Nachsuche
beträchtlich.
Der Bauer sagte: »Mach dir nichts draus, ich habe einen guten Autospengler. Er ist ein Freund von mir, der flickt dir das im Handumdrehen.«
Er gab ihm die Adresse, Rüdisühli fuhr hin. Über der Garage prangte in roter Leuchtschrift ›Kevins Blechparadies‹. Dort stand er dann mit dem Besitzer und zeigte ihm den Schaden. Sie besprachen die Reparatur. Rüdisühli wollte bei dieser Gelegenheit, die ihn nichts kostete, gleich noch ein paar andere Kleinigkeiten richten lassen. Da ging die Tür auf und eine junge Frau fegte herein. Als sie ihn sah, hielt sie einen Moment inne. Dann kam sie auf die beiden Männer zu.
»Meine Gattin«, stellte Pfähler vor, legte ihr den Arm fordernd und stolz um die Taille.
Sie war groß, schlank, mit einem Traumbusen unter dem Seidenkleid, und bei ihrem Hüftschwung blieb Rüdisühli die Luft weg. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, obwohl er sich sofort sagte, lass die Finger davon, die ist nichts für dich! Zu jung, zu schön, viel zu anspruchsvoll. Mit so einer gibt es nur Probleme.
Aber sie gefiel ihm.
Durch Zufall traf er sie nach ein paar Wochen in einem Einkaufszentrum wieder. Zugegeben, er hatte dem Zufall ein wenig nachgeholfen. Umso überraschter gab er sich, als er an der Kasse hinter ihr zu stehen kam. Er riskierte es und lud sie zu einem Kaffee ein.
Sie sagte: »Ja gern.«
Dann saßen sie einander gegenüber. Rüdisühli war auf der Hut. Er plauderte. Die junge Frau wirkte lebhaft und unbekümmert.
Sie heiße Corinna, sagte sie.
Fast hätte er sich aus Gewohnheit mit einem Pseudonym vorgestellt. Da fiel ihm noch rechtzeitig ein, dass in der Kundenkartei ihres Mannes sein richtiger Name stand. Das rückte dieses schöne Weib in noch weitere Ferne. Trotzdem ließ er sich hinreißen. Er beugte sich über den Tisch, legte seine Hand auf die ihre und sagte: »Sie sind eine wunderbare Frau, Corinna.«
Sie lächelte. Rätselhaft, fand er. Er konnte das Aufblitzen ihrer Augen nicht deuten. War es Freude, Stolz, eine Einladung? Er wusste es nicht. Mit einem leisen Zittern im Herzen verabschiedete er sich von ihr, als sie sagte, sie müsse jetzt wieder gehen.
Er schaute ihr nach, wie sie davonging. Sie hatte den Gang einer Göttin.
Dann stand Berti vor ihm, klein, rund und zuckersüß. Vor Schreck erstickte er fast an seinem letzten Schluck Kaffee. Sie dagegen freute sich, ihn endlich wiederzusehen. Eifrig fragte sie: »Wer ist die Schöne, mit der du dich hier triffst? Ist sie der Grund, warum du mich nicht mehr besuchst?«
Rüdisühli dachte, wenn es nur so wäre, während er lauter als nötig zu ihr sagte: »Du spinnst. Die ist viel zu jung für mich. Die könnte meine Tochter sein.«
Berti musterte ihn verunsichert. Er schaute ihr direkt in die Augen. Es kam ihm nicht ungelegen, dass sie auf falscher Fährte war. Wo doch sein neuestes Verhältnis ihre eigene Freundin war.
Noldi fährt am Montag als Erstes zur Teamsitzung nach Winterthur. Er nimmt Frau und Tochter mit. Meret will in der Stadt einkaufen und Fitzi muss zur Schule. Pauli bleibt allein zu Hause, bis es auch für ihn Zeit zum Unterricht wird.
Meret küsst ihn auf den Kopf und sagt: »Iss dein Frühstück auf und vergiss nicht abzuschließen, wenn du gehst.«
Der Junge windet sich unter ihrem Griff, mault ein wenig.
Noldi legt ihm für einen Moment die Hand auf die Schulter und hält ihn mit eisernem Griff.
»Pauli«, sagt er.
Im Auto bemerkt Fitzi ganz nebenbei: »Ihr bringt Pauli nur durcheinander, wenn ihr euch dauernd Sorgen um ihn macht. Er glaubt, etwas stimmt nicht mit ihm.«
»Ist das nicht so?«, fragt Noldi seine Tochter.
»Wie man es nimmt«, antwortet sie lachend. »Er ist ein Genie.«
»Jetzt übertreib nicht«, mischt sich die Mutter ein, die im Stillen genau so denkt.
»Doch«, sagt Fitzi, »wartet nur, bis ihr euer Weihnachtsgeschenk bekommt.«
»Was ist es denn?«, fragt Noldi betont nebenbei.
Fitzi kichert: »Du glaubst doch selbst nicht, dass ich auf deine miesen Verhörtricks hereinfalle.«
In der Stadthausstraße lässt Noldi seine beiden Frauen aussteigen. Er fährt weiter und stellt das Auto im Hof der Polizei ab. Dann geht er hinauf ins Sitzungszimmer.
Da sind sie, seine Kollegen. Den einen, Franz Notter, kennt Noldi schon seit der Polizeischule.
Sie waren damals beide jung und unsicher, deshalb schlossen sie sich einander an und waren eine Zeit lang unzertrennlich. Franz besaß einen alten Döschwo. Mit ihm unternahmen sie Spritzfahrten und reisten
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