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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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herausgekommen, weil er dann gleich unter dem Tisch gelandet ist.«
    »Wann ist er gestorben?«
    »Das kann nicht mehr als zwei Jahre her sein. Die letzten paar Wochen war er im Lindenhaus, im Altersheim. Sie haben ihn irgendwann abgeholt. Er konnte sich aber am neuen Ort nicht zurechtfinden, war vollkommen verwirrt. Einmal wollte er in der Nacht aufstehen und ist dabei gestürzt. Von da an war er bettlägerig. Er ist elendiglich verreckt, heißt es. Wasser auf der Lunge.«
    Pauli sitzt auf einem Holzstock, Bayj dicht vor ihm, fast auf seinen Füßen, und beide hören gespannt zu, was Hans erzählt. Da reift ein kühner Entschluss in Pauli. Er will am nächsten Morgen nach Neugrüt. Er kennt das alte Haus. Wenn sie auf den Schauenberg gehen, kommen sie daran vorbei. Die baufälligen Mauern neigen sich bereits gefährlich gegen die Straße.
    Ob sich Kevin wirklich dort versteckt?, überlegt der Junge. Er wird es herausfinden. Und er wird Bayj mitnehmen. Dass er dazu die Schule schwänzen muss, kümmert ihn wenig. Irgendetwas wird ihm schon als Ausrede einfallen. Schwieriger scheint ihm, wie er Onkel und Tante dazu bringt, dass sie ihn mit Bayj losziehen lassen, ohne eine Menge dummer Fragen zu stellen.

17. Blut und Staub
    Als der Junge am nächsten Morgen beim Haus seines Onkels ankommt, ist Bayj schon im Zwinger. Pauli legt den Finger an die Lippen, damit der Hund nicht bellt. Bayj versteht sofort. Aufgeregt springt er herum, gibt aber keinen Laut von sich. Pauli öffnet vorsichtig die Gittertüre, nimmt die Leine vom Haken. Dann schleichen sie aus dem Hof und machen sich auf den Weg. Es ist weit nach Neugrüt. Pauli denkt, sie werden nicht viel Zeit haben, bevor der Onkel entdeckt, dass Bayj verschwunden ist. Er rechnet, dass sie bis zu dem Weiler gut eineinhalb Stunden marschieren müssen. Sie schlagen ein zügiges Tempo an, aber der Aufstieg ist steil. Pauli gerät ins Schnaufen und auch Bayj lässt die Zunge hängen. Sie sind noch nicht sehr weit gekommen, als sie hinter sich ein Auto hören. Pauli erschrickt, er denkt, der Onkel holt sie bereits ein. Doch sie haben Glück, es ist der Wirt vom Schnurberg, der Beiz, wo die Familie Oberholzer oft auf ihren Sonntagsausflügen einkehrt.
    Er hält an, öffnet das Fenster und fragt gutmütig: »Na ihr beiden, wo wollt ihr hin?«
    Er kennt den Jungen und den Hund.
    »Ins Neugrüt«, sagt Pauli.
    »Und was macht ihr dort so früh am Tag?«
    »Wir wollen uns das alte Haus anschauen. Mein Onkel sagt, dort gibt es eine tolle Werkstatt und man kann durch das Fenster all das alte Gerümpel sehen.«
    Der Mann wundert sich über das seltsame Interesse des Jungen für einen Bau, der kurz vor dem Einsturz steht. Bei der Abzweigung nach Neugrüt hält er und lässt die beiden aussteigen. Pauli bedankt sich artig, winkt, während Bayj nur kurz mit der Rute wedelt. Er hat für den Wirt nicht viel übrig, weil der hinter dem Haus Gänse hält. Immer, wenn er dort vorbeikommt, spreizen diese dummen Vögel ihre Flügel und schnattern wie wild. Er würde sie zu gerne ein wenig herum jagen, aber er weiß, das darf er nicht.
    Pauli hat keine genaue Vorstellung, was ihn in Neugrüt erwartet. Er überlegt, was er tun soll, wenn Kevin wirklich dort ist. Ganz wohl ist ihm bei dem Gedanken nicht. Der Mann ist vor seinem, Paulis, Vater geflüchtet. Vielleicht hat er keine Freude, wenn da plötzlich der Sohn auftaucht. Der Junge überlegt hin und her und fragt auch Bayj nach seiner Meinung.
    »Glaubst du, er ist wirklich oben?«
    Bayj lässt den Kopf kurz hängen, um nachzudenken, schließlich kläfft er zweimal.
    »Also, du glaubst das auch«, sagt Pauli zufrieden.
    Da fällt ihm etwas ein.
    »Entschuldige«, sagt er zu seinem Freund. »Ich habe vergessen, dass du Kevin noch gar nicht kennst. Ich glaube nicht, dass er gefährlich ist. Du musst keine Angst haben. Er war sehr nett zu mir. Auf der anderen Seite, sagt mein Vater, vielleicht hat er diese Frau umgebracht, die du im Wald gefunden hast. Ich denke, wir schleichen zuerst um das Haus und spionieren ein wenig. Dann können wir immer noch meinen Vater anrufen. Ich habe das Handy mit.«
    Nach seinem Abenteuer im Neubrunner Wald hatte Betti ihrer Schwester den Vorschlag gemacht, ihm eines zu kaufen.
    »Dann«, sagte sie mit einem Lächeln zu Meret, »wisst ihr, wo er sich herumtreibt.«
    Seinen Eltern leuchtete dieses Argument ein, und seither schleppt er das Gerät im Hosensack mit.
    Anfangs war er nicht besonders glücklich damit. Er

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