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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Unterarmen hinaufrutschten. »Eher nicht.«
    Ich betrachtete das schlecht sitzende Hemd mit den Tränenspuren und Mascarastreifen darauf und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. In den letzten paar Stunden hatte ich Karl angeschrien und getreten, auf ihn eingeschlagen und mich über ihn erbrochen, und er war immer noch da. Selbstsüchtig? Ich würde ihn nie wieder so nennen.
    Er schlug die dicke weiße Decke und die Laken zurück und bettete mich hin.
    »Ich bin eigentlich noch nicht so weit, dass ich ins Bett gehen kann«, sagte ich.
    »Ich weiß. Ich sorge einfach dafür, dass du es bequem hast. Ich würde dir etwas zu trinken anbieten, aber …«
    »Nicht meine Lieblingsmethode, um mit so was klarzukommen, und wahrscheinlich auch nichts, das man sich angewöhnen sollte.«
    »Ganz meine Meinung. Ein Bad?«
    Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre ein Ja die richtige Antwort gewesen. Es gab nichts Besseres als ein Bad, wenn ich etwas Zeit für mich und meine Gedanken haben wollte. Aber in dieser Nacht begann ich bei dem bloßen Gedanken, allein zu sein, wieder zu zittern.
    »Ich glaube nicht, dass ich das schaffe, Karl.« Ich sah zu ihm auf, während meine Augen sich wieder mit Tränen füllten. »Wenn das ein Vorgeschmack war darauf, wie es sein wird … Wenn es nur noch schlimmer wird … Ich glaube einfach nicht, dass ich das durchhalten kann.«
    Die letzten Worte kamen als ein Schluchzen heraus und erstickten, als Karls Lippen sich auf meine drückten.
    »Es … es tut mir leid«, sagte ich. »Ich wollte nicht …«
    »Schhh. Hier, konzentrier dich auf das hier.«
    Das Zimmer wurde dunkel, und eine Vision blitzte auf. Aber ich setzte mich auf, schüttelte den Kopf so heftig, dass Vision zerstieb.
    »Bitte. Nicht noch mehr. Es tut mir leid, ich kann wirklich nicht …«
    »Schhh! Sieh’s dir einfach an! Es ist schon in Ordnung.«
    Die Vision flackerte, und ich verspannte mich. Dann gönnte ich ihr einen kurzen Blick, ganz als hätte ich sekundenlang ein Auge geöffnet.
    Ich kauerte im Dunkeln auf einem Flachdach. Beim fernen Dröhnen eines Motors stand ich auf und ging bis zur Dachkante. Weit unter mir krochen Autoscheinwerfer eine belebte Straße entlang. Eine Hupe heulte. Ich legte den Kopf zur Seite, aber um mich her war alles still.
    Ein bedächtiger Blick über das Flachdach hin. Das Adrenalin toste noch nach einem sehr knappen Entkommen. Zu knapp, tadelte ich mich selbst. Ich war zu dreist. Ging zu viele Risiken ein und war oft zu nahe daran, für sie zu bezahlen. Aber es war ein gutes Gefühl. Ein verdammt gutes. Und ich war gut genug, um damit durchzukommen.
    Ein leises Lachen. Karls Lachen.
    Meine geschlossene Faust öffnete sich, und ich sah hinunter auf eine schwarz behandschuhte Hand; in der Handfläche lag ein Diamantarmband, das im Mondlicht glitzerte.
    »Ja?«
    Karls Stimme, aber von außerhalb der Vision, und sie brachte mich zurück in das Hotelzimmer. Ich lag im Bett, Karl ausgestreckt neben mir, einen Arm unter dem Kopf, das Gesicht wenige Zentimeter von meinem entfernt, die Augen so leuchtend wie die Diamanten.
    »Mehr«, sagte ich.
    Er lächelte. »Bist du dir sicher? Du hast gesagt, du willst …«
    »Mehr. Bitte.«
    Er nahm mich wieder mit hinein, zurück auf das Flachdach, zu den Diamanten in der Hand. Das ferne Gellen einer Polizeisirene ließ meinen Herzschlag vor Erregung stolpern.
    Einfaches Chaos, aber meine Lieblingssorte – die Mischung aus Gefahr und Aufregung, frei von allen moralischen Bedenken. Ich war mir sicher, dass er das Armband nicht im Mülleimer gefunden haben konnte, aber er hatte dafür gesorgt, dass ich nicht zu sehen bekam, woher es stammte, so dass ich das Nachspiel ohne schlechtes Gewissen genießen konnte.
    Ich trat bis an die Kante vor, so weit, dass meine Zehen in die Luft ragten. Der Wind verfing sich in meiner Jacke, und sie blähte sich und raschelte. Ein stärkerer Windstoß brachte mich zum Schwanken, als wollte er mich dazu versuchen, auch diesen einen Schritt noch zu tun. Ich lächelte und trat ein paar Zentimeter zurück, um an der Kante in die Hocke zu gehen und die Straße unter mir zu mustern. Im Osten blitzten Lichter. Aus derselben Richtung wie die Sirene? Ja. In meine Richtung? Schwer zu sagen …
    Die Lichter bogen um eine Ecke.
    Ja, es sah ganz so aus.
    Ein neuer Adrenalinstoß, der mir sagte, dass ich mich in Bewegung setzen sollte, aber ich blieb noch einen Moment und schob die Hand ohne Eile in meine Jacke, wo ich den

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