Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Chaos genießen zu können.
Inzwischen war mir klar, dass es die Anziehungskraft des Chaos war, die Hopes Kräften zugrunde lag. Ich musste annehmen, dass dies der gleiche Chaoshunger war, der auch wirkliche Dämonen auszeichnete, aber es fiel mir schwer, diese Vorstellung von einem dämonischen Wesen auf eine junge Frau zu übertragen, vor allem auf eine, der daran lag, Gewalttätigkeiten zu
verhindern.
Wenn mein Vater von diesem Chaoshunger gewusst und sie in eine Situation gebracht hatte, die diesem Verlangen Nahrung gab … Aber das würde jetzt noch warten müssen.
Zunächst musste ich Griffin über seinen Irrtum aufklären, dass es die Gang gewesen sei, die für die Ereignisse dieses Abends verantwortlich war. Die Blaupausen legten nahe, dass sie durchaus damit zu tun hatte, aber lediglich als Handlanger des eigentlichen Täters – desjenigen, der ihnen diese Pläne geliefert hatte. Selbstverständlich spekulierte ich nicht laut über die Identität des Betreffenden. Nicht, bevor ich echte Beweise hatte.
Sobald das Sicherheitsteam eintraf, schickte ich Griffin ins Krankenhaus, damit er meinen Vater bewachen konnte. Dann musste ich mich mit Williams Leiche befassen.
Zwei Brüder tot, der dritte mit großer Wahrscheinlichkeit dafür verantwortlich. Hätte jemand diese Möglichkeit noch gestern mir gegenüber erwähnt, dann hätte ich zwar zugestimmt, dass derlei geschehen konnte – die Spannungen und Eifersüchte, die während meines ganzen Lebens gebrodelt hatten, konnten sich irgendwann in einer Shakespeareschen Tragödie entladen. Aber das Eingeständnis wäre auf der rein theoretischen Ebene erfolgt. Zeuge zu sein, wie das Szenario Wirklichkeit wurde, war jenseits des Vorstellbaren.
Ich stand vor der Tür eines Krankenzimmers in einer kleinen privaten Einrichtung, betrieben von Paranormalen und finanziert von der Kabale für den ausschließlichen Gebrauch durch ihre Angestellten.
Zwei Wachmänner flankierten die Tür, so ausdruckslos und unbeweglich wie Zinnsoldaten. Ich stand jetzt seit fünf Minuten da, und keiner von beiden hatte meine Anwesenheit zur Kenntnis genommen. Nach dem, was in dieser Nacht geschehen war, hätte das erfordert, etwas Angemessenes zu sagen. Es war einfacher für sie, geradeaus zu starren und ganz einfach ihre Arbeit zu tun.
Paige war als Erste hineingegangen, um sich nach Troy zu erkundigen. Er hatte die Operation hinter sich, war nach wie vor bewusstlos, aber sein Zustand hatte sich stabilisiert. Mein Vater war bei ihm, und Griffin hatte sich ebenfalls eingefunden.
Als ich hörte, dass Paige meinem Vater vorschlug, er solle etwas essen, wusste ich, dass sie Zeit zu schinden begann. Ich musste hineingehen.
O Gott, wie kann ich ihm das sagen?
Ich holte tief Atem und öffnete die Tür. Mein Vater hörte meine Schritte und streckte einen Arm nach mir aus. Die andere Hand war um einen Kaffeebecher geschlossen, die Pappe bekam Knicke in seinem Griff. Ein Blick in seine Augen, und ich wusste, dass er bereits ahnte, was ich ihm sagen würde. Vielleicht hätte mir das die Sache einfacher machen sollen. Es tat nichts dergleichen.
Ich ging zu ihm hin und umarmte ihn.
Eine halbe Stunde später saß ich mit Paige in dem winzigen Meditationsraum des Krankenhauses. Zwei Wachleute waren an der Tür postiert. Ich hätte es vorgezogen, bei meinem Vater zu bleiben, aber er selbst war es gewesen, der uns vorgeschlagen hatte, wir sollten uns doch ein paar Minuten lang ausruhen. Jemand würde Carlos aufspüren und die aufreibenden und schwierigen Operationen leiten müssen, die jetzt anstanden, nicht nur im direkten Zusammenhang mit dem Tod meiner Brüder, sondern auch im Hinblick auf die Benachrichtigungen, die Vertuschungsmaßnahmen und die öffentlichen und privaten Arrangements. Für meinen Vater wäre all das zu viel gewesen. Diese Pflicht fiel mir zu.
Und außerdem hatte er noch eine weitere Pflicht, eine, bei der ich ihm nicht helfen konnte: Delores mitzuteilen, dass zwei ihrer Söhne tot waren und der dritte verschwunden.
Ich hatte meinen Verdacht im Hinblick auf Carlos nicht ausgesprochen. So stark mein Vater war, dieser Schlag wäre vielleicht zu viel gewesen.
Das Fahndungsteam, das nach Carlos suchen würde, hatte herausgefunden, dass er in einem von ihm frequentierten Restaurant zu Abend gegessen hat. Es war Stunden her, seit man ihn dort gesehen hatte, aber wir hatten einen Ort, wo wir mit der Suche beginnen konnten.
Ich würde mich in einer halben Stunde mit
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