Nachsuche
hat, ist auch dieser blitzsauber und leer.
Er dankt Pfähler und fügt ein wenig geistesabwesend hinzu: »Jetzt würde ich noch gern mit Ihrer Frau reden.«
»Klar, tun Sie das. Cori weiß mehr über Berti als ich.« Er lacht plötzlich laut auf und setzt hinzu: »Ich kenne mehr ihren Fahrstil.«
Noldi folgt Corinna in die Glaskabine, die als Büro dient.
»Wollen Sie einen Kaffee«, fragt sie, »Bier oder Wasser?«
»Kaffee gerne«, sagt Noldi und sieht ihr zu, wie sie an der Espressomaschine hantiert. Ihr graues Seidenkleid ist einfach geschnitten, aber bestimmt nicht billig. Darüber trägt sie eine beige Strickjacke. Ihre Füße stecken in roten Lederstiefeln.
»Berti ist tot«, sagt sie. Und sie, im Gegensatz zu ihrem Mann, fragt: »Was ist passiert? So schwer krank war sie nicht. Und was hat die Polizei damit zu tun?«
»Es handelt sich um einen ungeklärten Todesfall«, antwortet Noldi. »Sie ist an einer Überdosis Insulin gestorben.«
»Berti hätte sich niemals umgebracht«, stellt Corinna lakonisch fest.
»Nein«, stimmt Noldi ihr zu. »Sie wurde vermutlich ermordet.«
»Ha!«, schreit Corinna, »das war der Dreckskerl, ihr Freund. Der wollte sie unbedingt loswerden und sie wollte nicht. Ich habe ihr immer gesagt, sie soll ihm einen Tritt geben. Der ist es nicht wert, dass sie sich so an ihn hängt. Solche Kerle wie er pissen an jede Straßenecke.«
Noldi glaubt, nicht recht zu hören. Er versteht auch nicht ganz, was sie sagen will. Aber egal.
»Wissen Sie, wie er heißt?« fragt er.
»Walter, irgendwas, ah ja, richtig, Walter Müller. Ich glaube nur nicht, dass der Name echt ist. Immer wieder habe ich ihr gesagt, der bescheißt dich hinten und vorne. Aber Berti hat ihn in Schutz genommen. »Klar«, hat sie gesagt, »der hat Angst vor seiner Frau.«
Der Rüdisühli, denkt Noldi sofort, der gute Rüdisühli.
Wie bestellt steht der gute Rüdisühli nur eine Stunde später auf dem Polizeiposten in Turbenthal.
Er will wissen, ob er jetzt endlich seine Bestätigung haben könne.
»Das dauert ja ewig«, raunzt er.
»Ich habe schon vor Tagen angerufen«, lässt Noldi beiläufig fallen.
»Sie mich angerufen?«, fragt Rüdisühli zurück. »Unmöglich, das wüsste ich.«
»Ihr Handy war ausgeschaltet.«
»Trotzdem«, beharrt der andere, »ich hätte Ihren Anruf auf dem Display gesehen.«
»Haben Sie nicht?«
Noldi spielt weiter den Unschuldigen.
Rüdisühli schaut ihn an.
»Nein, sonst hätte ich mich sofort gemeldet.«
»Das heißt also«, sagt Noldi zuckersüß, »Sie besitzen kein Handy mit dieser Nummer.«
Er hält ihm einen Zettel hin.
Rüdisühli beugt sich vor. Als er die Nummer liest, wirkt sein Gesicht wie geronnen. Dann beginnen die Züge wieder zu fließen.
»Ah, daher«, sagt er gedehnt. »Dieses Handy ist mir schon vor Monaten abhanden gekommen. Gestohlen oder verloren, ich weiß ehrlich nicht.«
Gut, denkt Noldi, gut machst du das. Aber noch bist du nicht aus dem Schneider.
»Sie geben zu, dieses Handy gekauft zu haben.«
»Klar«, sagt Rüdisühli, »hätte wohl keinen Sinn zu leugnen. Oder?«
»Kaum«, stimmt Noldi ihm freundlich zu. »Und Sie haben mit diesem Handy mehrmals eine gewisse Berti Walter angerufen.«
»Ich? Nein, nie. Das muss ein anderer gewesen sein. Ich sage Ihnen doch, das Ding ist mir gestohlen worden.«
»Möglich«, räumt Noldi bereitwillig ein. »Dann müssten Sie mir nur sagen, wann.«
»Das weiß ich eben nicht. Sehen Sie, Herr Inspektor, ich habe erst gedacht, ich hätte es irgendwo liegen lassen, und es würde wieder auftauchen. Zwischendurch habe ich es dann vergessen. Ich besitze noch ein Handy, mein Kundentelefon. Das andere war mein Zweittelefon für alle Fälle. Verstehen Sie, Herr Inspektor?«
Noldi versteht durchaus. Auch die Anrede mit Herr Inspektor hört er. Er hört aber noch etwas anderes. Der Mann ist verunsichert, und Noldi fragt sich, warum. Er glaubt in diesem Moment nicht recht an seine Schuld, wird aber seine Möglichkeiten ausreizen. Dann wird man sehen.
Gemächlich fährt er fort.
»Sie wissen, dass wir Ihre Angaben überprüfen können. Und ich werde das tun, denn da sind ein paar Zufälle im Spiel, die geklärt werden müssen.«
Er macht eine Kunstpause, doch Rüdisühli fragt nicht nach.
»Also«, fährt er fort, »erstens die Tatsache, dass Sie dieses Handy gekauft haben, zweitens, dass Berti Walter wiederholt die Nummer angerufen hat.«
»Berti Walter, wer ist das überhaupt?«, wirft Rüdisühli jetzt
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