, was er über den alten Gubler weiß.«
    Pauli macht einen Luftsprung, nicht nur weil er dem Vater bei seinen Ermittlungen helfen darf, sondern in erster Linie, weil er Bayj sehen wird.
    Sie finden Hans Hablützel im Schuppen, wo er ein Reh, das er vor ein paar Tagen geschossen und abhängen hat lassen, aus der Decke schlägt. Bayj ist im Zwinger. Als er Pauli sieht, bellt er wie verrückt, springt gegen die Gitterstäbe, bis Hans dem Jungen erlaubt, den Hund herauszulassen.
    »Es geht um den alten Gubler«, sagt Noldi.
    »Ja«, antwortet Hablützel, »aus Neugrüt, den habe ich gekannt.«
    »Und«, sagt Noldi, »erzähl.«
    »Das war ein Sonderling, ein großer Chlüteri. Der hatte eine wunderbare Werkstatt unten in seinem Haus, mit allen Werkzeugen, die man sich nur denken kann. Alles lag herum, Sägen, Hämmer, Zangen, Messer, Beile, Rohrstücke, Holzklötze, Drähte, irgendwelches altes Zeug und alles vollkommen verdreckt und verrostet.«
    »Ja, ja«, unterbricht ihn Noldi ungeduldig. »Ich kenne deine Leidenschaft für altes Gerümpel.«
    »Wenn ich auf der Jagd dort vorbeikomme, schaue ich oft durch das Fenster. Es ist vergittert und die Scheiben fast blind und voll Spinnweben. Man sieht kaum noch durch. Es gibt sogar eine kleine alte Schleifmaschine, eine noch mit einer Sandsteinscheibe. Der Gubler hat selbst geholzt. An einem grausam steilen Hang, dort besaß er ein kleines Waldstück. Obwohl es kriminell gefährlich war, hat er dort allein Bäume gefällt. Im Winter hat er mit dem Holz den Kachelofen in seiner Stube geheizt. Musste keinen Rappen für Brennmaterial ausgeben. Und die Leitungen im Haus hat er auch alle verlegt. Früher einmal hielt er eine Kuh, bis es ihm zu mühsam wurde.«
    »Und Frauen«, drängt Noldi, »was weißt du davon?«
    »Nicht viel«, sagt Hablützel. »Früher war da einmal eine, eine Auswärtige, wohl viel jünger als er. Der Gubler hatte offenbar ein Verhältnis mit ihr. Was man so hört, war das nichts Festes. Sie soll sporadisch bei ihm aufgetaucht sein. War irgendwo im Thurgau verheiratet. Er hätte gern gehabt, dass sie zu ihm zöge, aber das wollte sie offenbar nicht.«
    »Sie soll ein Kind von ihm haben«, sagt Noldi.
    »Scheint so«, antwortet sein Schwager. »Jedenfalls hat das der Gubler behauptet. War mächtig stolz auf den Sohn. Ich bezweifle allerdings, dass er viel von ihm gesehen hat. Vermutlich hat sie ihm hin und wieder ein Foto geschickt. Wenn überhaupt.«
    »Und sonst?«
    »Er hatte ein sehr beschwerliches Alter. Von dem Krampf beim Holzen war sein Hüftgelenk kaputt. Laufen konnte er die letzten Jahre kaum mehr, hatte ständig Schmerzen. Aber er war ein Gesundbeter. Er hat es mit Kräutertee und Salben probiert. Nur operieren ließ er sich ums Verrecken nicht. Lieber hat er jahrelang gelitten. Und das Haus verkommen lassen.«
    »Genaueres über das Kind, den Sohn, weißt du nicht?«, fragt Noldi, dem Gublers Krankengeschichte nicht so wichtig ist.
    »Nein, der Gubler wollte nicht darüber reden, außer im Suff. Er hat nie viel getrunken, nur hin und wieder, aber dann bis zum Umfallen. Und wenn es so weit war, hat er von der Frau angefangen. Muss sie sehr gern gehabt haben. Viel ist aber nie

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