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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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meine Schuld beglichen, und jetzt sollte es mir freistehen, nach Hause zu gehen. Um mich zu schützen, musste er lügen, denn er wusste, andernfalls würde ich alldem nie den Rücken kehren. Starrköpfig, aber großherzig.
     
    Als ich zum ersten Mal von der Existenz des paranormalen Rates erfahren hatte, stellte ich mir eine Gruppe grauhaariger Politikertypen vor. Dabei gab es unter ihnen nicht einen grauen Kopf, was vielleicht gar nicht so überraschend war, wenn man sich überlegte, dass sie in die freie Wildbahn hinausgehen mussten, um eigenständig Probleme zu beseitigen. Allerdings ist dieser jüngere und energischere Rat eine verhältnismäßig neue Institution, zu der es gekommen ist, nachdem der Rat sich vollkommen unvorbereitet einer echten, ernsthaften Bedrohung gegenübersah.
    Paiges Mutter, die Leiterin des Rates, war bei der Auseinandersetzung mit dieser Bedrohung ums Leben gekommen, und Paige hatte sich unversehens in der Rolle ihrer Mutter wiedergefunden. Und deshalb hatte ich Paige als potenzielle Freundin betrachtet, noch bevor ich sie überhaupt getroffen hatte. Eine Frau, die so jung, so verwirrt und so überwältigt war wie ich selbst.
    Als ich ihr dann zum ersten Mal begegnete, war dieses Gefühl noch stärker geworden. Paige trug geradezu den Stempel
Freundin.
Eine hübsche, kurvige junge Frau mit grünen Augen, die vor guter Laune funkelten – das nette, unprätentiöse Mädchen von nebenan.
    Ja, Paige war nett und unprätentiös. Aber hinter dem Lächeln verbargen sich ein messerscharfer Verstand und eine Selbstgewissheit, von der ich nur träumen konnte. Paige wusste, was sie vom Leben wollte, und sie würde es bekommen – dank blanker Willenskraft und einer Energie der Art, die einen zum Millionär machen würde, wenn man sie in Flaschen abfüllen könnte.
    Ich bin schon öfter ehrgeizigen Leuten begegnet, und häufig wurden sie von einem Eigennutz getrieben, der Karl dagegen selbstlos aussehen ließ. Aber was Paige erreichen wollte, waren bessere Lebensbedingungen für andere. Sie wollte den Rat in eine neue Ära der Reformen führen, ihren Ehemann bei der Arbeit für Paranormale unterstützen, denen Unrecht geschehen war, und eine Fern-Formelwirkerinnen-Schule für junge Hexen eröffnen, die in ihrer Umgebung keinen Rückhalt durch andere Hexen hatten. All das wollte sie, während sie ihren Lebensunterhalt verdiente, ihren Haushalt führte, die verwaiste halbwüchsige Tochter einer schwarzen Hexe aufzog und mit dem rebellischen Sohn des mächtigsten unter den Kabalenoberhäuptern verheiratet war. Paige gab dem Superfrauklischee eine ganz neue Bedeutung. Und wir verstanden uns zwar gut, aber ich war zu eingeschüchtert, um meine imaginäre Freundschaft mit ihr auch Wirklichkeit werden zu lassen.
    Paige hatte die Zimmertür geöffnet, während ich noch klopfte. Sie umarmte mich, begrüßte Karl und winkte uns hinein. Lucas telefonierte.
    Als ich mich mit Jaz und Sonny über Lucas unterhielt, hatte ich ihn als Geek beschrieben. Und wenn ich wirklich von brutaler Ehrlichkeit sein soll – genau das war mein Eindruck von ihm gewesen, als wir uns das erste Mal begegneten. Er war etwa so groß wie Karl, aber vielleicht halb so breit. Ich wusste, dass er eher drahtig als dürr war, aber in seinen üblichen dreiteiligen Anzügen wirkte er schmächtig und introvertiert. Er hatte kurzes schwarzes Haar, dunkle Augen und ein Gesicht, das, na ja, mit dem Wort
unscheinbar
noch am besten beschrieben ist. Die Brille half auch nicht gerade. Ebenso wenig tat es der unweigerlich düstere Gesichtsausdruck. Wenn ich ihn überhaupt jemals lächelnd gesehen hatte, dann bei Gelegenheiten, als Paige in der Nähe gewesen war.
    Das Hotelzimmer war bescheiden und behaglich, genau das, was ich bei den beiden erwartet hatte. Ein Bett, ein Blick auf die Stadt und ein kleiner Schreibtisch mit Paiges Laptop und Stößen von Papier darauf, als hätten sie seit Tagen von hier aus gearbeitet und nicht erst seit ein paar Stunden. An der Wand war mit Klebeband etwas befestigt, das aussah wie eine Liste der Einzelschritte einer Ermittlung, notiert in Lucas’ präziser Handschrift. Paige hatte noch ein paar Programmpunkte hinzugefügt:
Essen, Schlafen, Kompensation für die unzumutbare Weckzeit durch …
    Sie nahm das Blatt von der Wand. »Sorry, ich habe rumgealbert. Du weißt, wie Lucas ist mit seinen Listen.«
    Lucas beendete sein Telefongespräch und begrüßte uns mit festem Handschlag und einem ruhigen Hallo. Seine

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