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Nacht aus Rauch und Nebel

Nacht aus Rauch und Nebel

Titel: Nacht aus Rauch und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Marians Stimme, sah sein Gesicht und die sich bewegenden Lippen, konnte seinen Worten jedoch keine Bedeutung zuordnen. Das Nichts unter der Decke flockte zu kleinen Schäfchenwolken aus, die durcheinanderwirbelten und immer neue Muster bildeten. Um mich her rannten Gestalten. Verschwommen sah ich, wie Ylvas Monstergestalt am anderen Ufer zurücktaumelte und sich auf den Fels fallen ließ. Jemand rempelte mich an. Verwundert stellte ich fest, dass es mein Vater war, der zusammen mit Marian den bewusstlosen Großmeister an Land hievte und danach damit begann, mich zu schütteln. Ich blinzelte benommen und da endlich kehrte die normale Lautstärke der Welt zurück.
    »… ssen uns beeilen!«, rief mein Vater.
    Ich nickte und machte mich von ihm los. Etwas Warmes rann über meine Hand. Blut. Ich musste den Weißen Löwen so fest an mich gepresst haben, dass die Ecke, an der ein Splitter aus ihm herausgebrochen worden war, mir ins Fleisch geschnitten hatte. Aber das war jetzt egal. Entschlossen stapfte ich zum Eisernen Kanzler hinüber und streckte ihm die Faust mit dem Stein entgegen.
    Seine uralten Augen. »Nun ist es also so weit«, sagte er und streckte ebenfalls die Hand aus.
    Instinktiv wollte ich zurückweichen, aber ich tat es nicht. Das Nichts wuchs, es bauschte sich über dem See, bis er gänzlich verschwunden war. Ich suchte nach Marians Blick, doch der kümmerte sich noch immer um die Wunden des Großmeisters, und auch Madame Mafalda und mein Vater bemerkten nicht, was vor sich ging. Meine Mutter hielt die Lider geschlossen und zitterte am ganzen Körper. Ich schluckte. Dies war allein meine Entscheidung. Sie war es immer gewesen.
    Der Kanzler lächelte mich an.
    Der Stein in meiner Hand wirkte so unscheinbar, nicht mehr als ein Stück Fels. Und doch war er so viel mehr. Dieser Stein war mächtig. Er war dazu in der Lage, Ylva zu befreien, alle Schlafenden in Wandernde zu verwandeln, konnte sogar ein Tor in die reale Welt schaffen. Und vielleicht würde er uns auch dabei helfen, das Nichts aufzuhalten.
    Noch vor wenigen Tagen hatte ich geglaubt, ihn dem Eisernen Kanzler zu überlassen, wäre das Letzte, was ich tun würde. Das Schicksal Eisenheims hatte davon abgehangen, dass Alexander von Berg ihn niemals bekam. Mit den Fingerspitzen strich ich über die rauen Kanten des Weißen Löwen. Nun war plötzlich alles anders. Nun würde Eisenheim untergehen, wenn ich es nicht tat. Ich musste dem Eisernen Kanzler geben, was ich ihm niemals hatte geben wollen. Mir blieb keine Wahl. Unendlich langsam öffnete ich meine Faust.
    Die bleichen Finger des Kanzlers streiften meine. Das Gewicht des Steins verschwand aus meiner Hand und ließ sie seltsam leer und unvollständig zurück, während der Kanzler seine Beute für einen Augenblick an seine Wange legte und die Augen schloss.
    »Endlich«, flüsterte er. Würde er nun losstürzen und den Stein in das Materiophon einsetzen, um sein ersehntes Tor zu öffnen? Mit geschmeidigen Schritten balancierte er zwischen herabstürzendem Geröll zu meiner Mutter und seinem alchemistischen Versuchsaufbau zurück. Hielt er sein Wort?
    Das Nichts fraß bereits an dem Felsplateau, auf dem wir standen, und das Knirschen und Dröhnen der restlichen Fundamente über unseren Köpfen verhieß nichts Gutes. Möglicherweise war diese Grotte alles, was noch von Eisenheim übrig geblieben war. Vielleicht wäre auch sie schon in ein paar Minuten Geschichte. Dann bliebe nichts mehr, was wir retten konnten. Ich krallte meine Fingernägel in meine Wangen und zwang mich dazu weiterzuatmen.
    Der Eiserne Kanzler legte den Weißen Löwen so vorsichtig in den silbrigen Trichter am Rand der Kiste, als bestünde er aus Glas. Dann öffnete er einen winzigen Hahn, der dafür sorgte, dass die Dunkle Materie in den Röhrchen und Schläuchen zu fließen begann. Er nickte uns zu.
    Marian trat neben mich. Behutsam legte er seine großen Hände auf meine und zog sie von meinem Gesicht an seine Brust.
    Wir warteten.
    Selbst das Rauschen des Nichts schien innezuhalten, während die Dunkle Materie tröpfchenweise auf den Stein zufloss, ihn umhüllte. Ein finsteres Glühen entstieg dem Trichter, Hitze wallte in meinem Inneren auf. Es fühlte sich an, als zerrte und zog die Energie an meinem Herzen. Noch immer hörte ich, wie der Stein meinen Namen wisperte. Doch seine Stimme wurde leiser, das Brennen in meiner Brust stärker. Ich keuchte auf, verlor für einen Moment das Bewusstsein. Als ich die Augen wieder öffnete,

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