Nachsuche
nur und dieses Lächeln ist nicht ganz ohne Bosheit.
»Ihr Liebster heißt mit bürgerlichem Namen Eduard Rüdisühli«, sagt er endlich, »Walter Müller und Werner Berger sind nur seine Künstlernamen als Ehebrecher.«
Wenn er gedacht hat, dass sie aufgibt, hat er sich getäuscht. Sie hat ihm atemlos zugehört und bricht jetzt in Tränen aus.
»Der arme Mann«, schluchzt sie. »Dieses Weib ist eine Furie. Man muss ihn von ihr befreien.«
»Welches Weib? Berti?«, fragt Noldi.
»Seine sogenannte Ehefrau«, faucht Ilse.
Noldi bleibt der Mund offen. Meint sie das ernst oder spielt sie ihm etwas vor, geht von da weg und ersticht den Rüdisühli, wo immer sie ihn erwischt, wenn es sein muss auf offener Straße. Er ist wütend auf sich selbst und fragt sich, wie er diesen Schnitzer wieder ausbessern könnte. Er hat sich verleiten lassen, war nicht professionell und ist abgedriftet in ein Netz von Unappetitlichkeiten. Wo soll er darin Bertis Mörder suchen?
Nachdem Ilse Biber gegangen ist, muss Noldi dringend nachdenken. Er hat das Gefühl, nicht schlauer als vorher zu sein. Er lehnt sich in seinem Sitz zurück und überlegt.
Hat er jetzt alle Beteiligten beisammen, zumindest die von Bertis Telefonliste? Im Geist stellt er sie im Halbkreis vor sich auf: den Notar Göpf Kläui mit seiner rothaarigen Frau Regina, Doktor Niederöst und Gattin Milena, Ilse Biber, dann ist da das Ehepaar Kevin und Corinna Pfähler, der Gemeindeschreiber von Brütten und natürlich sein spezieller Freund, Eduard Rüdisühli. Der, fällt ihm ein, hat auch eine Frau, eine eifersüchtige noch dazu. Um sie hat er sich noch nicht gekümmert. Wie sie wohl mit Vornamen heißt? Er sucht den Eintrag im elektronischen Telefonbuch. Eduard und Ottilia Rüdisühli (-Gungal) steht da. Interessant, denkt er, scheinbar keine Schweizerin. Er muss sich eine Strategie ausdenken, wie er sich an die Frau heranmacht.
Er will Rüdisühli nicht unbedingt bei ihr anschwärzen. Oder wäre es gar keine schlechte Idee, sie auf ihn zu hetzen? Vielleicht hat sie längst Wind davon bekommen, dass ihr Mann sie betrügt, und sich an Berti gerächt. Und die Falsche erwischt, wenn es wahr ist, was Rüdisühli und die Biber erzählen. Außerdem, fällt ihm ein, gibt es noch zwei Frauen in Bertis Coiffeursalon. Und drei im Notariat von Kläui. Er legt für jeden und jede ein Blatt an, schreibt oben den Namen und darunter, was er über die Person weiß. Wer von ihnen hat Grund gehabt, sie umzubringen, wer die Gelegenheit und wer ist dazu in der Lage? Dann denkt er über das Motiv nach. Wer profitiert von Bertis Tod? Die zwei Frauen im Coiffeursalon? Oder hat Berti irgendetwas über Kläui herausbekommen? Hat sie ihm gedroht? Womit? Wusste sie etwas über den Doktor Niederöst, das ihm schaden könnte?
Warum, in aller Welt, hat man sie im Wald abgelegt?
Der Fundort, denkt Noldi, spricht eher gegen jemanden mit ausreichenden medizinischen Kenntnissen. Der gute Doktor Niederöst hätte das nicht nötig. Der weiß zu genau, dass man einen Mord mit einer Überdosis kaum nachweisen kann. Ilse Biber weiß das sicher auch und außerdem hätte sie die tote Berti nicht dort ablegen können, wo man sie gefunden hat. Außer sie hätte einen Komplizen. Aber wozu ein solches Manöver? Für sie als Krankenschwester ist ebenfalls klar, wie schwer ihr etwas nachzuweisen wäre. Kläui hätte vermutlich genügend Kraft, Berti herumzutragen und versteht von medizinischen Dingen nichts. Ob sich auch die beiden Frauen im Coiffeursalon oder Frau Rüdisühli damit auskennen, ist eine andere Frage. Sicher weiß es Milena Niederöst als Frau eines Arztes. Aber wäre sie mit Berti in den Wald? Die Damen aus der Kanzlei hätten ebenfalls Hilfe gebraucht. Dann sind da noch Kevin und Corinna Pfähler. Was die körperliche Leistung angeht, käme jeder von ihnen in Betracht. Auch Corinna, so schön sie ist, scheint erstaunlich kräftig gebaut. Nur sieht Noldi bei ihnen im Moment kein Motiv.
Er sinniert die längste Zeit daran herum, schiebt seine Blätter hin und her, ohne dass ihm eine Offenbarung kommt. Immer wieder rätselt er über den Fundort der Leiche.
Wozu hat man sie dort hingeschleppt, statt sie einfach liegen zu lassen und abzuhauen? Die Wohnung wurde gereinigt. So viel ist klar. Aber von wem? Das mit der Putzfrau muss er noch klären. Nur, würde die den Kühlschrank in einer so sonderbaren Weise ausräumen? Und wenn nichts anderes drin war? Er hat keine Ahnung, wie Berti gelebt hat. Wen
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