Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
Vom Netzwerk:
Werkstatt, in der die Scheinwerfer der Spurensicherung brennen. Es ist inzwischen Mittag geworden. Niemand denkt an Essen. Hier in Neugrüt gibt es weder ein Lokal noch einen Laden, wo man etwas kaufen könnte. Der Weiler ist nur in den Sommermonaten bewohnt. Daher sammeln sich auch keine Schaulustigen. Die paar Autos auf der Durchfahrt in den Thurgau, die anhalten und deren Fahrer sich erkundigen, was hier los sei, werden aufgefordert, weiterzufahren. Auch zwei Wanderer sind vorbeigekommen, haben über das Polizeiaufgebot gestaunt und sind dann zögernd verschwunden, ohne Fragen zu stellen.
    »Und bei Pfähler, was hast du da gefunden?«, will Noldi vom Doktor wissen.
    »Nur ein Stich«, sagt der. »Hat die Halsschlagader erwischt. Wenn es Absicht war, eine gute Leistung. Er ist sofort verblutet. Aber sogar da hätte sie ihn noch retten können.«
    »Du meinst, sie hat ihn vorsätzlich umgebracht. Wie kommst du darauf?«, fragt Noldi irritiert.
    »Weder die Frau noch der Tote weisen Abwehrspuren auf. Das heißt, um ihr Leben hat sie nicht gekämpft. Sie hat einfach zugestochen.«
    »Aber warum sollte sie ihn umbringen?«
    »Was weiß ich. Für das Warum bist du zuständig.«
    »Und ich«, sagt der Staatsanwalt, der sich zu den beiden gesellt. »Vielleicht war es ja ein Unfall. Sie droht ihm, er droht ihr, drückt ein wenig, sie zückt das Messer und, peng, landet einen einwandfreien Treffer.«
    »Das glaube ich nicht«, sagt Noldi heftig. »Sie hat ihn geliebt.«
    »Ha«, sagt darauf der Staatsanwalt. »Das ist natürlich ein schlagendes Argument. Jedenfalls sollten wir sie mitnehmen nach Winterthur, bis einwandfrei geklärt ist, ob sie wirklich aus Notwehr gehandelt hat.«

    Meret kommt mit Verspätung. Dafür bringt sie einen Fresskorb voll belegter Brote, Thermoskannen mit Tee und Kaffee und löst Begeisterung bei allen aus.
    Ihre Schwester, erzählt sie Noldi, während sie vor dem Haus stehen, habe angerufen und berichtet, der Hund sei aus dem Zwinger verschwunden.
    »Aha«, sagt Noldi erleichtert. »Das bedeutet, Pauli ist nicht allein unterwegs.«
    »Nein«, stimmt sie ihm zu. »Das vereinfacht die Sache.«
    Sie will sich eben auf die Suche nach dem Jungen und dem Hund machen, als die beiden in den Hof getrottet kommen.
    Der Junge ist blass und ernst, aber sein Wissensdurst scheint ungebrochen. Er wundert sich nicht, seine Mutter hier anzutreffen.
    »Ah, der Onkel hat entdeckt, dass Bayj weg ist, und die Tante hat dich gleich angerufen.«
    Das ist alles, was er dazu sagt.
    Dann erklärt er ohne Umschweife, da er die Leiche entdeckt habe, sei es sein gutes Recht, der Polizei bei der Arbeit zu helfen. Eine solche Gelegenheit biete sich ihm nicht so bald wieder. Das Wort Leiche kommt ihm nicht ganz leicht über die Lippen, aber er ist fest entschlossen.
    Die Kollegen von der Spurensicherung sind guter Dinge. Es scheint ein einfacher Fall. Sie haben das Opfer und die Täterin, die Tatwaffe und einen Tatort, der so staubig ist, dass man jede noch so kleine Spur erkennen kann. Pauli darf bei der Absperrung stehen, und sie schärfen ihm ein, nichts anzurühren.
    »Aber den Hund«, sagt der eine, »lässt du draußen.«
    Damit ist Pauli nicht einverstanden.
    »Bayj tut bestimmt nichts«, versichert er. »Er bleibt bei mir.«

    Der Arzt und der Staatsanwalt wollen wieder weg.
    »Am besten«, sagt der Staatsanwalt, »wir nehmen die Frau gleich mit. Dann ist es weniger amtlich.«
    Der Doktor fügt hinzu: »Und du, Noldi, musst nicht mehr auf sie aufpassen.«
    »Gut«, antwortet Noldi. »Ich hole sie.«
    Er geht zum Einsatzwagen, wo Corinna seit der Untersuchung sitzt, bewacht von einem der Beamten. Er beugt sich zu ihr und sagt: »Es tut mir leid, Frau Pfähler, Sie müssen mit nach Winterthur kommen.«
    Corinna reagiert nicht.
    Noldi wiederholt unglücklich: »Kommen Sie. Sie sind vorläufig festgenommen. Bis der Tod Ihres Mannes geklärt ist.«
    Sie rührt sich noch immer nicht.
    Da nimmt Noldi ihre Hand. Jetzt schaut ihn Corinna verständnislos und fragend an.
    Er zieht sie aus dem Wagen und führt sie mit festem Griff über den Hof. Er tut es vor den Augen seiner Frau, ohne einen Gedanken, wie diese Vertraulichkeit auf andere wirken könnte.
    Der Doktor und Staatsanwalt sind diesmal in einem Polizeifahrzeug mit Chauffeur gekommen. Noldi hilft Corinna beim Einsteigen und schließt dann fast behutsam die Tür hinter ihr.

    Nachdem der Leichenwagen sowie die Spurensicherung abgefahren sind und Meret Pauli mit Bayj ins

Weitere Kostenlose Bücher