Nachsuche
lange.«
Noldi kombiniert blitzschnell. Corinna Pfähler hat gesagt, der Freund von Berti hieße Walter Müller. Bei Ilse Biber heißt ein und derselbe Mann Werner Berger. Er spart sich den Kommentar zu diesem Namenswechsel, sagt nur: »Erzählen Sie, wie lang geht das jetzt?«
Ilse Biber antwortet wie aus der Pistole geschossen: »Zwei Monate und achtzehn Tage.«
Noldi muss sich das Lachen verbeißen.
»Das ist eine präzise Angabe«, lobt er.
Diesmal glaubt er ihr. Aber auf die Nase binden muss er ihr das nicht. Er vergleicht im Kopf ihre Zeitangabe mit der von Rüdisühli und stellt fest, dass sie hinten und vorne nicht zusammenpassen. Immerhin kann er an Hand der Anrufliste herausfinden, wann Rüdisühli sein Handy angeblich verloren hat. Wenn es wirklich so lange her ist, dürfen keine Anrufe von Ilse Biber darauf sein.
»Und weiter?«, fragt er aufmunternd. Vielleicht kann er ihr noch ein paar Informationen entlocken, die ihm helfen, die ganze Geschichte besser zu verstehen.
»Nichts weiter«, antwortet sie und schweigt.
Er probiert es mit einer anderen Frage.
»Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass Ihr Geliebter unter verschiedenen Namen auftritt? Bei Berti Walter hat er sich Walter Müller genannt, bei Ihnen nennt er sich Werner Berger.«
»Natürlich ist mir das aufgefallen«, antwortet sie jetzt lebhaft. »Werner hat es mir auch erklärt. Er fürchtet sich vor Berti. Deshalb hat er einen falschen Namen angegeben. Bei mir hat er das nicht nötig.«
»Wieso bei Berti und bei Ihnen nicht?«, fragt Noldi neugierig.
Ilse Biber schweigt eine Weile, dann sagt sie: »Berti hat ihm nachspioniert.«
»Und Sie?«, fragt Noldi, »Machen Sie das nicht auch?«
»Ich habe mir geschworen, ich tue so etwas nicht. Wozu auch, der Mann gehört mir. Ich weiß es. Ich muss nur Geduld haben.«
»Vorläufig ist er noch verheiratet«, wirft Noldi ein.
»Ja«, sagt sie, »aber nicht mehr lange.«
»Wieso sind Sie da so sicher?«
»Er liebt mich«, antwortet Ilse Biber schlicht.
»Bis er einer anderen im Lift begegnet.«
Noldi kann es sich nicht verkneifen.
Sie hält sich gut. Sie wirft ihm nur einen mitleidigen Blick zu und sagt: »Der Welt ginge es besser, wenn unsere Polizei nicht ein so desolater Haufen wäre.«
»Das ist Beamtenbeleidigung«, entgegnet Noldi, während er überlegt, wie er sie aus der Deckung locken könnte.
»Woraus schließen Sie, dass Berti Walter hinter ihrem Freund herspioniert hat?«
»Werner hat es mir erzählt«, antwortet sie prompt. »Er saß mit einer Bekannten im Café, da kam sie an und war so erstaunt, ihn zu treffen, dass er hellhörig wurde. Sie hat ihm leidgetan, als er mit ihr Schluss gemacht hat. Er hat sie nie verletzen wollen. Er sagte, hätte er auch nur geahnt, dass er einer Frau wie mir begegnen würde, hätte er nie eine andere geheiratet und wir wären längst ein Paar.«
Sie richtet sich in ihrem Stuhl auf, streckt das Kinn vor und sieht Noldi kriegerisch an.
»Verstehen Sie jetzt endlich. Unsere Beziehung ist etwas ganz anderes als die Affäre mit Berti. Und verstehen Sie auch, dass es für mich absolut keinen Grund gibt, die Ärmste umzubringen. Also lassen Sie mich endlich in Ruhe.«
»Das würde ich«, sagt Noldi, etwas ratlos, »wenn ich wüsste, ob ich Ihnen trauen kann. Beim letzten Mal haben Sie es mit der Wahrheit nicht sehr genau genommen.«
»Dann probieren Sie es einfach einmal aus«, sagt sie mit einem verführerischen Blick.
Noldi fragt sich, ob sie von ihrer Unwiderstehlichkeit wirklich so überzeugt ist oder es sich um einen verzweifelten Versuch handelt, die Hoffnung nicht zu verlieren. Glaubt sie dem Rüdisühli, alias Walter Müller, alias Werner Berger tatsächlich alles? Schon diese falschen Namen, denkt er, sind ein Kapitel für sich. Meint der Gute, sie würden ihn vor einer verliebten oder enttäuschten Frau schützen?
Er entschließt sich, seinen Trumpf auszuspielen und zu schauen, was passiert.
»Sind Sie wirklich sicher, dass Ihr Geliebter bei Ihnen unter seinem richtigen Namen auftritt?«, fragt er noch einmal.
»Absolut. Für Werner lege ich meine Hand ins Feuer.«
»Schon verbrannt«, sagt er fröhlich. »Er hat auch Ihnen etwas vorgelogen.«
»Niemals!«, schreit Ilse Biber voller Wut.
Noldi denkt, sie will sich auf ihn stürzen. Stattdessen sagt sie nur ganz leise: »Sie sind ein Schwein. Sie wollen mich fertigmachen. Wahrscheinlich haben Sie daheim nichts zu melden und rächen sich dafür an jeder Frau.«
Noldi lächelt
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