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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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ist es Zeit, dass du ins Bett kommst.«
    Pauli verschwindet ohne Widerrede. Beim Zähneputzen überlegt er sich eine Ausrede für den Notfall. Vielleicht, denkt er, kann er der Lehrerin als Wiedergutmachung einen Aufsatz über die Polizeiaktion anbieten. Damit hat er schon einmal Erfolg gehabt.
    Noldi und Meret wünschen ihren Kindern gemeinsam eine gute Nacht.
    Gleich danach verkriecht Noldi sich ebenfalls ins Bett. Die Bemerkung des Doktors, Corinna weise keine echten Würge-Male auf, geht ihm nicht aus dem Sinn. Als seine Frau auch kommt, fragt er: »Würdest du mich gleich erstechen, wenn ich dir an den Hals ginge?«
    »Kaum. Ich könnte nicht glauben, dass du so etwas tust«, antwortet Meret nach einer Weile. »Aber warum fragst du?«
    Der Doktor sagt, Kevin Pfähler habe seine Frau nicht fest gewürgt und trotzdem hat sie ihn gleich abgestochen.
    »Du weißt nicht, wie empfindlich sie ist. Wo bei ihr die Panik einsetzt. Vielleicht hat sie Probleme mit den Atemwegen und kriegt nur schwer Luft.«
    »Hoffentlich«, sagt Noldi voll Inbrunst.
    »Sie tut dir leid«, stellt Meret fest.
    »Ja.«
    Er schweigt eine Weile und sagt dann: »Weißt du, was für mich das Furchtbarste war? Wie sie da über seiner Leiche gelegen ist, hat sie mich angeschaut und ich habe mir gedacht, die schaut aus wie ein Mann. Stell dir vor, was dieser Mensch auf sich genommen hat, um eine Frau zu werden. Und jetzt das. Der Mann tot und sie, wenn sie Pech hat, im Gefängnis.«
    »Das ist aber nicht deine Schuld.«
    »Irgendwie schon.«
    »Irgendwie ja, aber auch wieder nicht«, sagt Meret nachdenklich. »Es sind alles erwachsene Menschen, die wissen sollten, was sie tun.«
    Noldi lacht bitter. »Könnte man meinen, ist aber selten so. Sonst wäre die Polizei nicht überbeschäftigt.«
    Sie liegen schweigend nebeneinander, dann fängt er wieder an: »Ich verstehe das Ganze nicht. Wenn Pfähler unschuldig ist, wozu dann dieses Theater mit der Flucht und dem Versteck oben in Neugrüt? Gut, er hat eine Straftat vertuscht, eine Leiche im Wald deponiert, hat falsche Aussagen gemacht und polizeiliche Ermittlungen behindert. Aber bei all dem wäre er wahrscheinlich auf Bewährung davongekommen. Warum bestellt er seine Frau dort hinauf? Wollte er sie umbringen, weil sie früher ein Mann war? Ist sie das noch immer, auch wenn sie wie eine Frau aussieht? Könnte ihm doch egal sein, wenn er bis jetzt mit ihr so glücklich war, wie er behauptet.« Noldi seufzt noch einmal. »Sicher ist, er wäre noch am Leben, hätte ich nicht, wie Beer sagt, bei seiner Vernehmung Mist gebaut.«
    »Das kannst du nicht wissen. Vielleicht hätte er sie so oder so umgebracht. Wenn er den Gedanken nicht ertragen konnte, dass er jahrelang mit einem Mann zusammengelebt hat. Wenn er so ein Macho war.«
    »Das ist eine Frage, die mich quält«, stimmt Noldi ihr zu. »Und die zweite ist, warum hätte Corinna den Mann erstechen sollen, wenn nicht aus Notwehr. Hat sie einen anderen Grund gehabt? Glaubst du, da gibt es etwas, das ich nicht weiß? Kann es sein, dass doch Corinna Berti getötet hat und er hat sie dabei erwischt? Und deshalb die Leiche entsorgt. Um seine Frau zu entlasten. Oder hat er Corinna umbringen wollen, weil er geglaubt hat, sie sei die Mörderin? Und wenn sie es gewesen ist, hat sie Kevin als Mitwisser beseitigt, indem sie Notwehr vorgetäuscht hat. Und gleichzeitig hätte man ihn für den Mörder von Berti gehalten. Das wäre ein kluger Schachzug von ihr.«
    »Aber warum sollte sie diese Frau töten, wenn nicht um ihre Ehe zu schützen? Das ergibt alles keinen Sinn«, sagt Meret und streichelt die Wange ihres Mannes.
    »Ich weiß«, seufzt Noldi. »Damit stehen wir wieder am Anfang. Jeder kann es gewesen sein, der Doktor, die Krankenschwester, jede noch so schwache Person, vorausgesetzt sie ist in der Lage, jemandem eine Injektionsnadel in den Leib zu jagen.«
    »Die Krankenschwester scheidet aus, die war im Dienst«, erinnert ihn Meret.
    »Gut«, stimmt Noldi zu. »Und Niederöst sagt, er hätte an dem Nachmittag den Notar getroffen wegen einer Spende für das Kunstmuseum Winterthur. Nehmen wir einmal an, das stimmt. Damit wären er und Kläui aus dem Schneider. Bleiben deren Frauen, Vreni Narayan, die Sekretärin des Notars, die beiden Damen aus dem Coiffeursalon und der Wehrli.«
    »Haben die ein Motiv?«, erkundigt sich Meret.
    »Keine Ahnung. Der Herr Wehrli schaut dem Notar ähnlich. Vielleicht hat er auch ein Verhältnis mit ihr gehabt.«
    »Bringt er sie

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