Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Radar bei Frauen besser funktioniert als bei Männern, Karl? Seit ich hier in Miami bin, habe ich so viel Aufmerksamkeit bekommen, dass mein Selbstbewusstsein kräftig Auftrieb gekriegt hat, aber ich kann dir versichern, Guy ist absolut nicht an mir interessiert.«
Er murmelte etwas Unverständliches, ging aber nicht weiter darauf ein. Er fuhr einfach um den Block und kehrte dann zurück, um sich den Fleck unter dem Balkon näher anzusehen.
»Schade, dass Guy dazwischengekommen ist«, sagte ich, als wir uns zur Rückseite des Gebäudes schlichen. »Sonst hätte ich einfach mit dir an der Leine nach unten gehen können, bevor du dich zurückverwandelst.«
Sein Blick teilte mir mit, dass er die Bemerkung keiner Antwort zu würdigen gedachte.
»Ich hab immer einen Hund haben wollen«, sagte ich – beinahe rennend, um mit ihm Schritt zu halten. »Meine Brüder hatten beide eine Hundeallergie, hab ich dir das erzählt?«
»Ein-, zweimal.«
»Vielleicht könntest du eines Tages einfach mir zuliebe …«
»Bring diesen Satz gar nicht erst zu Ende!«
Ich grinste und trabte voraus, identifizierte den richtigen Balkon und winkte Karl zu mir. »Du hast oben in der Wohnung kein Blut gefunden, stimmt’s?«
Er schüttelte den Kopf, während er in die Hocke ging.
»Und Fährten? Jaz und Sonny hast du identifizieren können, oder? Oh, und jetzt weißt du auch, wie Guy riecht …«
»… nämlich wie Eau de Cologne, was« – ein Blick zu mir herauf – »die meisten Männer nicht verwenden, wenn sie auf der Suche nach verschwundenen Freunden sind.«
»Na ja, für mich hat er es auch nicht benützt, er hat schließlich nicht wissen können, dass ich wieder in der Wohnung bin. Vielleicht hat er wirklich auf Gesellschaft für den Abend gehofft – war unterwegs, um ein paar Clubs abzuklappern, auf andere Gedanken zu kommen. Aber ihn selbst hast du trotzdem noch riechen können, oder?«
»Undeutlich.«
»Na ja, dann müsstest du die vier entscheidenden Gerüche aber doch haben, einschließlich dem meinen. War außerdem noch jemand …«
Er legte mir einen Finger auf die Lippen. »Nein, es war sonst niemand dort. Und darf ich jetzt vielleicht das zu Ende bringen, was ich hier zu erledigen versuche? Bevor jemand uns hört?«
»Entschuldige! Ich bin einfach …«
»Nervös. Ich weiß.« Als er sich wieder bückte, glaubte ich zu spüren, wie seine Lippen meinen Scheitel streiften. »Nur ein paar Minuten noch, und ich habe die Antworten für dich.«
Er schnupperte am Boden, ohne mich zu bitten, ich möge mich abwenden. Dann warf er mir die Autoschlüssel zu. »Geh schon mal zurück zum Auto! Ich bringe das hier zu Ende.«
Wenige Minuten später schob er sich auf den Fahrersitz. »Nichts.«
»Keine Spur von Jaz und Sonny?«
»Fast keine Spur von irgendwem. Es gibt kaum einen Grund, weshalb jemand dort entlanggehen sollte, wenn er keinen Einbruch plant. Nirgends eine Terrasse im Erdgeschoss, und es ist auch keine Abkürzung. Die einzigen Spuren, die ich gefunden habe, waren sehr schwach.«
»Das heißt alt.«
Er nickte.
»Und oben? Nur wir vier?«
»Das ist schwieriger zu sagen. Natürlich hat dort viel mehr Betrieb geherrscht, und es ist schwierig für mich, eine einen Tag alte Fährte von einer zu unterscheiden, die erst eine Stunde alt ist. Aber ich bin mir einigermaßen sicher, dass heute sonst niemand in der Wohnung war. Und ich bin mir absolut sicher, dass niemand auf diesen Balkon oder von ihm runtergeklettert ist. Wenn die Balkontür offen war, dann deshalb, weil einer von den Jungen sie aufgemacht und dann nicht richtig geschlossen hat.«
»Verdammt, das ergibt doch alles keinen Sinn.«
»Nein, das tut es auch nicht.«
[home]
Hope
Gefährtin
W ir fuhren zurück zu meiner Wohnung. Als wir das Gebäude betraten, sagte ich: »Danke, Karl.«
Er zögerte, eine Hand am Türknauf.
Ich berührte seinen Arm. »Ich mein’s ernst. Danke.«
Er nickte. Als wir durchs Foyer gingen, räusperte er sich. »Ich bin mir sicher, morgen könnte es für dich etwas hektisch werden, aber wenn du Zeit hättest, würde ich dich gern zum Abendessen ausführen.«
»Abendessen? Äh, sicher.«
»Ich habe Geburtstag.«
Die Feststellung war so vollkommen untypisch für Karl, dass ich stumm blieb, bis wir den Aufzug erreicht hatten.
»Ich würde dich jetzt fragen, wie alt du wirst, wenn ich nicht wüsste, dass ich darauf nie eine Antwort kriegen werde.«
»Fünfzig.«
Ich dankte dem Himmel dafür, dass Karl sich
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