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Nacht aus Rauch und Nebel

Nacht aus Rauch und Nebel

Titel: Nacht aus Rauch und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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übrigen Schattenreiter von uns ab.
    »So«, flüsterte Fluvius Grindeaut und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Schnapsflasche. »Dann zeig uns mal, was du draufhast, meine Kleine.«
    Näher und näher kroch die Nebelkönigin an das Verderben heran. Zuerst tauchte die Bohrernase in die milchige Masse ein, dann der Bug, nach und nach der Rumpf und die Materientanks. Der Großmeister wechselte die Antriebsart, indem er an den Seiten des Schiffes flossenähnliche Membranen ausklappte, die uns nun mit Schwimmbewegungen weiter in das Nichts hineintrieben. Die Nebelkönigin hielt stand. Fluvius Grindeaut hatte es tatsächlich geschafft, ein Gefährt zu entwickeln, das bisher als unmöglich galt!
    Doch unsere Freude darüber hielt sich in Grenzen.
    Das Nichts um uns herum verschluckte jedes Geräusch, jedes Licht, jeden Atemzug. Es war gespenstisch. Wir schwebten durch völlige Dunkelheit. Es war gar nicht zu erkennen, ob wir uns überhaupt von der Stelle bewegten. Hätten die Armaturen am Schaltpult des Großmeisters es nicht behauptet, hätten wir es nicht geglaubt. Ein kleiner Monitor zeigte, wie wir unablässig unsere Position veränderten, doch wo genau uns die Nebelkönigin hinbringen würde, wusste niemand von uns.
    Nach ein paar Minuten rückten Marian und Amadé von den Fenstern ab und ich tat es ihnen nach, denn je länger ich hinaussah, umso mehr zweifelte ich daran, überhaupt noch zu existieren. Vielleicht hatte uns das Nichts längst aufgelöst, ohne dass wir es bemerkt hatten. Vielleicht ging es allen Menschen so, die es fraß. Man glaubte, noch am Leben zu sein, aber in Wahrheit war man ein Teil des Nichts geworden.
    Mit dem Eintritt ins Nichts hatte ich jedes Zeitgefühl verloren. Deshalb konnte ich nicht sagen, ob mehrere Stunden oder nur ein paar Minuten vergangen waren, als sich draußen etwas veränderte. Marian war in seinem Sessel eingedöst, Amadé lag in ihrer Koje und starrte die Decke an, der Großmeister beugte sich gerade über etwas, das ich für eine leere Karte hielt. Wir hatten seit dem Tod des Schattenreiters kein Wort mehr miteinander gewechselt. Die Stille, die über uns und dem Schiff und dem ganzen Nichts hing, lastete auf meiner Brust, doch ich hatte bisher nicht gewagt, sie zu durchbrechen. Als würde eine einzelne Silbe, die über meine Lippen kam, unser Schicksal besiegeln und die Illusion davon zerstören, dass wir uns noch immer in der Nebelkönigin befanden, dass wir noch immer lebten.
    Nun jedoch räusperte ich mich, denn aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Bewegung im Nichts. Ja, dort in der vollkommenen Finsternis flackerte ein Licht. Etwas Großes schob sich neben uns her! Ein Quietschen wie das einer schlecht geölten Tür ertönte auf der anderen Seite des Fensters und ließ mich mit einem Aufschrei in die Höhe schießen. Ich stolperte über meine eigenen Füße und landete unsanft auf dem marmornen Schiffsboden.
    »Was ist los, Flora?«, nuschelte Marian, der gerade kurz davor gewesen war, aufzuwachen.
    Ich rappelte mich mühsam wieder auf. »D-d-da draußen«, krächzte ich und deutete auf das Fenster neben meinem Sitz. Es sah nun tatsächlich so aus, als zögen riesige … Maschinen an uns vorbei. Ich blinzelte. Bildete ich es mir nur ein oder waren das in der Feme wirklich Schornsteine, die sich mitten im Nichts in die Höhe schlängelten? Das konnte doch nicht sein!
    Auch der Großmeister blickte auf und ließ seine Berechnungen für einen Augenblick Berechnungen sein.
    »Seht ihr das?«, flüsterte ich.
    Die beiden Männer traten neben mich, schirmten die Augen mit den Händen ab und sahen ebenfalls hinaus.
    »Trübe Suppe«, murmelte Fluvius Grindeaut nach einer Weile, zuckte mit den Achseln und kehrte wieder an seinen Platz zurück.
    Marian hingegen betrachtete noch immer die sich ballenden Massen des Nichts auf der anderen Seite der Scheibe, die uns einhüllten wie vor wenigen Tagen die Gewitterwolke über Essen. »Da draußen ist nichts, Flora«, sagte er schließlich. »Gar nichts.«
    »Aber …« Ich presste meine Nase gegen das zentimeterdicke Glas. Es stimmte. Die merkwürdigen Formen in den Schatten waren verschwunden, die Stille dort draußen wieder vollkommen. »Mhm«, sagte ich. »Ich hätte schwören können, dass da gerade –«
    »Dämonen waren?«, schnarrte es aus Amadés Koje zu uns herüber.
    »Nein.« Ich fuhr mir mit der Hand über die Augen und erinnerte mich daran, wie ich in meiner allerersten Nacht in Eisenheim das Mädchen mit dem Drago

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