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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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er es für möglich gehalten hatte, erhob sich unsicher und schenkte seinen Pokal wieder voll.
    »Nein!« flüsterte. »Nein, mein Lord Keldum. Ich bin nicht betrunken – zumindest nicht sehr, ein bisschen höchstens. Jedenfalls ist mein Verstand klarer als deiner: Ich weiß, wenn man ein Wahnsinnsunternehmen aufgeben muss!«

 
10
     
    Saureb hatte es nicht gerufen und doch spürte er das Erdvolk, während er nachdenklich in seinen Spiegel schaute. Irgendwo, unmittelbar außerhalb seiner Sicht, atmete es auf seine Weise, war unsichtbar, nichtmenschlich, vernunftbegabt und sich seiner bewusst.
    Sich bewusst, dass es nichts zu essen bekommen hatte.
    »Ihr rührt euch«, murmelte der Zauberer. »Ihr ahnt die große Veränderung, die über das Land und über die Stadt kommen wird – ja sogar über Saureb, euren Hüter. Ihr habt die Wallung von Belthals Feuer gespürt, das ich für eine Zauberei benutzte. Und jetzt harrt ihr der Befreiung aus den unsichtbaren magischen Wänden, die euer Gefängnis sind. So harret denn, ihr feurigen Diener der Urgötter – harret eures großen Erwachens!«
    »Befreie uns! Du, der du unseren Hunger fühlst – befreie uns!«
    Wieder grollte Donner, wie immer häufiger, seit er mit Zauberei gegen die Zamorier vorgegangen war. Selbst in seinen Träumen hörte Saureb ihn nun. Die Berge – sie dröhnten wie Trommeln …
    Wir werden nicht immer hungern – wir warten auf die Zeit des Mondes und die Sättigung. Zerbrich den Spiegel – öffne das Gefängnis!
    Grollender, hallender Donner …
    Selbst in seinen Träumen hörte Saureb das Erdvolk.
    »Ja, manchmal frage ich mich, ob ich Herr der Dämonen dieses Spiegels bin oder ihr Sklave«, murmelte er. »Was hat Sonja gesagt: ›Wenn Euer Spiegel Euch Dinge zeigt, die Ihr nicht sehen mögt, dann solltet Ihr vielleicht besser überhaupt nicht hineinschauen!‹ Ha! Darin liegt eine Art Weisheit, aber eine solche Vogel-Strauß-Weisheit hat mein großer Mentor mich nicht gelehrt. O Zarutha, ich wollte, ich könnte diese Stadt aus Liebe zu ihr vernichten, wie Ihr es tun würdet, nicht aus Abscheu!«
    Grollender, hallender Donner …
    Wir werden nicht immer hungern! wisperte das Erdvolk ohne Stimme.
     
    Spät in der Nacht kam Uss erneut in seine Bibliothek und fand Sost immer noch dort, bei Lampenschein in das Studium magischer Schriften vertieft.
    »Was wollt Ihr schon so früh?« fragte Sost. »Es sind noch gut zwei Stunden bis zum Morgengrauen.«
    »Die Pläne mussten erneut geändert werden. Ich wurde von den Zamoriern in den Palast gerufen. Offenbar leidet die Herrscherin unter Fieberwahn, und ich muss nach ihr schauen.« Uss trat an ein kleines Wandschränkchen und holte Fläschchen und Döschen und was ein Heiler sonst alles brauchte, heraus.
    »Was erwartet Ihr von mir?«
    Uss drehte sich zu dem jungen Priester um. »Ihr müsst die Deutungen allein vornehmen. Die Wachen haben Anweisungen, Euch in den Palast einzulassen. Hört mir zu: Ich möchte, dass Ihr das Ritual in Mophis’ Gemach durchführt. Dort befinden sich einige Bücher und Hilfsmittel, die es selbst in dieser Bibliothek nicht gibt. Von größter Wichtigkeit ist jedoch, dass dort ein magischer Spiegel von großen Kräften ist, der einst dem Propheten Muthsa gehörte. Ihr findet dort auch einige persönliche Dinge des Mädchens Tiamu – ich benutzte sie in meinen früheren Versuchen. Ich vertraue diese Aufgabe ungern einem Unausgebildeten an, doch sehe ich mich jetzt gezwungen, mich um Wichtigeres zu kümmern – aber dieser bevorstehende Morgen ist ungemein günstig, da die Sonne beim Aufgang fast genau in Opposition zum Mond steht. Und noch etwas, Sost – wenn Ihr etwas erfahrt, dann versucht nicht, es mir zu verheimlichen. Ich habe so meine Möglichkeiten, es Eurem Kopf zu entnehmen!«
    Nun erst steckte Uss alles, was er brauchte, in eine Tasche seines wallenden Gewandes und verließ die Bibliothek. Mit unbewegtem Gesicht blickte Sost ihm nach.
    Uss hastete durch den Mittelhof, dann die Korridore entlang, die den Tempel mit dem Palast verbanden. Die zamorianischen Wachen erwarteten ihn und gestatteten ihm Zutritt. Kurz darauf stand er in den Gemächern, in denen Hefei mit zwei ihrer Leibmägde festgehalten wurde. .
    Die Herrscherin saß auf einem Diwan. »Ich freue mich, dass Ihr gekommen seid, Uss«, sagte sie, »aber – ich habe nicht nach Euch geschickt.«
    Uss musterte sie heimlich näher. Ihre Augen waren rot und geschwollen und ihr dickes Gesicht wirkte ungewohnt

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