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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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aufmüpfig ein. Noldi fährt unbeirrt fort: »Drittens, dass sie tot ist, und viertens Ihr Unfall dort war, wo wir ihre Leiche gefunden haben. In der Nacht und auf einer Strecke, wo Sie eigentlich nichts zu suchen hatten.«
    Rüdisühli reißt den Mund auf und klappt ihn ohne ein einziges Wort wieder zu. Dann erstarrt er.
    Noldi kann ihn denken hören. Er ist gespannt, was dem Mann zu seiner Entlastung einfällt. Aber auch er hat seine Argumente parat, und sie sind ziemlich schlagend, um nicht zu sagen, erschlagend.
    Schließlich schnappt Rüdisühli noch einmal nach Luft und beginnt.
    »Was ist mit Berti, warum ist sie tot? Ich gebe ja zu, ich kenne sie, wir hatten etwas miteinander, aber das ist vorbei. Schon lange. Deshalb muss sie sich nicht mehr umbringen.«
    »Hat sie auch nicht«, sagt Noldi. »Sie wurde umgebracht.«
    Jetzt wird Rüdisühli bleich.
    »Nein, nein, nein«, stottert er, »das sagen Sie jetzt nur so. Wer sollte Berti etwas tun? Sie ist harmlos.«
    »War«, korrigiert Noldi milde.
    Rüdisühli braucht eine Weile, bis er begreift.
    Dann setzt Noldi hinzu: »Sie ist tot. Ermordet.«
    »Und Sie unterstellen mir, ich könnte der Mörder sein«, sagt Rüdisühli ganz leise und konzentriert.
    Noldi staunt.
    Der Mann hat sich gefangen. Jetzt wird er argumentieren. Richtig, da sagt Rüdisühli auch schon: »Dann wäre ich schön blöd, wenn ich mich bei Ihnen melde, wegen des Rehs.«
    »Oder ganz besonders gerissen«, hält Noldi dagegen.
    »Ich habe für die Nacht ein Alibi«, platzt Rüdisühli heraus. »Ich war bei einer Frau. Verstehen Sie, deshalb habe ich gelogen. Ich muss höllisch aufpassen, ich bin verheiratet, und meine Ehe ist kein Zuckerschlecken.«
    »Name und Adresse«, verlangt Noldi ungerührt.
    Rüdisühli rückt mit den Angaben heraus. Jetzt ist es an Noldi, fast vom Sitz zu fallen. Ilse Biber, Bertis Freundin, wohnhaft in Wila. Er schaut auf den Namen, den er geschrieben hat, und überlegt fieberhaft.
    Rüdisühli nützt die Gelegenheit.
    »Sehen Sie, Herr Inspektor, ich habe wirklich keinen Grund, Berti etwas anzutun. Die Affäre mit ihr ist Schnee von vorgestern.«
    Genau in diesem Augenblick läutet das Telefon. Noldi hebt ab, grunzt seinen Namen in den Hörer. Die Störung passt ihm ganz und gar nicht. Jetzt findet der gute Rüdisühli Zeit, sich was zu überlegen.
    Die Gemeindekanzlei Rikon ist am Draht. Im Schöntal habe es eine Explosion gegeben, heißt es. Die Nachbarn im Herrschaftshaus, die ständig in Angst leben, weil nebenan die Feuerwerker basteln, hätten einen heftigen Knall gehört, noch dazu außerhalb der Arbeitszeit, wo keiner mehr in der Fabrik ist. Sie haben sofort die Gemeindekanzlei angerufen. Die ihrerseits versprach, die Meldung der Polizei weiterzuleiten. Und da der Posten in Turbenthal der nächste ist, verständigt man Noldi.
    »Ruft die Feuerwehr«, brummt der.
    »Aber es brennt doch nicht«, heißt es. Er müsse hin, abklären, was passiert ist. Auf der Stelle. Dann könne er alles Nötige in die Wege leiten.
    Noldi flucht stumm in sich hinein, weil sie ihn in dem Moment erwischen, wo er den Rüdisühli gerade weich gekocht hat. Der würde in den nächsten Minuten auspacken. Und da muss er weg.
    Eilig telefoniert er nach Winterthur, ob nicht sie jemand anderen schicken könnten, er sei in einer wichtigen Befragung. Doch die sagen nur, im Moment hätten sie niemand. Alle seien anderweitig im Einsatz. Also muss er, Noldi, antraben.
    »Herr Rüdisühli«, sagt er seufzend, »wir unterhalten uns noch. Aber jetzt muss ich weg.«
    Dann steigt er ins Auto und fährt widerwillig ab.
    Im Schöntal steht neben der alten Spinnerei an der Töss ein zweistöckiger lang gestreckter Bau. Das Haus besitzt außen einen herrschaftlichen Treppenaufgang ins obere Geschoss.
    Noldi kurvt im Schuss auf den Parkplatz, springt aus dem Auto und die Stufen hinauf. Die Eingangstüre steht offen. Drinnen rennt kopflos ein Laborant der Firma herum, der offenbar ebenfalls alarmiert wurde. Er ist ein kleiner, dicker Mann, nicht mehr ganz jung, mit einer Halbglatze und einem kleinen grauen Schnauz.
    »Was zum Teufel ist passiert?«, knurrt Noldi ihn an.
    Der arme Mann führt ihn ins Labor. Dort stellt Noldi fest, dass es die Türen eingedrückt hat und die Fenster verschwunden sind. Alles im Raum, was nicht niet- und nagelfest war, wurde von der Druckwelle umgelegt. Wenigstens brennt es nicht.
    Noldi will wissen, ob die Firma überhaupt eine Bewilligung hat, mit Sprengstoff zu

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