Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
gibt, und sie ist eine verdammt gute Diebin, also …«
»Ich weiß deine Begeisterung zu schätzen, Jasper, aber der Plan sieht anders aus.«
Jaz sah mich an. »Aber diese Fähigkeit, die sie da hat …«
»… ist unbezahlbar, wenn man unbemerkt einsteigen will. Ganz meiner Meinung. Natürlich kommt Faith mit.«
»Er meint,
du
bist nicht dabei«, erklärte Bianca.
»Du und Sonny, ihr macht heute Pause«, sagte Guy. »Als Fassadenkletterer seid ihr zwar unschlagbar, aber heute geht es um Informationen, nicht um Wertsachen.«
»Aber …«
»Kein Aber. Ich brauche Rodriguez für den Computer und Faith als Wachhund und Bianca zum Suchen. Ich werde auch dabei sein, und das heißt volles Haus. Ihr anderen vier geht inzwischen die Umgebung ab. Tony und Max können vielleicht später dazustoßen, wenn wir bei der Befragung noch ein paar Muskelmänner brauchen sollten.«
Guy redete noch ein paar Minuten lang und erklärte das Treffen dann für beendet. Jaz sah geradeaus; sein Blick war leer, und er wirkte ungewohnt gedankenverloren. Dann drückte er mir die Hand und zwinkerte.
»Ich bring das in Ordnung.«
Ich hätte sagen können, dass die Welt nicht untergehen würde, wenn er den Einbruch heute Abend verpasste. Aber es hätte ihn nicht umgestimmt. In mancher Hinsicht war Jaz wie ein Kind – was er wollte, das wollte er, und zwar sofort. Es hörte sich nach Unreife an, aber es steckte kein wirklicher Egoismus dahinter, und er machte auch keine Szenen, wenn er seinen Willen nicht bekam. Wie gestern Abend. Er hatte zugegeben, dass er frustriert gewesen war, aber er hatte trotzdem bis zum Mittag gewartet, bevor er anrief, nur für den Fall, dass ich einen Kater hatte, und danach hatte er mich zum Mittagessen eingeladen. Bei Jaz wirkte das »Ich will es haben, und ich will es jetzt gleich« beinahe wie … Unschuld. Wie die Reinheit eines Impulses.
Als die Versammlung sich auflöste, wippte er auf den Fersen – ein Windhund vor Beginn des Rennens.
Guy sah von seiner Unterhaltung mit Bianca auf und rief: »Jaz, Sonny, kommt mal her! Ich habe einen Auftrag für euch.«
Jaz lehnte sich zu mir hin, seine Hand streifte meinen Hintern. »Mist! Das war eigentlich nicht das, was ich jetzt hören wollte.«
Seine Finger spielten mit dem Saum meines Minirocks, seine Augen funkelten, sein Mund näherte sich dem meinen. Auch jetzt vergaß er wieder alles, was um uns herum geschah. Ein Räuspern von mir ließ ihn innehalten.
»Selber schuld.« Sein Blick traf meinen, die sexy Augen unter den schweren Lidern waren dunkel vor Begehren. »Wenn du eine Hexe wärst, würde ich glauben, du musst einen Zauber gewirkt haben.«
Bei jedem anderen wäre das abgedroschene Anmache gewesen. Aber bei Jaz ließ es mein Herz einen Schlag aussetzen. Wenn er in meine Nähe kam, versank die Welt im Wirbel seiner Aura, den von ihm ausgehenden Chaosschwingungen, und plötzlich wusste ich auch, woher sie kamen – es war der kindliche Aspekt seiner Persönlichkeit, der etwas sah, das er wollte, und danach griff, frei von allen Schuldgefühlen und Selbstzweifeln.
Ich legte den Kopf in den Nacken, öffnete die Lippen, als er …
»Jaz!«, bellte Guy. »Hörst du mir eigentlich zu? Komm hier rüber!«
Ein Aufflackern von Ärger, aber es war verflogen, bevor ich mehr als den ersten Funken gesehen hatte. Jaz schob mich vor sich her, als er zu Guy hinüberging.
»Sorry, Boss. Hab gedacht, du redest noch mit Bee. Du hast einen Job für uns, hast du gesagt.«
»Für dich und Sonny. Faith brauche ich hier.«
»Verdammt!« Er wandte sich an mich. »Ich ruf dich an, sobald ich fertig bin. Dann treffen wir uns zum …«
»Zu gar nichts. Das hier ist Arbeitszeit, Jaz, keine Freizeit. Du scheinst neuerdings Schwierigkeiten zu haben, zwischen den beiden zu unterscheiden.«
Kein ganz unberechtigter Vorwurf, aber an der Art, wie Jaz erstarrte, war unverkennbar, dass er sich nicht gern zurechtweisen ließ.
»Alles okay«, sagte ich zu Guy. »Als du angerufen hast, haben wir unser Mittagessen stehen lassen müssen, also hatten wir vor, nachher zusammen irgendwas zu essen. Aber daraus wird jetzt offensichtlich nichts mehr, was unter diesen Umständen ja verständlich ist.«
»Schön, in Ordnung. Ich sorge dafür, dass ihr irgendwas zu essen kriegt, bevor wir gehen, aber ein Tête-à-tête ist ausgeschlossen. Das hier wird ein sehr sensibles Unternehmen, und ich will, dass ihr beide bei der Sache seid. Und zwar ganz bei der Sache.«
»Werden wir
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