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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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experimentieren.
    Der andere sagt, selbstverständlich, diese sei nebenan im Büro angeschlagen.
    Noldi will sie sofort sehen. Das Ausstellungsdatum auf dem Formular, stellt er fest, stammt aus dem Vorjahr. Er weiß nicht, wie lange eine solche Bewilligung gültig ist. Daher meint er vorsichtig: »Wenn ihr hier mit Sprengstoff arbeitet, muss ich das weiterleiten. Das liegt nicht in meiner Kompetenz.«
    Der Laborant schlägt die Hände zusammen und bettelt: »Nur das nicht, das gibt eine furchtbare Sauerei. Wir bringen alles selbst in Ordnung. «
    Noldi hört ihm gar nicht zu, nimmt sein Handy und ruft Hans Beer in Winterthur an.
    »Chef«, sagt er, »wir haben eine Explosion. Im Schönthal bei den Feuerwerkern.«
    »Ist jemand verletzt?«, fragt Beer als Erstes.
    Noldi beruhigt ihn.
    »Nein. Aber es gibt einen größeren Schadenfall. Zum Glück ist kein Brand ausgebrochen. Könnt ihr das an die zuständige Stelle weiterleiten? Ich sperre hier alles ab. Mehr kann ich nicht tun. Ich habe auch keine Zeit. Du weißt, ich bin am Fall Walter.«
    »Ja, richtig. Wie kommst du voran?«
    »Gar nicht«, antwortet Noldi verdrossen, »wenn man mich nicht arbeiten lässt. Die von der Gemeinde haben mich im dümmsten Moment gestört. Ich war gerade in einer Befragung, und wenn die nicht angerufen hätten, gäbe es jetzt vermutlich Neuigkeiten.«
    »Ist ja gut«, beruhigt ihn der Chef. »Ich schicke dir Ablösung, so schnell es geht. Aber jetzt musst du durchhalten. Du weißt, dass jemand von uns bleiben muss, bis die Sprengstoffexperten vom Bund übernehmen.«
    Noldi ist erleichtert und erbost. Er brummt etwas, doch eines ist klar, er wird warten, bis er abgelöst wird.
    Er geht im Gebäude herum, kontrolliert, ob es irgendwo einen Gefahrenherd gibt. Der Schaden ist ausschließlich auf das Labor begrenzt. Dort läuft immer noch der Laborant die Hände ringend hin und her.
    Noldi scheucht ihn ohne große Höflichkeiten aus dem Raum. Der andere protestiert, aber der Polizist schneidet ihm das Wort ab.
    »Hier wird abgesperrt«, sagt er. »Das ist ein Tatort.«
    Um sich die Zeit zu vertreiben, schlendert er dann durch die Verkaufsräume. Der Laborant begleitet ihn und erklärt ihm die Feuerwerkskörper, die in den Regalen liegen.
    Die Spannung zwischen den beiden Männern hat sich gelöst.
    »Hand aufs Herz«, sagt Noldi zum anderen, »die Dinger sind doch recht gefährlich.«
    »Ja und nein«, antwortet der. »Man muss sorgfältig mit ihnen umgehen. Dann kann nichts passieren.«

    Noldi erinnert sich an die Erstaugust-Feier in dem Jahr. Zu diesem Anlass hat er im Auftrag der Gemeinde Zell im Laden hier die absolute Neuheit, eine Blackboxx erstanden. Das war die absolute Neuheit, eine Feuerwerksbatterie, die man nur einmal zünden muss. Pauli durfte ihn begleiten, und er hat seinem Sohn wider besseres Wissen erlaubt, von seinem Taschengeld ein paar Schwärmer zu kaufen.
    Dann wanderte die Familie wie jedes Jahr gegen Abend auf den Wissen, einen Aussichtsplatz oberhalb von Langenhard, wo die Feier stattfindet. Vorneweg kam Pauli mit Bayj, dann folgten Noldi und Schwager Hans und hinten nach die zwei Schwestern Meret und Betti. Fitzi schwirrte zwischen den Gruppen hin und her, einmal hängte sie sich beim Vater ein, dann schwatzte sie mit Pauli oder blieb mit den Frauen zurück. Sobald der Hund nicht mehr angeleint war, warfen die Kinder Stöckchen, die Bayj jaulend und bellend vor Vergnügen apportierte. Noldi konnte ihr Lachen hören. Der Abend war still, klar der Himmel. Nur im Westen zeigten sich am Horizont ein paar Quellwolken mit goldenem Rand.
    Unterwegs stieß Noldis Schwester Regula mit ihrer Familie zu ihnen. Von denen sehen sie unter dem Jahr nicht viel. Regula hat statt Noldi den väterlichen Hof übernommen und bewirtschaftet ihn mit ihrem Mann, der ebenfalls aus einer Bauernfamilie stammt. Die beiden haben sich auf die Zucht von Braunvieh spezialisiert und damit einen Namen gemacht. Jedes Jahr konkurrieren sie mit einem ebenso fanatischen Bauern aus Rikon um die höchsten Auszeichnungen. So, wie man mit Schwager Hans über wenig anderes reden kann als über die Jagd, gibt es für Noldis Schwester und ihren Mann kaum anderen Gesprächsstoff als Rinderzucht und Milchleistung. Sie erzählten auch sofort von einer ihrer Kühe, die in der nächsten Woche ihren fünfzehnten Geburtstag sowie die Rekordleistung von 150 000 Litern Milch feiern konnte. Zu diesem Anlass wollten sie einen Apéro geben, zu dem sie die ganze Familie

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