Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Der Tequila traf wie ein Feuerball im Magen auf, und ich verkniff mir mit Mühe ein Keuchen. Ich spürte das Vibrieren von Jaz’ Armen, die er um mich gelegt hatte, als er lachte – lautlos, um mich nicht zu verraten.
»Du kannst also wirklich Gedanken lesen?«, fragte Tony, während er sein Glas absetzte.
»Nur chaotische Gedanken. Manchmal.«
Jaz schüttelte den Kopf. »Meistens, nach dieser kleinen Demonstration bei der Party zu urteilen.«
Tony beugte sich vor. »Okay, was denke ich also jetzt gerade?«
»Ganz gleich, was es ist, du meinst es nicht ernst. Zum Beispiel könntest du dir überlegen, dass du Jaz am liebsten erwürgen würdest, aber solange du es nicht wirklich so meinst, kann ich es nicht aufschnappen.«
»Was, wenn es einfach eine Wunschvorstellung ist?«, fragte Sonny.
Jaz riss ihm die Flasche aus der Hand, und sie tauschten ein paar Beleidigungen aus.
»Aufhören, ihr zwei!«, rief Rodriguez. »Ich will mehr über diese Gabe wissen. Wie wär’s, wenn wir jetzt alle irgendwas wirklich Übles denken und ausprobieren, ob Faith es mitkriegt? Wir …«
Den Rest hörte ich nicht, denn plötzlich hatte ich eine Vision von einer üppigen Rothaarigen, die sich auf dem Bett wand, an das sie gefesselt war. Ich ließ mich von ihr leiten – zu einer rothaarigen Frau auf der Tanzfläche hinüber und dann zurück zu ihrem Ausgangspunkt.
»Tony!« Ich schauderte. »Also bitte! Ich glaube, ich brauche Gehirnseife, um das wieder loszuwerden.«
»Was hast du gehört?«, fragte Jaz.
»Nicht gehört. Gesehen. Lebensgroß und in Farbe.« Ich warf einen vielsagenden Blick zu der Rothaarigen hinüber.
»Scheiße«, sagte Tony.
»Du hast an ihr gezweifelt?« Jaz versetzte ihm einen Klaps auf den Arm. »Trottel! Ich hab dich gewarnt. Also, was hat er sich überlegt über das Mädchen da?«
Ich schüttelte den Kopf.
Sonny schwenkte die Flasche. »Noch ein paar von denen, und sie erzählt’s uns.«
»Scheiße, Leute«, murmelte Tony. »Ich hab doch bloß einen Witz gemacht.«
»Uh-oh«, sagte Jaz. »Weißt du noch, was sie gesagt hat? Wenn du’s nicht ernst meinst, kann sie’s nicht hören. Oder sehen anscheinend.«
Sonny füllte unsere Gläser nach. Tony goss seinen Tequila hinunter und griff nach einem weiteren. Ich hob mein Glas.
»Du musst ihn nicht trinken«, flüsterte Jaz. »Wenn du’s nicht machst, mach ich’s auch nicht. Keiner wird was sagen deswegen.«
Der Kopf schwirrte mir noch von dem ersten Shot, und ich wusste, nach diesem hier würde ich erledigt sein. Aber ich wollte ihn trinken. Hope Adams hätte es nicht getan. Ein Tequila – langsam genippt und möglichst in einem Margarita – wäre bei ihr das Äußerste gewesen. Aber heute Nacht wollte ich nicht Hope sein. Wollte nicht siebenundzwanzig sein, zufrieden in meinem anspruchslosen Job, von einem Werwolf mittleren Alters abserviert, verzweifelt darum bemüht, meine Familie auf mich stolz sein zu lassen, dauernd damit beschäftigt, meine dämonischen Instinkte mit kleinen Schlückchen Chaos ruhigzustellen, nie befriedigt, niemals satt. Heute Nacht wollte ich Faith Edmonds sein, einundzwanzig, kein Job, keine Verantwortlichkeiten, wollte das Chaos hinunterkippen wie die Tequilas, mich in einem Nachtclub betrinken, während ich auf dem Schoß des heißesten Typs im Lokal saß.
Ich goss den Shot hinunter.
Der Raum begann zu kreisen. Jaz trank seinen Tequila ebenfalls. Seine grünen Augen glitzerten, und seine Arme schlossen sich fester um mich, während er die Lippen auf meinen Hals drückte und die Hände an meinen Hüften hinunterglitten.
»Herrgott«, sagte Tony. »Du verschwendest bei der Neuen wirklich keine Zeit, was?«
»Er hat sie kaum zur Tür reingelassen, bevor er sich auf sie gestürzt hat«, sagte Sonny. »Schon um sicherzugehen, dass sie keine Zeit hat, sich die Auswahl anzusehen.«
»Zuschlagen, bevor irgendwer sonst eine Chance hat, was?«, sagte Tony, während er Jaz unter dem Tisch einen Tritt versetzte.
Jaz hob den Kopf von meinem Nacken. »Nach dem, was sie gerade in deinem Kopf gesehen haben muss, glaube ich nicht, dass du eine Chance gehabt hättest.«
Die anderen lachten und beschäftigten sich weiter damit, Tony aufzuziehen, aber Jaz’ Aufmerksamkeit galt bereits wieder mir. Seine Hände rieben meine Arme und glitten dann an meinen Beinen hinunter, während sein Flüstern mir verriet, dass er zunehmend betrunken war. Ich lehnte mich rückwärts an ihn und sog alles auf.
»Wie spät ist es?«,
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