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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ließ.
    Ich sah zu und machte mir in Gedanken Notizen. Achtete darauf, wie er unweigerlich voraussagen konnte, wo eine Überwachungskamera angebracht sein würde. Beobachtete, wie geschickt er Leuten aus dem Weg ging – nicht etwa indem er hastig einen Bogen um sie machte, sondern indem er sich im richtigen Moment abwandte, so dass sie nur seinen Rücken zu sehen bekamen und vorbeigingen, mit ihren eigenen Aufgaben beschäftigt und in der selbstverständlichen Annahme, dass er hierher gehörte.
    Wenn wir zwischen zwei Gruppen gerieten, die sich von beiden Seiten näherten, dann entschied er sich immer dafür, an den Anzugträgern vorbeizugehen und nicht an den Büroangestellten. Er nahm die Schultern zurück, und sein elastischer Gang wurde zu einem selbstgefälligen Stolzieren, während er etwa zu mir sagte: »Und da links stehen die Fotokopiergeräte …«
    Sich der Aufmerksamkeit eines Managers statt einer Sekretärin auszusetzen kam mir zunächst vor wie die riskantere Lösung, aber bald begriff ich. Die Büroangestellten kannten die Namen und Gesichter, sie konnten mühelos eine Anfrage zu Jones in der Buchhaltung hinunterschicken und würden dann wissen, dass Karl hier nichts verloren hatte. Aber die Managertypen? Die warfen einen kurzen Blick auf einen weiteren Mann im Anzug, der einen Neuzugang herumführte, und gingen davon aus, dass alles seine Ordnung hatte.
    Wir bogen um eine weitere Ecke und fanden uns in einem langen schmalen Gang voller unbeschilderter Türen wieder.
    Karl beugte sich zu mir herunter und murmelte: »Das hier sieht nun nach einem Ort aus, wo sie ein paar stehlenswerte Sachen aufbewahren könnten. Aber welche Tür?«
    Ich sah mir jede davon im Vorbeigehen an. »Lagerräume, aber nichts Wichtiges. Nicht vertrauliche Akten, Putzmittel, Abstellräume …«
    Ich blieb vor einer Tür mit zwei Schlössern stehen. »Ah, hier ist was.«
    Karl warf mir einen Seitenblick zu. »Meinst du?«
    »Du nicht?«
    »Ich würde drauf wetten.«
    »Zwanzig Dollar.«
    Ein kleines Lächeln. »Zwanzig Dollar, abgemacht.«
    Er warf nicht einmal einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand kam – sich nähernde Schritte hätte er schon von weitem gehört. Er knackte die beiden Schlösser, öffnete die Tür und schaltete das Licht ein.
    »Büromaterial?« Ich trat in den Raum. »Unmöglich. Es muss noch irgendwas anderes sein. Sie verwenden dieses Zeug zur Tarnung.«
    »Ein guter Gedanke, aber wenn es hier irgendwas Wertvolleres gäbe, wären nicht nur Schlösser an der Tür. Ich glaube, mehr als das hier findest du nicht. Diebstahl von Büromaterialien ist ein ernsthaftes Problem jedes Unternehmens.«
    »Typen, die eine Viertelmillion im Jahr verdienen, klauen« – ich griff in die nächststehende Schachtel – »Filzschreiber?«
    »Nicht einfach irgendwelche Filzschreiber.« Er nahm ihn mir aus der Hand und wies schwungvoll auf die Beschriftung. »Offizielle Cortez-Corporation-Filzschreiber.« Er schob ihn mir in die Tasche. »Zum Andenken.«
    Schachteln mit gravierten silbernen Kugelschreibern – wahrscheinlich Geschenke für Kunden – standen neben denen mit Filzschreibern, aber Karls Blick glitt über sie hinweg; er wusste, wenn er mir irgendetwas von Wert gab, würde ich ein schlechtes Gewissen haben. Ein Filzschreiber, damit konnte ich leben – und jedes Mal, wenn ich ihn verwendete, nachträglich noch einen kleinen Stoß erinnertes Chaos genießen.
    »Ich nehme an, jetzt schulde ich dir zwanzig Dollar«, sagte ich, als wir den Raum wieder verließen.
    »Ich wollte ein Gentleman sein und mir das Hab’s-dir-doch-gesagt verkneifen.«
    »Es gibt wohl nichts Wertvolles auf dem gesamten Stockwerk, oder?«
    »Alle wirklich wichtigen Akten, die seltenen Formelbücher und Inhaberbonds liegen wahrscheinlich irgendwo in einem gepanzerten Gewölbe. Aber
hier
drin ist etwas von einem gewissen Wert.«
    Er zeigte auf eine Tür, an der wir gerade vorbeigegangen waren. Sie war so unscheinbar wie die anderen, ihr glatter Knauf ließ annehmen, dass sie nicht einmal ein Schloss besaß.
    »Ha, ha«, sagte ich.
    Seine Brauen stiegen in die Höhe. »Du zweifelst an mir?«
    »Nie im Leben.«
    Er nahm mich an den Schultern und schob mich zur Tür. Als ich noch einen guten halben Meter von ihr entfernt war, fing ich ein verräterisches Aufblitzen auf.
    »Sicherheitsformel.« Ich sah mich nach ihm um. »Woran hast du das gemerkt?«
    »Das mit der Formel? Einfach so ein Gefühl. Aufmerksam

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