Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
fragen.«
Karl zögerte.
»Sobald das erledigt ist, ist auch eure Aufgabe hier erfüllt«, sagte Lucas. »Ihr könntet von dort direkt zum Flughafen fahren, wenn ihr wollt.«
Karl nickte.
Wir nahmen zwei Autos. Karl hatte nicht vor, länger in Miami herumzuhängen als unbedingt nötig. In der Minute, in der wir fertig waren, würden wir zum Flughafen fahren.
Benicio lebte auf Key Biscayne, einer abgelegenen Insel südlich von Miami Beach, die nur über eine lange gebührenpflichtige Dammstraße zu erreichen war. Karl knurrte vor sich hin und sah ständig in den Rückspiegel, als versuchte er abzuschätzen, wie weit wir vom Flughafen entfernt waren. Es würde eine Fahrt von höchstens einer halben Stunde sein, aber je näher wir Key Biscayne kamen, desto weiter schien Miami zurückzubleiben. Die Insel war atemberaubend, dicht bewaldet; der weiße Sand der Strände glitzerte im letzten Licht eines makellosen Sonnenuntergangs.
Wenn ich in Miami gearbeitet hätte, dann hätte ich auf Key Biscayne leben wollen – obwohl mir, als wir an den ersten Häusern vorbeifuhren, sehr schnell klarwurde, dass ich mir dies niemals hätte leisten können. Wahrscheinlich gab es hier auch weniger teure Straßen, aber ich sah kein Haus, das weniger als eine Million Dollar gekostet hätte. Selbst die Hotels sahen aus, als rangierten sie jenseits meiner Möglichkeiten.
Benicio wohnte selbstverständlich direkt am Wasser. Die Häuser auf den großen abgeschiedenen Grundstücken waren keine Paläste, aber ich war mir trotzdem sicher, dass dies eine der exklusivsten Wohngegenden in Florida war.
Lucas lenkte sein Auto in die Einfahrt eines Anwesens, das zurückgesetzt und halb verborgen zwischen Bäumen stand. Der zweieinhalb Meter hohe Zaun sah aus, als sei er lediglich dekorativ. Aber Lucas brachte das Auto zum Stehen und sprach in einen Baum hinein, weshalb ich davon ausging, dass dort diskret eine Gegensprechanlage angebracht war.
Ein paar Sekunden später sah Lucas zu Paige hinüber und schien etwas zu ihr zu sagen. Karl, der hinter Lucas’ Wagen angehalten hatte, ließ sein Fahrerfenster hinunter, als Lucas sich wieder der Sprechanlage zuwandte.
»Gibt es ein Problem?«, fragte ich.
»Es geht niemand dran.«
Ich öffnete mein Fenster ebenfalls und atmete tief ein. Es roch hier anders als in Miami – die warme Luft war weniger schwül, der Smog verschwunden. Ein leichter Windzug glitt vorbei, beladen mit dem Duft irgendeiner exotischen Blüte. Es war so still, dass ich Wellen sacht an den Strand schlagen hörte, mindestens eine Viertelmeile entfernt.
Lucas stieg aus. Wir gesellten uns zu ihm, als er die Sprechanlage untersuchte. Auch Karl warf einen Blick auf sie, aber dies gehörte nicht zu seinem Fachgebiet.
Also konzentrierte er sich stattdessen auf etwas, das dazugehörte: das gesicherte Tor.
Paige stieg ebenfalls aus und schwenkte ihr Handy. »Dein Vater reagiert nicht, aber vielleicht hat er einfach zu tun.«
»Ich rufe die Wachleute an«, sagte Lucas.
»Ist das Tor denn sonst bewacht?«, fragte ich Paige.
»Einen Pförtner gibt es nicht, aber im Garten patrouillieren Wachmänner. Tagsüber einer, nachts zwei. Lucas versucht sie gerade zu erreichen.«
Prompt begann in einiger Entfernung melodisch ein Handy zu klingeln. Wir spähten in die Dunkelheit und versuchten zu erkennen, woher genau das Geräusch kam.
»Es ist in der Nähe des Hauses«, sagte Karl im Zurückkommen. »Das Tor ist nach wie vor gesichert.«
Der Klingelton brach ab.
»Voicemail«, sagte Lucas, als er die Austaste drückte. Er sah eher verwundert als besorgt aus. Im ersten Moment hatte ich gedacht, dieses Anwesen müsse das Angriffsziel der Gang gewesen sein. Aber dann hätte Lucas die Blaupause erkennen müssen, und das verschlossene Tor bedeutete, dass niemand eingebrochen sein konnte.
»Steht der Zaun unter Strom?«, fragte ich.
Lucas schüttelte den Kopf. »Mein Vater zieht es vor, mit Eindringlingen diskreter zu verfahren. Der Zaun ist mit Sensoren ausgestattet und an eine Alarmanlage angeschlossen, die die Wachmänner benachrichtigt.«
Als er zum Auto zurückging, sagte Paige: »Bitte sag jetzt nicht, dass du das Tor rammen willst!«
Ein winziges Lächeln. »Nichts ganz so Dramatisches.«
Er fuhr das Auto unmittelbar neben den Zaun.
»Ach so, eine Trittleiter«, bemerkte Paige.
Lucas stieg als Erster über den Zaun und half dann Paige auf der anderen Seite wieder hinunter. Als ich eben das Bein hinüberschwang, blitzte
Weitere Kostenlose Bücher