Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
eine Welle eines längst nicht mehr vertrauten Gefühls durch ihren Körper strömen ließ. Im nächsten Augenblick schlief sie.
* * *
Geraldine wachte mit einem Schrei auf. Um sie herum flatterte nervös ein Zimmer, als habe es sich für die Zeit, die die junge Frau schlief, einen Urlaub von seiner Form gegönnt. Es musste in tiefer Dunkelheit liegen, denn die Farben waren blass.
Der Albtraum, der Geraldine heimgesucht hatte, war so schnell verschwunden, dass sie sich bereits nicht mehr an ihn erinnerte. Ihre Stirn war schweißnass und ihr Atem schwer. Jetzt erst entdeckte sie Urbano. Er saß an der Wand neben dem Toilettentisch und als ihr Blick jetzt seinen traf, stand er auf und setzte sich zu ihr ins Bett.
"Keine Angst. Ich hatte vermutet, dass du schlecht schlafen wirst, aber es ist alles in Ordnung."
Geraldine setzte sich auf. "Wie spät ist es?"
"Fast schon wieder Dämmerung. Uracha hatte recht, als sie vermutete, dass der Älteste zu schwach ist."
"Ich hatte einen furchtbaren Albtraum. Aber ich kann mich an gar nichts erinnern."
"Das ist vermutlich deine Verbindung mit dem Vampir. Im Schlaf ist sie durchlässiger. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis du sie abblocken kannst."
"Warum hatte ich vorher keine Albträume? In den letzten zwei Wochen hätte ich doch genauso schlecht schlafen müssen."
"Ganz genau kann ich das nicht sagen. Es ist seit vielen hundert Jahren das erste Mal, dass ein Vampirfluch gestoppt werden konnte." Er blickte sie an. Und dann geschah etwas, womit Geraldine nicht gerechnet hatte. Es war fast so, als wäre die Tür zum Weihnachtszimmer geöffnet worden und Geraldine wieder ein Kind, das durch den Glanz des Baumes überwältigt und freudig erregt gar nichts tun konnte. Urbano lächelte und es war zum ersten Mal ein echtes und natürliches Lächeln. Seine geschwungenen Lippen zogen sich zurück und gaben eine Reihe weißer Zähne frei. Die Augen verengten sich leicht und ein feines Geäder aus Lachfalten grub sich von den Augenwinkeln aus in seine Haut.
Die Tierärztin richtete sich ein Stück weiter auf. Der feine, männliche Duft, der Urbano umgab, erinnerte in gar nichts mehr an seinen früheren Geruch. Sein ganzer Körper strahlte eine kompakte, irdene Kraft aus. Geraldines Haut reagierte, als habe ein Magnetfeld sie erfasst. Die feinen, durchsichtigen Härchen auf ihren Armen richteten sich auf und ihr Blut begann in ihren Ohren zu rauschen.
"Der Kampf wird natürlich so schwierig werden, wie du befürchtest.", fuhr Urbano fort. Geraldines Reaktion schien er gar nicht bemerkt zu haben. "Doch der Bann ist gut und ich spüre, wie er wächst und den Fluch immer mehr einschließt."
Sie konnte nichts sagen. Sie wusste, dass sie Fragen hatte. Doch die heißen Wellen, die durch ihren Körper strömten, machten ihr das Sprechen unmöglich.
Wieder zeigt Urbanos Gesicht eine menschliche Reaktion. Er betrachtete sie intensiv und mit einigem Erstaunen, doch empfand Geraldine das nicht als abfällig, sondern eher so, als sei er selbst gerade aufgewacht. Seine linke Hand hob sich und berührte ihren Arm. Die Wärme, die von seiner Hand ausging, war so überwältigend, dass sie leise aufstöhnte. Ihre Brustwarzen wurden hart. Sie hatte das Gefühl, dass diese fast ihren BH durchstachen.
Urbanos Hand glitt weiter ihren Arm hinauf und stockte dann.
"Ich habe ganz vergessen, was es bedeutet, in einem menschlichen Körper zu sein.", hörte sie ihn sagen. Er zog seine Hand zurück.
Einen kurzen Augenblick musste Geraldine sich orientieren. Ihre Gedanken drifteten aus weiter Ferne heran, sammelten sich und verdrängten einen Stich der Enttäuschung. "Ist das falsch?"
Er blickte sie an. "Ungewohnt. Manchmal gehorcht mir dieser Körper nicht so, wie ich das will."
Geraldine musste lächeln. "Aber das ist normal. Daran ist nichts Schlechtes."
"Aber ist es nicht so wie eine Besessenheit? Ich habe dann das Gefühl, als würde ich mich auflösen, nur nicht so, wie ich es gewohnt bin."
Sie legte ihre Hand auf seine breite Brust. Wie sollte sie ihm Gefühle erklären, für die es kaum Worte gab? Wie sollte sie ihm den Rausch verständlich machen, das Verlangen und Begehren nach einem anderen Körper? Geraldine beobachtete halb amüsiert, halb fasziniert, dass ihre Berührung Urbano zusammenschauern ließ. Sie beugte sich nach vorne, berührte seinen Hals mit ihren Lippen und bewegte sich langsam zu seinem Ohr hoch.
Wieder lief ein Schaudern durch seinen Körper. Seine Hände
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