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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Melodia
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meine Freundin und Naomis Banknachbarin in der Schule.«
    »Gut. Naomi hatte keinen Ausweis bei sich. Wie alt ist sie? Wenn sie noch nicht volljährig ist, müssen Sie das Aufnahmeformular unterschreiben.«
    Morgan zögert. Er hat keine Ahnung, ob Naomi volljährig ist oder nicht.
    »Sie ist vor kurzem achtzehn geworden«, mische ich mich ein. Zum Glück, denke ich. »Wie geht es ihr?«
    »Weder schlecht noch gut, und … ich muss gestehen, dass ich im Ungewissen bin, ob ich die Polizei verständigen soll. Aber in Anbetracht der Umstände können Sie mir vielleicht eher weiterhelfen. Wie haben Sie sie gefunden?«
    Ich berichte von Naomis Anruf und dass wir zu ihr gefahren sind, um sie abzuholen.
    »Bei der alten Kirche, sagen Sie? Und Sie haben nicht zufällig eine Idee, was Ihre Schwester gestern Abend gemacht hat?«, fragt er Morgan.
    Ich antworte an seiner Stelle. »Nein, wir wissen nichts.«
    »Hat sie einen Freund?«
    »Sie spricht nicht viel darüber.«
    Der Arzt sieht mich forschend an.
    »Nein«, füge ich hinzu, »zurzeit nicht.«
    »Und … entschuldigen Sie die Frage, aber hat Ihre Schwester Ihres Wissens Umgang mit einer dieser Jugendbanden oder irgendwelchen merkwürdigen Gruppen?«
    »Warum fragen Sie uns das alles, Doktor?«
    »Vor allem, weil ich es Naomi selbst nicht fragen kann, denn sie steht unter Beruhigungsmitteln und schläft tief. Und bei dem, was man ihr angetan hat …«
    »Was hat man ihr angetan?«, fragt Morgan leise.
    »Als Sie sie eingeliefert haben, war sie in einem äußerst verwirrten Zustand. Sie fing an, zu phantasieren und irrezureden, sobald wir sie auf die Untersuchungsliege gelegt haben. Ihr Blutalkoholwert beträgt nur 0 , 5 Promille, ist also nicht sehr hoch. Vor allem aber hat sie kleine Schnitte und Verbrennungen am ganzen Körper, von denen sie nicht mehr weiß, wie sie sich die zugezogen hat. Außerdem merkwürdige ausrasierte Stellen am Kopf und im Genitalbereich.«
    »Was?«, rufe ich und schlage die Hand vor den Mund.
    »Was für Schnitte? Sind sie tief?«
    »Würde ich nicht sagen. Sie sehen eher aus wie winzige Einkerbungen …«
    »Und die Verbrennungen?«
    »Runde Brandwunden, am ganzen Körper verteilt – Zigaretten.«
    Entsetzt schließe ich die Augen. »Soll das heißen, man hat brennende Zigaretten auf ihrer Haut ausgedrückt?«
    Der Arzt nickt finster.
    Jetzt habe ich beinahe Angst weiterzufragen. »Und die ausrasierten Stellen?«
    »Ziemlich brutal und nachlässig ausgeführt. Im Nacken, über dem linken Ohr und im Schambereich.«
    »Das darf nicht wahr sein!«
    Der Arzt hebt die Schultern und macht kurz die Augen zu, als würde er einnicken. »Trotz allem besteht für Ihre Schwester, Ihre Freundin, insgesamt keine Gefahr. Körperlich wird sie bald genesen.«
    »Ist es möglich, dass sie unter Drogen gesetzt wurde?«
    »Wenn Sie meine vorläufige Meinung hören wollen, da bin ich so gut wie sicher. Sie hat Nadeleinstiche am rechten Fußknöchel. Aber wir warten noch auf das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung. Ich muss Ihnen sagen, dass es eher ihre psychische Stabilität ist, die mir Sorgen macht. Nicht auszuschließen, dass sie beim Aufwachen, wenn das Sedativum nachlässt, noch unter Schock steht. Es wäre vielleicht angezeigt, sie von einem Spezialisten untersuchen zu lassen.«
    »Meinen Sie einen Psychiater?«
    Er kritzelt etwas auf einen Zettel und gibt ihn Morgan. »Ich kenne einen sehr guten für solche Fälle. Er heißt Mahl und hat seine Praxis in der Bahnhofsgegend.«
    Ich falle aus allen Wolken. Doktor Mahl, spezialisiert auf Traumata bei Heranwachsenden. Derselbe Psychiater, zu dem mich Jenna nach dem Unfall geschickt hat.
    Morgan liest den Zettel und steckt ihn ein. »Danke, Doktor.«
    »Wenn sie den heutigen Tag und die Nacht gut übersteht, kann sie morgen wieder nach Hause. Sie finden sie in Zimmer Nummer  7 . Aber denken Sie daran – um ihr zu helfen, wäre es am wichtigsten herauszufinden, was ihr zugestoßen ist und auf welche Weise sie diese … Verletzungen erlitten hat.«
    »Kann ich sie jetzt sehen?«
    »Nicht, solange sie schläft. Es ist besser, wenn Sie später wiederkommen. Und …« Der Arzt kratzt sich nachdenklich am Kopf. »Darf ich Ihnen, ganz inoffiziell, eine Frage stellen?«
    Morgan nickt.
    »Ich möchte mich nicht in das Sexualleben Ihrer Schwester einmischen, aber … sie ist noch ein junges Mädchen, wenn auch volljährig, und … Also, es gibt da noch etwas, das mir Sorgen macht: Sie hatte

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